Da lacht mich das kleine Örtchen Saint-Claude im Tal des Zusammenflusses von Tacon und Bienne an, als ich die Brücke überquere und in das weitläufige Tal des Juragebirges eindringe. Noch bevor ich die eindrucksvolle Kathedrale St. Pierre wahrnehme die sich hoch aus dem Ort Import begegnet mir direkt am Ortseingang an einer Hauswand ein überdimensionales Bild einer Tabakpfeife. Die pfeife ist heute das Element, diesem altehrwürdigen Ort dessen Wurzeln auf das fünfte Jahrhundert und das Kloster von Condat zurückgehen. Mit jedem Kloster bzw. den Überresten dieses bauwerks werde ich mich später noch im staatlichen Abteimuseum beschäftigen.
Mein Interesse gilt zunächst der Tabakpfeife denn es scheint, als wimmle dieser Ort vor Pfeifen, und damit sind sicherlich nicht die Menschen in diesem Städtchen gemeint. Denn zunächst lockt mich das Museum für Pfeifen und Diamanten direkt neben der Kathedrale. Eine weltweit einzigartige Ausstellung, in der selbst Nichtraucher ins Staunen geraten. Denn hier finden sich nicht nur zahlreiche Formen und Ausprägungen des beliebten Rauchgerät, sondern vor allem geschnitzte Werke mit prominenten Charakterköpfen der französischen und internationalen Society. Da treffe ich auf zahlreiche französische Präsidenten, Schauspieler und Regisseure wie Louis de Funés auch Papst Johannes Paull II. ist dabei und die Figuren Asterix und Obelix. Staunend setzte ich meine Besuch durch die Hallen des Museums fort und entdecke wie diese charakteristischen Pfeifenköpfe hergestellt werden. Denn zunächst wird eine Form gegossen, die als Vorlage für das spätere Schnitzwerk dient. Im letzten Raum habe ich die Ehre den Kapitalsaal zu entdecken, in dem zweimal im Jahr die Inthronisierung der Mitglieder der Bruderschaft der Pfeifenraucher stattfindet. Zu ihr zählen selbstverständlich nur ausgesuchte und erlesene Persönlichkeiten. Im Nebenraum habe ich dann noch die Möglichkeit mich über die Kunst des Diamanten Schleifens zu informieren, dieser Teil wurde sicherlich hinzugenommen um das Pfeifenmuseum um eine weitere Attraktion zu bereichern.
Innerlich entflammt von den vorzüglichen Kunstwerken des Pfeifenmuseums begebe ich mich einige Straßen hinab in Richtung Fluss zum Atelier Genod, einer echten Pfeifenmanufaktur, in der bis heute noch zahlreiche Rauchgeräte für den regionalen und internationalen Verkauf gefertigt werden. Interessiert schaue ich Sebastien zu der hier als Pfeifmacher seinem Handwerk nachgeht. Aus der harten Wurzel des Bruyerebaumes werden zunächst die kantigen Rohlinge geschnitten dann wird das Zugloch in den Pfeifenkopf hineingebohrt und zuletzt wird zunächst mit der Maschine und in folge dann per Hand der Pfeifenkopf in seine endgültige Position gebracht. Ist die Form einmal festgelegt und die Maschine darauf ausgerichtet dauert das nur ein bis zwei Stunden bis so eine Pfeife endgültig fertig ist. Dabei wird das Mundstück aus Ebonit oder Acryl direkt auf den Pfeifenkopf aufgesteckt und beim Finish mit geschliffen. E Voilà – fertig ist die rauchbare Pfeife. Begeistert folge ich den einzelnen Arbeitsschritten die Sebastien hier in seiner kleinen Werkstatt zusammen mit seiner Mitarbeiterin Sandrine vornimmt. Sandrine ist dabei zuständig für die Färbung unebener Pfeifenköpfe, die sozusagen zweite Wahl sind und mit der Einfärbung durch schwarze Beize verschönert werden.
