Costa Brava: Entdeckungsreise im Dali-Dreieck

Drei Museen, die er selbst maßgeblich gestaltete, erinnern heute im Norden Kataloniens an den weltberühmten Künstler Salvador Dali. Für Besuche ist eine Online-Zeitbuchung ratsam.

Kurz nach dem Mittag legt das gelbe Fischerboot am Steg im kleinen Küstenort Portlligat an, um eine Handvoll Gäste aufzunehmen. Es trägt den Namen “Gala”, und das aus gutem Grund. Denn dieses Boot gehörte einst Salvador Dali (1904 -1989), der es nach seiner Ehefrau benannte. “Als einer seiner Bediensteten in Rente ging, schenkte der Maler es ihm”, erzählt Bootsführer Jordi. Heute gehört es einer Tochter des damaligen Angestellten.

Der Bootssteg ist nur wenige Meter vom einstigen Wohnhaus des eigenwilligen Künstlers und seiner Muse Gala entfernt. Die Fahrt geht aufs türkisblaue Meer hinaus, entlang der schroffen Küste der Halbinsel Cap Creus, die unter Naturschutz steht. Das weiße Gebäude mit dem weitläufigen Garten und den typischen eiförmigen Gestaltungselementen wird immer kleiner, bis es ganz aus dem Blickfeld verschwindet.

Wohnhaus und Atelier in Portlligat

Die Landschaft, das spezielle Licht und das Seeklima mit dem Tramuntana, einem heftigen Wind, haben Dali, aber auch andere Maler wie Picasso oder Matisse, die zeitweise hierher kamen, inspiriert. Im Atelier mit Blick aufs Meer entstanden die meisten seiner Werke. Noch heute steht auf einer Staffelei ein unfertiges Gemälde mit Engelsmotiv, Pinsel und Farben liegen griffbereit – als sei der Künstler nur mal kurz weggegangen.  

Staffelei mit Blick aufs Meer in Dalis Atelier @S. Redlich

“1930 kaufte Dali eine kleine Fischerhütte und vergrößerte sie über 40 Jahre Stück für Stück um weitere Anbauten”, erzählt Kunsthistorikerin Lucia bei der Führung durchs Haus. Das erklärt den etwas verwinkelten Charakter. Dennoch sind Ess-, Wohn-, Schlaf- und Badezimmer großzügig gestaltet, detailreich und fantasievoll ausgestattet.

Zwischen Traum und Realität

Hier sitzen Schwäne mit ausgebreiteten Flügeln auf einem Bücherregal, dort hängt ein riesiger asiatischer Papierschirm mit Blumenmuster an der Decke. Dali bezeichnete seinen Wohnort als “den Ort der Produktion, der ideale Ort für meine Arbeit. Alles passt dazu: Die Zeit vergeht langsamer und jede Stunde hat ihre eigene Dimension.” Zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges zogen seine Frau und er in die USA. Erst 1948 kamen sie nach Portlligat zurück. Nach Galas Tod 1982 kehrte der Mann mit dem markanten Schnurrbart dem Haus den Rücken.

Portlligat unweit des beliebten und malerischen Städtchens Cadaqués ist einer von drei Standorten an der nördlichen Costa Brava (zu deutsch: wilde Küste), die eng mit dem Namen Salvador Dali verbunden sind. Wie kaum ein anderer steht er für den Surrealismus. Eine Kunstbewegung, die in den 1920-er Jahren in Frankreich entstand, Traum und Realität verbindet. Die Werke zeigen das Unbewusste und Absurde, zeichnen sich durch ungewöhnliche Kombinationen von Gegenständen, verzerrte Realität und oft rätselhafte Bildinhalte aus.

Theater-Museum in Figueres

Weltberühmt ist das Museum in Figueres, etwa 200 Kilometer nördlich von Barcelona gelegen. Dali entwarf und plante es in seinem Geburtsort auf den Überresten eines im Spanischen Bürgerkrieg  abgebrannten Theaters. Nach 14 Jahren Bauzeit wurde es 1974 mit der ersten Ausstellung des Künstlers eingeweiht. Mit seiner dunkelroten Fassade, den Burgtürmen, den Eiern auf dem Dach, den Oscar-ähnlichen Statuen und der gläsernen Kuppel gilt es heute als Wahrzeichen der rund 50.000 Einwohner zählenden Stadt.

