Vom pulsierenden Leben in der Hauptstadt zur erholsamen Ruhe auf den Inseln – Griechenland, die Wiege der Demokratie und Mythologie hat viele Gesichter.
Foto oben: Wachablösung
Text + Fotos © Renate Wolf-Götz
Kalimera – herzlich willkommen in Athen. Mit entschlossenem Schritt lenkt uns Alexandra durch die Plaka, die Altstadt der griechischen Metropole. Vorbei an Tavernen und Souflaki-Ständen, kleinen Geschäften, Schmuckläden, Bars und Stehkneipen steuert die Stadtführerin in Richtung Monesteraki Platz am Fuß der Akropolis. Leben und Treiben herrscht in dem beliebten Zentrum der Altstadt. Neben bunten Flohmarktständen bieten Händler frische Früchte und warme Kringel an. Eine Hand voll Teenies führt mitten auf dem Platz Breakdance-Formationen zur Musik aus dem Ghettoblaster vor. Die Zuschauer drum herum wippen im Takt mit. Andere sitzen auf dem Mäuerchen vor der Maria Himmelfahrt-Kapelle und warten auf ihre Verabredung. Vielleicht kommt sie mit der U-Bahn. Seit den olympischen Spielen vor zehn Jahren gibt es unter dem Platz eine Haltestelle. Wegen den vielen Funden aus dem Altertum, die der Bau des unterirdischen Bahnhofs damals zu Tage gefördert hat, wurde die U-Bahn Station gleichzeitig zum Museum. „Damals haben sich auf dem Monesteraki Platz die Jugendlichen aus der ganzen Welt getroffen“, schwärmt Alexandra. Heute treffen sich vor allem die Einheimischen zum Warm-up für das Nightlife.
Wir sind zum Sundowner in der traditionellen Brettos Bar verabredet. Ouzo ist in der knallbunten Bar schon seit 105 Jahren Basis der mittlerweile 150 Mixturen. Der leutselige Barbesitzer denkt auch bei seinem Angebot an Wein und Likören vor allem in Superlativen. „Meine Gäste lieben die Abwechslung“. Und die bietet Pavlos an 365 Tagen im Jahr von zehn bis zwei Uhr morgens. Wie er das schafft mit seinen gut 70 Jahren? „Viel Wein und Sex hält mich jung“, lacht er.
Im Electra Roof Garden Restaurant kann man die quirlige Altstadtszene anschließend von oben betrachten. Noch faszinierender ist der Blick auf die in rötliches Licht getauchte Akropolis während des feinen, von dezenten Harfenklängen begleiteten Dinners.
Früh aufstehen ist am nächsten Morgen angesagt. Um acht legt die Fähre zum Inselhopping in der Hafenstadt Piräus ab. Im Film „Sonntags nie“, der in dem einstigen Sehnsuchtshafen gedreht wurde, hat Lale Anderson die ganze Melancholie der Griechen in dem Ohrwurm „Ein Schiff wird kommen“ besungen. Unser Schiff für die Tageskreuzfahrt Richtung Peloponnes steht schon da. Eine halbe Stunde vor Abfahrt stimmt die kleine Bordcombo ihre Instrumente. Dann spielen sich die angegrauten Musiker langsam warm, während die Fähre Kurs auf die Inseln Ägina, Poros und Hydra im Saronischen Golf nimmt. Bei ruhiger See bietet sich eine schwungvolle Sirtaki-Einlage an. Nach kurzer Einweisung in die Schrittfolge des griechischen Volkstanzes fassen sich die tanzfreudigen Gäste an den Schultern und schon fliegen die Beine nach einem Mikis Theodorakis Gassenhauer mit zunehmendem Tempo im Kreis herum. „Oba!“ ruft der Bandleader immer wieder dazwischen, was dem spanischen „Olé“ entspricht.