Bereits in jungen Jahren begann Sebastien sich für die Kunst des Pfeifenbauens zu interessieren, sehr ungewöhnlich für einen jungen Mann, noch dazu, wo heute fast keine Pfeifen mehr handgefertigt werden. Er übernahm die Werkstatt vor einigen Jahren von seinem Altmeister Genod und führte dieses traditionsreiche Handwerk, das hier immerhin schon seit 1865 besteht, fort. Sebastian selbst raucht am liebsten Pfeifen mit kleinen Köpfen verrät mir der Maítre de Pipe im Gespräch. Die Menschen hier im Jura sind in den Tälern aus Tradition sehr erfindungsreich. Das liegt wohl an den kalten und schneereichen Wintermonaten in denen die Menschen wenig Entwicklungsmöglichkeiten in den klassischen Wirtschaftsbereichen wie etwa Landwirtschaft und Industrie hatten. Und so kam es zu allerlei kuriosen Handwerklichkeiten, die sich heute wieder hoher Beliebtheit erfreuen.
Spaziert man durch den Ort Saint-Claude, steht alles im Zeichen der Pfeife, ob es Mülleimer oder Verkehrsinsel-Dekoration ist, oder auch die überdimensionale und tatsächlich rauchende Pfeife auf dem Zentralplatz neben dem Tourismusamt ist – hier ist die Pfeife zu Hause.
Doch es gibt noch etwas anderes in diesem Ort zu sehen die Überreste des Klosters Conad, der Abtei von Saint-Claude aus dem 5. Jahrhundert sind in den Kellern des Abteimuseums mit den Stiftungen des Museums von Guy Bardonne und René Genis zu entdecken und lassen den Besucher regelrecht erschauern. Denn die Gebeine des ersten Abtes wurden hier freigelegt und sind noch deutlich in dem unter Glas verschlossenen Boden der alten Abtei zu sehen. Darüber befindet sich das Museum mit Meisterwerken aus dem 20 Jahrhundert aus einer Sammlung der Künstler Guy Bardone und René Genis.
Entspannt genieße ich den Ausblick auf das abendliche Städtchen im Vollmond und erfreue mich der Kulisse des Juragebirges mit seiner malerischen Zeichung. Entdecke ich da nicht kleine Wölkchen neben dem Mond? Nein das muss ein Zufall sein, denn der Mond raucht hier bestimmt nicht Pfeife, schmunzle ich bei mir bevor der Tag zu Ende geht.
Alles nur gespielt? Das Spielzeugmuseum von Moraine
Mich zieht es weiter in die Berge des Juragebirges weiter in den Ort Morain en Montagne. Denn hier befindet sich Europas größte Sammlung an Spielzeugen und spielen auf einem Raum. Mehr als 2000 Exponate der Vergangenheit und Gegenwart sind hier ausgestellt und lassen nicht nur Kinderherzen höher schlagen, denn so manch ein Besucher wird sich an dem ein oder anderen Stück an seine eigene Kindheit erinnert fühlen, eine Zeitreise durch die Welt des Spielens beginnen. Schon im Mittelalter fertigten die Bauern seit dem 14. Jahrhundert in den kalten Wintermonaten kleine Gegenstände und Spielsachen für die Kinder der Pilger, die es vor allem nach Saint-Claude, in den berühmten Wallfahrtsort und zu der dortigen Abtei zog. Das 18. Und 19. Jahrhundert war eigentlich die Epoche der Spielzeugfertigung in den Bergen des Juragebirges denn hier wurde gedrechselt, geschnitzt, dass die entstehenden Spielzeuge einen weltweiten Ruf erlangten.
Da entdecke ich gedrechselte und geschraubte Spielzeuge, Spielwaren aus Kunststoff und anderen Materialien, Spielbretter Geschicklichkeitsspiele Stofftiere und Puppen der verschiedensten Generationen Lokomotiven und LKWs, kurz alles was das Kinderherz heute und dazumal begehrte. Und was wäre ein Besuch eines Spielzeugsmuseums, wenn nicht die ganz Kleinen auch die Möglichkeit hätten hier und da etwas anzufassen. Eine spezielle Führung für Kinder bis 5 Jahre gibt den Kleinen die Möglichkeit, Spielzeuge in die Hand zu nehmen, welche die Museumsführerin für sie bereithält.