Das Dali-Museum in Figueres zieht Besucher aus aller Welt an. ©S. Redlich

Besucher aus aller Herren Länder reihen sich geduldig in die Schlange vor dem Eingang ein, um zu warten, bis auf einer digitalen Anzeige ihr Zeitfenster aufleuchtet und sie eintreten können. Jährlich kommt fast eine Million Touristen hierher.

Mehr als 1.500 Kunstwerke

Eine Glaskuppel bedeckt die gut 15 Meter hohe Eingangshalle des Museums. An ihrer Stirnseite zieht ein monumentales Wandgemälde die Blicke auf sich: ein menschlicher Körper, der aus einer Küstenlandschaft erwächst. Im Innenhof steht ein Cadillac, auf dem eine üppige Venus-Statue platziert ist.

Der Rundgang führt zu über 1.500 Kunstwerken aus allen Schaffensphasen des berühmten Katalanen: Gemälde und Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen und Fotografien, Installationen und Gravuren. In einem als Wohnzimmer gestalteten Raum bildet sich vor einer Treppe eine kleine Schlange. Der Blick durch eine überdimensionale Lupe oben auf der Empore lässt das Gesicht der Hollywood-Schauspielerin Mae West erkennbar werden – ein rotes Sofa als Lippen, ein Kamin als Nase, zwei Gemälde als Augen. Der kinderlose Dali vererbte das Museum dem spanischen Staat und ließ sich hier auch bestatten.

Schloss Pubol für Ehefrau Gala

Seine Frau Gala fand dagegen ihre letzte Ruhe in ihrem Schloss in Pubol, einem kleinen Dorf im Landesinneren. Es stammt aus dem 11. Jahrhundert. Ihr Ehemann hatte es für sie gekauft und stattete es unter anderem mit Thron, Himmelbett, Pianosaal sowie Bibliothek aus. Ein Raum ist der Kollektion von Galas Haute-Couture-Garderobe vorbehalten. Im Schlossgarten plätschern Wasserbecken, ein Pool ist mit Wagner-Köpfen verziert. Langbeinige Elefantenskulpturen ragen hinter blühenden Sträuchern hervor. 

Anders als an beiden anderen Standorten im Dali-Dreieick hält sich der Besucherandrang auf Schloss Pubol in Grenzen. Doch der Weg lohnt sich unbedingt. In dem mittelalterlichen Gebäude ist die besondere Verbindung zwischen dem Paar spürbar. Ihm zuliebe verließ die zehn Jahre Ältere ihren Ehemann, den französischen Schriftsteller Paul Eluard, mit dem sie eine Tochter hatte.   

Dali verehrte seine Ehefrau Gala wie eine Göttin. ©S. Redlich

„Ich liebe Gala mehr als meine Mutter, mehr als meinen Vater, mehr als Picasso und selbst mehr als das Geld,“ sagte der Künstler einmal. Die aus Russland stammende Schönheit war nicht nur seine Muse, sondern ordnete für ihn die Alltagsdinge. Doch sie gönnte sich auch manche Freiheit, zum Beispiel den einen oder anderen jüngeren Liebhaber. Wollte Dali sie auf Schloss Pubol besuchen, musste er sich vorher anmelden.      

Mehr Informationen: http://www.salvador-dali.org

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Sylvia Redlich

Autor Kurzvorstellung:

Sylvia Redlich ist seit 40 Jahren als Journalistin für Tageszeitungen und Magazine tätig. Erfahrungen hat sie unter anderem als Gerichtsreporterin und Autorin zu Themen aus den Bereichen Gesundheit, Immobilien, Energie oder Reisen. Hier finden Sie ihre Beiträge auf Reise-Stories.de.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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