In bester Stimmung sind die Inselhopper dann beim Landgang auf der Insel Poros, wo schon die Ankunft, bei der sich das Schiff durch die Meerenge schlängelt, ein Erlebnis ist. Nach dem Mittagsbuffet auf der Fähre folgt mit dem nächsten Halt, der Felseninsel Hydra, ein weiterer Höhepunkt. Seit der Verfilmung des Sophia Loren-Streifens „Der Junge mit dem Delphin“ gilt die kleine Insel in der malerischen Bucht für manchen Promi als Traumziel. Autos sind tabu auf dem überschaubaren Eiland mit typisch-griechischen Häusern in blau-weiß. Hier befördern Esel die Lasten durch die steil ansteigenden Gassen. „Sehen Sie, wie sauber alles ist“, sagt Konstantinos Skarmoutsos. „Eine Insel mit so einer glorreichen Geschichte muss man einfach bewahren“, ergänzt der Gästeführer fast beschwörend. Schmucke Herrenhäuser weisen auf die Bedeutung der kleinen Seemacht von einst hin. Kein Wunder stand bei den Insulanern die Freiheit hoch im Kurs. Einige Denkmäler erinnern noch heute an die Helden des griechischen Freiheitskampfes Anfang des 19. Jahrhunderts.
Noch größere Bedeutung im Freiheitskampf gegen die Türken hat das idyllische Nauplia in der Bucht des Argolischen Golfes erlangt. Der Küstenort mit seinen drei Festungen wurde nach der Befreiung vom Halbmond zur ersten Hauptstadt der Griechen ernannt. Kaum vorstellbar, wenn man heute durch die beschaulichen Gassen mit den gemütlichen Tavernen und kleinen Läden schlendert. Nur die vielfältige Architektur offenbart noch die venezianisch und vor allem türkisch-islamisch geprägten Herrschaftszeiten. Danach drückte der Wittelsbacher-Prinz Otto der vorläufigen Hauptstadt noch einen klassizistischen Stempel nach Plänen des bayerischen Baumeisters Leo von Klenze auf. Doch bald schon zog es den Bayern-Prinzen samt seinem Regiment nach Athen, wo er die einst glorreiche und mittlerweile verschlafene Metropole des Altertums zu neuem Leben erweckte und den Griechen eine demokratische Verfassung bescherte.
Bevor wir ihm über den Kanal von Korinth zurück nach Athen folgen, tauchen wir in Epidaurus noch ins Altertum ein. Zwischen Pinien- und Zypressenwäldern liegt das Äskulap-Heiligtum, wo ehedem schon Apoll, Vater des Äskulap, als Gott der Heilkunst verehrt wurde. Schon damals war klar, dass Zerstreuung zur Genesung beiträgt. Deshalb wurde der bedeutendste Kurort der Antike um ein Theater erweitert, das bis zu 14.000 Zuschauern Platz bietet und noch heute als besterhaltenes Amphitheater für Aufführungen genutzt wird.
Im 50 Kilometer entfernten Mykene ist der Mythos von Göttern und Königen allgegenwärtig. Die beeindruckende Größe und Bauweise der mächtigen Kuppelgräber, die den Herrschern als letzte Ruhestätte dienten, stehe den ägyptischen Pyramiden nicht nach, sagt George Stronis. Vor allem auch das Löwentor, das zu den Ruinen einer bronzezeitlichen Siedlung führt, lässt auf die erste Hochkultur auf europäischem Festland schließen. „Viele Wissenschaftler sehen Mykene als Beweis, dass die Geschichten von Homer auf wahren Begebenheiten beruhen“, betont der eloquente Gästeführer mit weit ausholender Gestik.
Wie im Zeitraffer werden die vielen Gesichter Griechenlands in Athen gegenwärtig. Von der mittelalterlich-türkisch anmutenden Wachablösung vor dem Parlament am Sindagma Platz ist es nicht weit zur Akropolis mit ihren Göttertempeln aus der Antike. Beim Dinner auf der Dachterrasse des Fresh Hotels fasziniert der Blick auf die 2500 Jahre alte Stadtfestung. Doch spätestens beim Nightlife, wenn im angesagten Gazi-Viertel bis in die frühen Morgenstunden das Leben pulsiert, zählt nur noch das Hier und Jetzt.