Was für ein gelungener Ort, denke ich bei mir, um den Spieltrieb im Erwachsenen und das Spielerische im Kind zu wecken und den Besucher zu begeistern. Ich gelange in den kleinen Ort Morez am Ufer des Flusses Bienne. Hier schlug 1796 die Geburtsstunde der Brille. Bereits im frühen 16. Jahrhundert begann man den Wasserlauf des Flusses für den Antrieb von Mühlen und zum Betrieb von Maschinen zu nutzen. Als wichtigster Verkehrsweg in der Region Genf durch den Jura nach Dole und Dijon profitierte Morez auch vom Handel.
Und im Jahr 1796 hatte Pierre-Hyacinthe Casseaux den Durchblick und hat als Nagelschmied die Idee den nagel langzuziehen und zu biegen um daraus eine Brille herzustellen. Das Glas und den Monokel gab es gleichwohl schon in England und Deutschland, aber die gefasste Brille war ein absolutes Novum, das in Morez zunächst als Zwicker und später als Brille mit Bügeln seinen Ursprung haben sollte. Bis heute ist der Ort bekannt für seine Brillenfassungen, fast zehn Millionen Stück werden hier jährlich hergestellt. Brillenmeister, Designer, Künstler und Modeschöpfer sorgen für den Durchblick, der in Morez geschaffen wird.
Und so ist es nicht verwunderlich dass zum Thema Brille ein imposantes Museum am Ufer des Flusses Bienne zum Besuch einlädt. Eindrucksvoll kann ich hier als Besucher die Entwicklung und Geschichte der Brille, vom Produktionsbeginn aus dem Jahre 1827 bis zur Brille aus Kunststoff in den 60er Jahren eine bedeutende Sammlung von mehr als 2500 Exemplaren in seiner Ausstellung beinhaltet. Doch nicht nur zahlreiche unterschiedliche Brillenmodelle verschiedener Epochen lassen sich in dem Musée de la Lunette dem Brillenmuseum von Morez entdecken, bei einer Führung mit dem neuen Direktor des Museums, Jean-Christophe Piffaut erfahre ich interessante Geschichten von den Anfängen bis zur Gegenwart der Brillenentwicklung. So erklärt mir Piffaut zu den hier ausgestellten Fächern mit optischer Linse, dass sich hier um Exponate aus den Anfängen des französischen Theaters unter Ludwig IVX. handelt. Denn dieser König war mangels Koordinationsfähigkeit ein sehr schlechter Tennisspieler und ließ kurzerhand die Tradition des französischen Tennisspiels verbieten. Die so frei gewordenen Tennisplätze wurden in Theater umgewandelt, doch waren diese nicht wie etwa die Italienischen im Halbkreis geformt, sondern in der rechteckigen Fläche konstruiert. Saß man also hinten, konnte man vom Theater nicht besonders viel sehen. Und schon gar nicht wahrnehmen, was der König vorne in der ersten Reihe Tat. Also wurden Fächer geschaffen, die eine Linse beinhalteten, mit denen aber nicht etwa das Theaterspiel sondern vor allem der König und seine Familie beobachtet werden sollte ohne dass man dabei selbst gesehen wurde. Auch das Fernrohr des Galileo ist in diesem Museum ausgestellt ebenso wie einige seltene Exemplare moderner Brillengestaltung aus den 1960er Jahren. Eine spannende Zeitreise, die ich mir auf keinen Fall entgehen lasse denn in jeder Vitrine entdecke ich neue Erstaunlichkeiten rund um die Brille und habe am ende der Führung den Durchblick über die Geschichte der Brille. Piffaut erklärt mir dass er derzeit nach einem neuen Namen für das Museum suche, denn der Begriff Brillenmuseum zöge nicht so viele Besucher an, wie gewünscht. Es müsste schon etwas Peppigeres, Außergewöhnliches und Reizvolles sein, das dieses einzigartige Museum viel besser verkörpert. Namensvorschläge sind gerne willkommen.
