Brixen und die Plose: Wundersame An- und Abfahrten

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Die Plose ist mehr als die Trametsch
24 Dukaten und ein Elefant
Nachts in Brixen
So kann man es auf der Terasse des Rosalpina aushalten

Ach, die Abfahrt! Die Abfahrt ist das Schönste eines Skitages. Nachdem man das Gelände auf und ab, kreuz und quer durchfurcht hat, kommt dann der Höhepunkt. Die Abfahrt. Schön deswegen, weil es dann vorbei ist mit der Plagerei, und schön, weil man vor der Abfahrt noch ein Glasl zu sich nimmt, sich etwas Mut antrinkt, bevor es hinab geht vom Berg zurück ins Tal. Die Abfahrt ist wie der Abgang des Weines, wenn man das Glas leert.
Aber was macht man, wenn das Skigebiet nur eine Abfahrt hat und kein Gebiet? Wenn das Gebiet die Fläche an der Bergstation ist, die einen direkt zurück ins Tal weist. Man kann doch nicht morgens aus der Gondel steigen, um den Tag direkt mit der Abfahrt zu beschließen! Und das um 9.00. Man kann auch nicht nur Abfahrten fahren, wo soll das hinführen, wenn nicht zu einer verkehrten Skiwelt. In Brixen auf der Plose war das so, jedenfalls gefühlt. Verrückt, als käme der Kaiser in die Stadt, unerkannt, will er auch bleiben, haut dann aber ein Trinkgeld raus, dass jeder merkt, der kann das nicht mit Arbeit verdient haben, das muss der Monarch sein. So passiert in Brixen, aber da machen auch geschenkte Elefanten Station, zwei Wochen lang! Irres Städtchen am Eisack.
Zurück zur Trametsch, so heißt die Abfahrt. 9 Kilometer ist sie lang, und an ihr kommt man nicht vorbei. Wer die Brenner-Autobahn gen Süden zu seinen geliebten Winterdestinationen fährt, sieht in Fahrtrichtung links, also im Osten, ein weißes Band im Wald blitzen und denkt sich „uih, die ist aber steil.“ So teuflisch nun auch wieder nicht, dass man befürchten müsste, ein Fahrfehler könnte den Abschied vom Wintersport bedeuten, aber doch knackig genug, um sich herausgefordert zu fühlen. Es gibt also einen guten Grund, St. Andrä und die Bergbahn anzusteuern. Die Trametsch ist mit ihren 9 Kilometern Länge und 1 400 Metern Höhenunterschied nicht nur die längste Talabfahrt in ganz Südtirol, sondern bietet am Startpunkt, der auf 2446m Meereshöhe liegt und als Plosepiste beginnt, auch einen faszinierenden Ausblick auf eine grenzenlose Bergwelt. „Die Trametsch ist eine Piste, die zu dir spricht”, so wurde einmal das Besondere der Piste umschrieben, nun gut, das wundert in Brixen nicht. Der Elefant, der 1551 durch Brixen bis Wien reiste, hieß Soliman I und sprach nicht, der Kaiser, der 1835 heimlich über Brixen nach Rom reiste und im Gasthof zum Elephanten nächtigte, hieß Franz Joseph II. und sprach auch nicht, jedenfalls nicht als Kaiser, sondern als ein Graf von Falkenstein. Das kaiserlich-verräterische Trinkgeld betrug 24 Dukaten.
Diese und andere wundersamen Geschichten wurden uns auf einer historischen Stadtführung mit schauspielerischer Unterstützung erzählt, als wir die schwatzhafte Trametsch längst hinter uns hatten. Diese wurde nicht willkürlich in den Wald gefräst, sondern behielt eine natürliche Linienführung bei und setzt auch für den nicht-schwarzen Abfahrer Akzente, wenn dieser Kondition mitbringt. Der erste Teil, die Plosepiste, führt über weite freie Hänge und erlaubt den Ausblick auf die Geislerspitzen. Im Kreuztal beginnt der Waldteil, nunmehr ist sportliches Fahren gefordert auf steilen Kurzpassagen und wenigen Gleitstücke. Schließlich wird die Piste enger und dank kurviger Trassenführung reicher an Variationen.
Man kann die Trametsch auch mehrmals fahren, einmal nahmen wir den Schlitten, was auch nicht so ohne war, vor allem, wenn man nicht weiß, wie man richtig bremst.
Doch inzwischen ist es nicht die Trametsch allein, die einen nach Brixen lockt, von der Stadt und ihren Geschichten, Küchen und Kirchen ganz zu schweigen. Seitdem die Lifte zur Pfannspitze durch eine Gondel ersetzt worden sind, hat sich in der Höhe ein – auch im Sommer – attraktives Gebiet entwickelt, das mit dem Hotel Rosalpina und seiner Terrasse eine Oase für Sonnenhungrige direkt gegenüber der Geißlerspitzen anbietet.
Und über die An- und Abfahrt ist auch noch nicht das letzte Wort gesprochen worden. Seitdem die Pustertaler Bahn mit dem neu gebauten Bahnhof Vierschach die Skigebiete „Kronplatz“ und „Drei Zinnen Dolomiten“ näher zusammengebracht hat, und nun auch das Skigebiet „Gitschberg-Jochtal“ skifreundlich angebunden werden soll, liegt es nahe, auch die Plose und Brixen diesem Skikarussell hinzuzufügen. Aber auch wenn keine Elefanten auf die Piste gebracht werden sollen, mit einem Trinkgeld, selbst wenn dieses kaiserlich sein sollte, ist dieser Aufwand nicht zu stemmen.
Information:
www.plose.org
www.dolomitisuperski.com

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Hans-Herbert Holzamer

Autor Kurzvorstellung:

Freier Journalist und Autor

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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