Renate Wolf-Götz
Informationen
Anreise
Aegean Airlines fliegt von allen größeren deutschen Flughäfen (München, Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg und Hannover) zum Preis von ca. 220 Euro nach Athen.
www.aegaenair.com
Vom Flughafen in die Innenstadt (rund 35 km) verkehren U-Bahnen und Expressbusse
Reiseplanung
FTI setzt im aktuellen Programmkatalog „Griechenland und Zypern“ einen Schwerpunkt auf den Peloponnes und Athen mit Umland.
Informationen und Buchungen im Reisebüro sowie unter Tel.: 089 710451 498
www.fti.de
Autovermietung
Drive FTI bietet ab 224 Euro pro Woche ein Fahrzeug der Kompaktklasse an.
Buchungen unter:
www.drivefti.de
Unterkünfte
Athen: Boutique Hotel Fresh
Zentral gelegenes, modernes Hotel mit Lounge-Bar und Dachterrasse mit Pool.
DZ/F ab 56 Euro pro Person.
Buchbar auch mit City Sightseeing Hop on Hop off Arrangement:
als Route Athen oder Route Piräus: 24 Std + 1 Tag., 18 € bzw. 22 € pro Person
www.freshhotel.gr
Hotel Electra Palaca (FTI Städtereisen)
Elegantes Hotel im Herzen des historischen Athen mit Dachterrasse, Restaurant, Bar, Rooftop Pool. DZ/F ab 101 Euro pro Person.
www.electrahotels.gr
Peloponnes: Nauplia: Nafplia Palace Hotel & Villas
Luxuriöses Hotel am historischen Platz der einstigen Akropolis von Afkronafplia mit Blick auf das Küstenstädtchen und die Argolische Bucht. Preisbeispiel: 3 Nächte im DZ/F ab 338 Euro pro Person.
www.nafpliapalace.gr
Tolon: Hotel Aris
Kleines, familiäres Hotel direkt am Strand mit gemütlicher Taverne. Preisbeispiel: Eine Woche im DZ/F ab 350 Euro pro Person.
Buchbar über
www.fti.de
Tageskreuzfahrt:
Bei der „One Day Cruise“ im Saronischen Golf zwischen Attika und dem Peleponnes bekommt man einen Einblick in die griechische Inselwelt. Zwischen den Landgängen auf drei Inseln wird auf der Fähre Unterhaltung geboten. Wer möchte kann einen Sirtaki-Tanzkurs machen oder typisch griechische Gerichte zubereiten lernen.
Preis pro Person: 99 Euro inklusive Transfer ab Hotel, Kinderermäßigung 50 %
www.onedaycruise.gr
Essen und Trinken
Athen: Fine Dining mit romantischem Ambiente mit Blick auf die Akropolis. Hier wird die original griechische Küche auf Gourmet-Niveau serviert. Dazu gibt es erlesene Weine. Plätze zu reservieren empfiehlt sich.
www.electrahotels.gr
Nauplia: In der „Alten Taverne“ wird aus Tradition bodenständig griechisches Essen serviert. Seit über 200 Jahren reicht die Familie die Rezepte für Lamm, Huhn oder Hase in Weinsoße an die jeweils nächste Generation weiter. Tel.: 0030 27520 22059
Die Brettos Bar mitten in der Altstadt von Athen ist beliebter Treffpunkt für einen Sundowner, aber nicht nur, denn die Bar ist von 10 Uhr morgens bis zwei Uhr nachts geöffnet. Die Qual der Wahl bereiten 150 Ouzo Cocktails nebst einem umfangreichen Angebot an griechischen Weinen und eigenen Bränden.
www.brettosplaka.com