Einer der besten Rotweine der Welt wächst in der spärlich besiedelten Region der alten Kulturlandschaft Langhe im Piemont. Namensgeber ist das Dörfchen Barolo. Eine der historischen Kellereien ist Damilano, deren Aushängeschild der edle Barolo Cannubi ist.
Morgennebel ziehen über die piemontesische Hügellandschaft der Langhe. Auf dem Cannubi-Hügel in der kleinen Gemeinde Barolo, der als einer der besten Weinberge der Welt gilt, haben sich die Blätter gelb gefärbt und nur noch wenige der edlen Nebbiolo-Trauben hängen an den Rebstöcken. Die Königin der roten Rebsorten findet dank der nach Süden ausgerichteten Lage und des kalkreichen Bodens, der von sandig bis tief lehmhaltig variiert, optimale Bedingungen. Kein Wunder gilt Cannubi als der Grand Cru des Barolo – und das schon seit fast 300 Jahren. Die älteste noch erhaltene Flasche mit der Aufschrift Cannubi stammt aus dem Jahr 1752 und befindet sich im Besitz der Familie Manzone in Bra.
Die spät reifende Nebbiolo-Traube ist die letzte Sorte, die eingebracht wird. „Die Lese beginnt Ende September, Anfang Oktober, wenn die ersten Nebel über das Land ziehen“, so Guido Damilano von der Kellerei Damilano, die über 10 Hektar des 15 Hektar großen historischen Teils des Cannubi-Hügels verfügt – zwei eigene, acht gepachtete. Damilano gehört zu den renommierten Weingütern des Barolo-Gebiets. Es wurde 1890 von Giuseppe Borgogno, dem Urgroßvater der heutigen Besitzer Guido, Mario und Paolo Damilano gegründet und bewirtschaftet 53 Hektar Rebfläche, auf denen ausschließlich organischer Dünger oder im Bioanbau zugelassene Produkte zum Einsatz kommen. Unkrautvernichtungsmittel werden nicht eingesetzt – statt auf die Chemokeule setzen die Agronomen des Weinguts auf Kupfer und Schwefel, und Insekten werden mit der Verwirrmethode bekämpft.
Getrunken wird der edle Rotwein, der nach dem gleichnamigen Ort benannt wurde, in Italien bereits seit dem 18. Jahrhundert und galt als Wein der Könige. Passend, denn die Savoyer, die bis 1946 die italienischen Könige stellten, hatten ihren Sitz im Piemont. 1980 erhielt der Barolo den DOCG-Status, aber trotz der Popularität in Italien setzte der internationale Boom erst Mitte der 1990er Jahre ein, und aus dem Wein der Könige wurde der König des Weines. Das Weinbaugebiet der Langhe ist seit 2014 Weltkulturerbe der UNESCO.
Neben Barolo hat sich das 1,5 Kilometer entfernte Nachbardorf La Morra mit einer Rebfläche von 750 Hektar zu einem Zentrum des Barolo-Weinbaus entwickelt. Hier befindet sich das Kellereigebäude von Damilano, wo fünf Crus 24 Monate in schwach getoasteten Holzfässern und 12 Monate in der Flasche reifen: Cannubi, Cannubi „1752“ Riserva (längere Reifezeit), Brunate, Cerequio und Liste. Die Weine zeichnen sich durch sehr unterschiedliche organoleptische Eigenschaften aus, die auf die jeweiligen Böden zurückzuführen sind. Neben diesen Crus produziert Damilano auch den Barolo Lecinquevigne, der aus Trauben von fünf verschiedenen Weinbergen der Gemeinden Barolo, Monforte, Grinzane und Novello besteht. Aushängeschild der Kellerei ist der Cannubi, dessen Jahresproduktion bei 45.000 Flaschen liegt. Der Cannubi „1752“ Riserva bleibt 60 Monate lang in einem 50 Hektoliter fassenden Holzfass und reift anschließend weitere 24 Monate in der Flasche. Jährlich werden 6.000 Flaschen mit Vintage-Etiketten produziert. Beide Cannubi erhielten von James Suckling, einem der einflussreichsten Weinkritiker der Welt, in den vergangenen Jahren mehrmals 95-98 Punkte.
Bei der Wein-Verkostung wird deutlich, wie sehr die Lage der Rebstöcke und die Zusammensetzung der Böden den Barolo beeinflussen. Elegantester Wein ist der Cannubi. Der hohe Sandanteil des gleichnamigen Weinbergs von bis zu 45 Prozent schenkt den Nebbiolo-Trauben intensive Duftmerkmale: fruchtbetonte Noten, Kirsche, Pflaume und Tabak und sich entfaltende Nuancen von Rosen und Veilchen. Wenig Kalium und ein guter Kalzium- und Magnesiumgehalt im Boden verleihen dem Wein Finesse, Eleganz und eine intensive Farbe. Barolo Brunate und Barolo Cerequio, deren Trauben auf Böden mit einem Sandanteil von 20-25 Prozent und einem Lehmanteil von 45-50 Prozent gedeihen, zeigen würzige Aromen, die an Nelke, Zimt, Muskatnuss und Lakritz erinnern. Barolo Liste, ein Produkt kalk- und lehmhaltiger Böden mit wenig Tongehalt, ist tanninbetont, kraftvoll und vollmundig. Sämtliche Weine werden im kellereieigenen Weinshop verkauft.
Wer neben dem Barolo die abwechslungsreiche Küche des Piemont probieren möchte, muss nach der Verkostung nicht weit gehen. Über der Kellerei liegt das Restaurant von Sternekoch Massimo Camia, einem der besten Köche der Langhe, der auf Wunsch auch vegetarische Köstlichkeiten zubereitet. Die 50 Seiten umfassende Weinkarte verleitet zur Wahl der Qual – nicht nur Weine aus dem Piemont und Barolo stehen zur Auswahl. Auch wenn dieser im Mittelpunkt der Weinproduktion bei Damilano steht, umfasst das Weinsortiment der Kellerei auch Langhe Nebbiolo Marghe, Barbera d’Alba, Barbera d’Asti, Dolcetto d’Alba, Langhe Arneis, Rosato, Moscato, der Aperitif Barolo Chinato, Grappa di Nebbiolo da Barolo sowie zwei neue Schaumweine. Die Gesamtproduktion beläuft sich auf 322.000 Flaschen im Jahr.
INFO
Besucher können die Weine von Damilano in zwei Weinshops verkosten: Barolo (Via Roma 31, tgl. 10.30-18.30 Uhr, Mi. geschlossen) oder La Morra (Strada Provinciale Alba, Mo-Fr 8.30-12.30 und 14.30-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr), weitere Informationen: www.cantinedamilano.it