VON JUPP SUTTNER // Bald kann man wieder richtig nach Italien reisen. Und dabei dem deutschen Frühjahr 2021 entfliehen, das sich eher wie Herbst geriert. Mit Nässe und einer Kälte, die über den Kragen den Rücken hinab kriecht. Unsere Seele wünscht sich nach Sommer.
Nun – man kann ihn zumindest ein klein wenig herbei-illusionieren. Beispielsweise, indem man zur nördlichsten Piazza Italiens reist. Die trägt den Namen Odeonsplatz und liegt mitten in – München. Man muss also nicht über den Brenner. Sondern man muss nur auf die Freifläche der italienischen Bar-Restaurant-Lounge Tambosi. Dort sitzen, einen Espresso schlürfen, auf die Theatinerkirche blicken und das gesamte Ensemble des Platzes aufsaugen – ist schon sehr, sehr italo-like.
Die am Caffè vorbei stöckelnden Münchner Damen werden dabei für den Betrachter sofort zu signorinas. Ciao bella! Ob die vorbei strawanzenden Münchner Kerle in der Phantasie der vor dem Tambosi thronenden einheimischen Frauenwelt in gleichem Maße zu Latinos mutieren – kann ich nicht beurteilen. Aber würde den hiesigen Giesinger und sonst woher stammenden Ladies diese euphorische Sichtweise von Herzen gönnen und höre sie schon innerlich locken: „Servas bello, wia geht’s?“.
Jene italienische Stimmung, die der Odeonsplatz verströmt, ist natürlich nur an wirklich warmen Nachmittagen präsent. Wenn beispielsweise der Föhn – aus welchem Land wohl kommend? – sich über München legt. Und genau diese momentan nicht allzu zahlreichen Tage sollte man nutzen! Am besten in der Home Office-Mittagspause – von der ihr dann erst zu Sonnenuntergang, wenn ihr ein wenig zu frösteln beginnt, ins warme Heim-Büro zurück kehrt.
Natürlich solltet ihr am Odeonsplatz unbedingt – falls wieder geöffnet – der Theatinerkirche einen Besuch abstatten. Man hat vom Tambosi aus deren imposante Fassade ständig im Blick – rund 340 Jahre alt ist sie und als erster Spätbarock-Bau außerhalb Italiens in die Kirchen- und Architekturgeschichte eingegangen. Ihr solltet euch dann wirklich mal die Zeit nehmen, sie auch innen zu besichtigen. Kniet dann nieder – und bittet um einen guten Sommer 2021.
Des weiteren gibt es am Odeonsplatz auch noch die zu Ehren des bayerischen Heeres erbaute Feldherrnhalle, in Auftrag gegeben von Ludwig I. und 1841 bis 1844 nach dem Vorbild der Loggia die Lanzi in Florenz errichtet. Am Münchner Nachbau stehen die Feldherren Tilly und Wrede sowie zwei Löwen – ein bayerischer und ein preußischer. Den preußischen erkenne man daran, so früher der Volksmund, als er noch nicht p.c. war, dass er immer das Maul offen habe.
Knapp 90 Jahre nach ihrer Einweihung verkam die Feldherrnhalle bis zum Ende der NS-Zeit zur ekelhaften Kultstätte der Nazis. Doch darüber ein anderes Mal. Jetzt lieber auf der Piazza Odeon – an Italien denken. Und – an ein bisschen Sonne.
Grazie…
Infos
Angrenzend an den Odeonsplatz befindet sich der Hofgarten, 1613 bis 1617 als Renaissance-Garten im italienischen Stil im Auftrag des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern angelegt.
Des weiteren ist der O-Platz verknüpft mit der Residenzstraße, der Briennerstraße, der Ludwigstraße, der Feldherrnhalle im Süden, dem Palais Leuchtenberg im Westen, dem Basargebäude (inklusive Tambosi) im Osten sowie natürlich mit dem Odeon, einem ehemaligen Konzerthaus des 19. Jahrhunderts, das 1827 der Namensgeber des Platzes war. Das Odeon (Baumeister Leo von Klenze) brannte im Zweiten Weltkrieg ab und ist restauriert seit 1952 Dienstsitz des Bayerischen Innenministeriums.
Anreise u.a.: U3, U4, U5, U6.
Weitere Reise-Tipps für München, Oberbayern und Bayern: www.einfach-muenchen.de , www.oberbayern.de , www.bayern.by
Zu eurer Info: Für die Veröffentlichung obigen Tipps erhalte ich: 0,00 Euro. Warum ich trotzdem diesen Text schrieb? Weil ich sie einfach SUPER finde, diese Möglichkeit, mitten in München Italien zu erleben – und dies euch mitzuteilen wünschte : – )