Bild oben: Eingebettet in einen Wald liegt der idyllische Thermalsee von Bad Heviz.
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Paprika, Wein und Zigeunermusik – auf diese einfache Formel bringen viele Menschen das Land Ungarn. Wenngleich die Klischees letztendlich Wahres beinhalten, so hat das Land der Piroschka doch viel mehr zu bieten: schöne Seen, gut restaurierte Schlösser und ein breites Spektrum an Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Zudem machen die bekannte Gastfreundschaft der Ungarn und der in den vergangenen Jahrzehnten erheblich nachgebesserte Komfort in Hotels und Restaurants den noch in den 1980er-Jahren weit verbreiteten Ostblock-Mief vergessen.
Dass Ungarn heute zu den meistbesuchten Ländern Europas gehört, liegt aber auch daran, dass hier ganz gezielt in den Wellness- und Medizintourismus investiert worden ist. Immerhin verfügt Ungarn über mehr als 800 Heilquellen. Ein Paradebeispiel für die Entwicklung ist das westungarische Städtchen Bad Heviz. Es liegt 75 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt nahe am Westufer des Plattensees (sechs Kilometer) und verfügt über den weltgrößten natürlichen und biologisch aktiven Thermalsee der Welt. Das 4,6 Hektar große Gewässer wird von einer Quellenhöhle im 38 Meter tiefen Krater pro Sekunde mit 410 Liter schwefel- und mineralstoffreichem Wasser gespeist. Die große Menge des Wasserzuflusses sorgt dafür, dass sich das Wasser im See innerhalb von nur 72 Stunden komplett erneuert. Im Sommer liegt die Wassertemperatur bei 35 Grad und selbst im Winter kühlt er nicht weiter als bis auf 25 Grad ab. Schon die Römer hatte die Quelle im zweiten Jahrhundert entdeckt und genutzt. Fundstücke und einige römische Ruinen beweisen das. Vor mehr als 200 Jahren ließ Graf György Festetics I. den Ort dann zum Kurbad ausbauen. Bis heute – speziell seit den 1990er-Jahren – ist in die Infrastruktur des Kurorts intensiv investiert worden. Heute gilt Bad Heviz als das Zentrum für Gesundheitsurlaub in Ungarn.
45.000 Feriengäste (Tendenz steigend) allein aus Deutschland und Österreich unterstreichen das. Deutsche Urlauber profitieren dabei vor allem auch vom Preisgefüge im Land der Magyaren. Für 100 Euro erhält man hier Produkte und Dienstleistungen im Wert von 179 Euro – und braucht dabei nicht auf Qualität zu verzichten. Denn der Standard wird westlichen Maßstäben gerecht. Abgesehen von den vielfältigen Wellnessangeboten können Bad Heviz und Umgebung aber noch zusätzliche Trümpfe ausspielen. Wer im Urlaub sportlich aktiv sein will, findet hier ein ideales Betätigungsfeld. Laufen, Reiten, Golf spielen, Ballonfahren und die ganze Bandbreite der Wassersportarten (am nahen Plattensee) sorgen hier für ein Angebot für sportlich Ambitionierte.
Gut ausgebaute Radwege – zum Beispiel durch einen Wald aus Sumpfzypressen nach Keszthely am Plattensee locken auf das Fahrrad. Auch Übungsstunden und Ausfahrten mit dem Segway werden in Bad Heviz angeboten. Unmittelbar am Hevizer Heilsee gibt es zudem ein großes Naturschutzgebiet – wie geschaffen zum Wandern und Walken. Kulturell interessierte Urlauber werden sich in Bad Heviz an der Bäder-Architektur des 19. Jahrhunderts erfreuen. Im Stadtteil Egregy gibt es den römischen Ruinengarten und die mittelalterliche Arpaden-Kirche sowie romatische Kellergassen.
Das Highlight ist aber das barocke Schloss Festetics in Keszthely (unbedingt eine Führung buchen). Dieses prachtvolle Gebäude hat so viel interessante Geschichte erlebt und es bietet eine phänomenale Bibliothek. Wer nach Ungarn reist, will landestypisch speisen.
Das ist schon in den Hotels möglich, die – zumeist an Buffets – das komplette Spektrum der ungarischen Küche anbieten. Wer es zünftiger möchte, der geht zum Essen in die nahen Weinberge des Ortes, wo sich viele rustikal-gemütliche Lokale angesiedelt haben. Hier kann man auch die regionalen Weine wie Welschriesling, Riesling-Silvaner, Grüner Veltliner und Muskateller genießen. Und schon fühlt sich der Urlauber in seinen Klischees über Ungarn bestätigt.