Beschwingt setze ich meine Reise durch das Juragebirge fort, lasse gelb leuchtende Sonnenblumenfelder und saftig grüne Hügel die sich zu harten Felsformationen emporschwingen links liegen um mein nächstes Ziel anzusteuern, das nun endlich einmal etwas Kulinarisches beinhaltet. Alles Absinth oder das grüne Gift der Dekadenz
Eigentlich müsste ich ins schweizerische Val de Travers wechseln, um die tatsächlichen Anfänge des lange verbotenen Destillats Absinth kennenzulernen. Aber ich lande nur unweit davon in einer kleinen Brennerei in La Claude er Mijoux, direkt unterhalb des mächtigen Chateau der Joux, das hoch auf dem Felsen oberhalb des kleinen Ortes thront.
Absinth wird eigentlich als das Getränk der Grünen “Fee Verde” bezeichnet, das liegt daran, dass neben der Absinthpflanze vor allem auch das grün färbende Anis und einige andere geheime Kräuter dem mystischen Getränk beigemischt werden. Im Jahre 1915 wurde das Getränk in Frankreich verboten, weil es als Spirituose der Dekadenz und als Volksdroge galt. Der preiswert herzustellende Alkoho,l der in seiner Wirkung nicht selten Schwindel, Halluzinationen Krämpfe und sogar Blindheit hervorrufen konnte, wird aus Thujon, Ethanol und anderen, für den menschlichen Körper in hoher Menge gefährlichen Substanzen hergestellt. Wurde Absinth zunächst nur medizinisch verwendet, gewann er Mitte des 19. Jahrhunderts schnell an Popularität. Die Trinkgewohnheiten der Menschen änderten sich, es galt als chic, Absinth zu genießen. Auf den Tischen der Cafes und Bars standen jene hohen Wasserbehälter aus deren Hähnen man sich tröpfelnd die Spirituose verdünnte. Dadurch erhielt der Absinth seine hellgrüne Farbe Absinth galt bald als das Getränk der Künstler und Literaten, der dichter und Denker, es zählte als modern, dekadent verrucht und doch heiß begehrt sich den Wirkungen der Grünen Fee hinzugeben. Auf zahlreichen Gemälden jener Zeit ist Absinth zu entdecken, es war gesellschaftlich etabliert. Doch mit dem Alkohol kam der Absinthismus”, der die Langzeitfolgen jenes Alkoholgenusses deutlich werden ließ. Überreiztheit und Halluzinationen waren die häufigsten Symptome. Besonders Absinthgegner hielten diese folgen mahnend hoch.
Dann der Paukenschlag: Ein Mord im Jahr 1905 in der Gemeinde Commungny in der Schweiz, der wegen seiner Grausamkeit europaweit Beachtung fand, war der letzte Auslöser für das Verbot jenes veruchten Elixiers. Zunächst wurde 1910 der Absinth in der Schweiz verboten 1915 dann in Frankreich.
Es begann die Zeit der illegalen Absinth-Destillation. Der Widerstand. Da wurden brave französische Bürger zu Gesetzesbrechern im Untergrund. Der Absinth gewann an Bedeutung in der Halbwelt. Unzählige Methoden der illegalen Produktion im Hinterzimmer wurden erfunden. Absinth gab es nur noch unter Vertrauten auf Nachfrage und in Kenntnis von Codewörtern. So ist zum Beispiel die Geschichte eines Friseurs bekannt, der seinen Kunden grünes Haarwuchsmittel verkaufte – wer seine Wirkung kante trank es lieber.
Absinth wurde das Modegetränk der verruchten Gesellschaft in den 20er Jahren. In der Dekadenz des Überflusses erfuhr es einen nie da gewesenen Bedeutungsaufschwung. In der kleinen Destillerie, die ich heute besuche, erklärt mir Gästeführerin Montana, dass im Jahr 1910 fast 36 Millionen Liter pro Jahr gebrannt wurden, heute sind es zum Vergleich nur noch 35.000. Wollte man zu jener Zeit den Konsum des Absinth unterbinden, so erzielte man nun erst recht seinen Aufschwung, bedingt durch den Reiz des Verbotenen. Razzien, Hausdurchsuchungen und ein Katz-und-Maus-Spiel der Polizei mit den illegalen Brennern nahm seinen Lauf. Es kam zu Verhaftungen, hohen Strafzahlungen, akribischen Verfolgungen der Polizei dieser Verbrecher, die von den sonst braven Bürgern der Region begangen wurden. Viel später, im Jahr 1983 fand der Absinth noch einmal in einem öffentlichen Skandal Beachtung. Als der damalige Präsident Mitterand zu einem Staatsbesuch in der Schweiz weilte und an einem Dinner teilnahm, wurde ihm zum Dessert eine grüne Fee gereicht. Eine Gefängnisstrafe für den Gastronom und politische Konsequenzen waren die Folgen dieses international beachteten Vorfalls.
All dies geht mir durch den Kopf, während ich den den frisch gebrannten Absinth in die Flaschen der kleinen Brennerei laufen sehe. Und tatsächlich erlebe ich bei der anschließenden Verkostung den Hochgenuss und die süß-bittere Versuchung jenes geschichtsträchtigen Getränks das mir an diesem Tag kredenzt wird.
Zeit, den Kopf wieder frei zu bekommen und sich die Welt einmal von oben von dem stolzen Chateau de Joux anzuschauen und einen ausgezeichneten Überblick über die Region und die umliegenden Hügel des Juragebirges zu gewinnen. Der wechselvollen meist militärisch geprägten Geschichte der Burg lausche ich an diesem Tag nur halb, meine Gedanken schweben immer noch auf den Wolken der grünen Fee die mich noch einige Zeit durch das Juragebirge begleitet.
Alles Käse in San Antoine?
Statt mich mit militärischen Konstruktionen auseinanderzusetzen zieht es mich lieber in eine Festung die heute ganz andere Zwecke erfüllt. Denn auf 1.100 Metern Höhe befindet sich die Festung Fort Saint Antoine, die einst 1880 zum Schutz der Ostgrenze Frankreichs errichtet, aber ab 1966 von dem Käse-Veredler Marcel Petite, der keineswegs klein war, in einen Reifekeller für Käse umgewandelt wurde. Hier wird der berühmte und außergewöhnliche Comté-Käse Massen gelagert. In nur einem dieser Keller werden 3000 Käselaibe mit einem Durchmesser von 70 cm und 40 Kilo je Laib gelagert. Jede dieser Laibe muss regelmäßig gedreht und gesalzen werden. Zu viel Arbeit für einen Mensche,n das erledigen Roboter hier, denen ich verzückt bei der Arbeit zuschauen kann. Allein der Eingang in das unter der Erde liegende vor Fort hinterlässt schon einen beachtlichen Eindruck bei dem Besucher, der diese heiligen Hallen der Käse-Lagerung begehen möchte. Bei weniger als 10 Grad Celsius handelt es sich hier um eine kühle Angelegenheit und ein Besuch sollte nicht ohne Jacke stattfinden. Die hier gelagerten Käselaibe werden zwischen 10 und 24 Monaten gelagert bevor sie in den Verkauf kommen und ihre Reifestufen erreicht haben. Interessiert schaue ich dem Kellermeister zu, der mir exemplarisch vorführt, wie er einen Käse auf Reife prüft. Mit einem kleinen metallenen Hämmerchen prüft er die Konsistenz des Käselaibs. Er will dieses Abtasten auf keinen Fall als Klopfen verstanden wissen. Denn er prüft dank seiner Erfahrung, ob der Käse im Inneren noch Luft oder flüssige Stellen beinhaltet. Dann zieht er mit dem Hobel eine kleine Probe aus dem Käse heraus, verkostet sie und steckt den Rest des Herausgezogenen wieder in den Käse, um ihn zu verschließe,n damit sich keine Löcher bilden. Wir sind hier ja nicht in der Schweiz lacht er, wo der Käse lauter Löcher hat.
Insgesamt sind fast 100. 000 Käselaibe in dem ehemaligen Fort eingelagert. Die Rohmilch für diesen käse wird in einem Umkreis von 25 Kilometern um die Käserei herum gesammelt, denn der Käse muss innerhalb von 24 Stunden nach der Milchgewinnung weiterverarbeitet werden. Insgesamt, so höre ich, arbeitet man mit 400 Milcherzeugern zusammen, um diese gewaltigen Mengen an Käse zu produzieren. Etwa 15 Personen arbeiten das ganze Jahr über im Fort. Das sind die Kellermeister, die Salzer, auch der Tischler der die Fichtenholzbretter erneuert. Dieses einzigartige Gewölbe hat tatsächlich etwas von heiligen Hallen in denen Erzeugnisse zur Reife kommen. Jeder Käse wird mit einem Brandeisen benannt und gekennzeichnet. Dabei werden die Käserei und das Alter ein gestempelt. Mehr und viel genauere Details kann ich über den Käse hören, es ist wirklich eine Wissenschaft, die hinter diesem Hochgenuss in tiefen Kellern steht. Und tatsächlich ist jeder Comte ein einzigartiges Erlebnis und das Fort Antoine eine Schatzkammer, die Ihresgleichen sucht. Mehr kann ich in den Jurabergen erleben, viel Natur zum Wandern im Sommer, Skifahren im Winter, hier gibt es immer etwas zu erleben. Und die kleinen, malerischen Dörfer und Städtchen, die lange Zeit abgeschlossen von der Außenwelt und doch mit hoher Bedeutung für das Umland vor sich hin lebten, haben fast alle ein kurioses Handwerk oder eine bedeutende Sehenswürdigkeit zu bieten. Eine Reise durch das Juragebirge ist sicherlich ein Erlebnis der besonderen Klasse, das ich gerne wiederholen und an anderer Stelle fortsetzen möchte.
Kurz notiert
Wie kommt man hin: In die Region Bourgogne-Franche-Comté und das Juragebirge gelangt man von Deutschland aus am besten über Freiburg oder von der Schweiz aus über Genf.
Beste Reisezeit: Um die Handwerklichkeiten der Region zu entdecken eignet sich am besten die Zeit von Juni bis September zur Erkundung der Region.
Unterkunft
Auf dem Weg von Deutschland aus lohnt sich ein Zwischenstopp in Freiburg. Hier empfiehlt sich das Premier Inn als klassiche, unkomplizierte Unterkunft. Man sollte bei der Buchung jedoch um ein Zimmer nach vorne raus bitten, da man sonst den angrenzenden Güterbahnhof akustisch erlebt.
www.premierinn.com/de/de/hotels/deutschland/baden-wuerttemberg/freiburg/freiburg-city-sued.html
Auf dem Rückweg kann man zum Beispiel in dem erst kürzlich eröffneten Premier Inn in Heidelberg übernachten und sich einem gehobenen Komfort in Altstadtnähe erfreuen.
www.premierinn.com/de/de/hotels/deutschland/baden-wuerttemberg/heidelberg.html
In Saint-Claude sollte man unbedingt in dem kleinen aber feinen Jura-Hotel übernachten, es liegt auf der anderen Flussseite und bietet einen einzigartigen Blick auf die Stadt und das Gebirge mit Sonnenuntergangs-Garantie. Bei der Buchung unbedingt um ein Zimmer zur Stadtseite hin bitten!
Nach einem Besuch im Fort Saint Antoine ist das Hotel le Lac am Ufer des Lac Saint-Point eine erholsame Abwechslung auf hohem Niveau mit Charme und kulinarischen Freuden
https://www.complexe-le-lac.fr/fr/hotel-le-lac
Unterwegs im Juragebirge unweit des Brillenmuseum befindet sich der Ort Le Rousses. Hier bildet das Hotel Le Moulin des Scies Neuves eine gelungene Alternative zu dem häufig aufgesuchten, recht extravagant geführten Hotel Manoir des Montagnes.
Museen und Sehenswüdigkeiten
Saint Claude:
Museum für Pfeifen und Diamanten: https://www.musee-du-jouet.com
Pfeifenwerkstatt Maítre Genod https://www.maitrepipier.fr
Das Abteimuseum: http://museedelabbaye.fr/home
Morez:
Das Brillenmuseum: http://www.musee-lunette.fr/de
La Cluse-et-Mijoux
Brennerei Pernot: http://fr.emilepernot.fr
Château de Joux: https://chateaudejoux.com
Saint Antoine
Das Fort Saint Antoine: http://www.comte-petite.com
Diese Reise wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung von Bourgogne-Franche-Comté Tourisme / Montagnes du Jura
https://en.montagnes-du-jura.fr
sowie den PremierInn Hotels Deutschland