Einkehr mit Ausblick – Die Käseschwaige

Am Lech Sant, dem „Heiligen See“ auf der Grödner Seceda-Alm, macht Senner Oscar Runggaldier einen ganz besonderen Käse – und genießt dabei die Ruhe.

KaeseschwaigeIn eben diesem „Heiligen See“ soll vor langer Zeit eine kleine Kapelle versunken sein. Soweit die Legende. Ganz realistisch betrachtet steht in seiner unmittelbaren Nachbarschaft aber die Malga del Formaggio – die Käseschwaige. Der Name und die Umstände, dass die urige Holzhütte auf gut 2.000 Metern liegt, lassen bereits erahnen, dass der Käse hier noch selbst gemacht wird. Aber es ist kein gewöhnlicher Käse, den der Südtiroler Oscar Runggaldier in der kleinen Käseschwaige herstellt. Er verfeinert ihn mit frischen Brennnesseln. Um seinen in der Region bekannten Käse herzustellen, hat Jungeselle Runggaldier neben seinen Eseln und Ziegen noch einige Kühe, die idyllisch auf den Almwiesen grasen und die notwendige Milch liefern. Die Brennnesseln, die seinen Käse so lecker machen, findet er ebenfalls hier oben. Alles ganz natürlich.

Oscar       Esel       Ziege

Strahlende Berge im Weltnaturerbe

HuetteRunggaldier verbringt den gesamten Sommer auf der Alm, versorgt sich und die Wanderer, die seine Gäste sind, weitestgehend selbst. Und er genießt tagtäglich den Blick auf die spektakulären Felsformationen, die ihm die heimischen Dolomiten bieten. Wie steinerne Denkmäler ragen sie rund um seine Käseschwaige steil aus den Bergwiesen empor. Schon Meisterarchitekt Le Corbusier schwärmte: „Die Dolomiten sind die schönste natürliche Architektur der Welt.“ Eine Wanderung oder Mountainbike-Tour mit Blick auf den Sella-Stock und das Wahrzeichen des sonnenverwöhnten Grödnertals, den 3181 Meter hohen Langkofel, machen schnell klar, warum die UNESCO dem gesamten Gebiet bereits den Status eines Weltnaturerbes verliehen hat. Abends, in der Dämmerung, glühen die Berge tiefrot. Enrosadira nennt man dieses Phänomen hier in der Gegend, wo neben Deutsch und Italienisch auch noch Ladinisch gesprochen wird. Kein Baum, kein Busch und kein Gras hindert die hellen Kalkstein- und Dolomit-Felsen dann daran, so rot in der Abendsonne zu erstrahlen, wie es nur geht.

MurmeltierDie saftigen Bergwiesen hingegen sind vollbewachsen mit Wildkräutern. Die Südtiroler – inklusive der hiesigen Murmeltiere – wissen sie zu nutzen und teilen dieses Wissen gerne. Bei einer Kräuterwanderung mit dem einheimischen Wanderführer Diego Deiana erfährt man mehr über die Verwendung von Kamille, wildem Spinat und Hufflattich, sowohl in der Küche als auch der Hausmittel-Medizin. Oscar Runggaldier hingegen nutzt vor allem die Brennnesseln für seinen Käse. Er macht alles in Handarbeit, alles in Ruhe. Hier oben fahren weder Autos noch Motorräder, hier gibt es keinen Baulärm oder sonstige zivilisationsbedingte Störungen. Im Winter sieht das anders aus. Dann sind Scharen von Skifahrern hier, die Lifte brummen von morgens bis abends. Darum genießt der Senner die Ruhe im Sommer auch ganz besonders, stammt er zudem doch aus einer enorm kinderreichen Familie, in der es immer hoch her ging.

Die Brettljause am Lech Sant

Von St. Christina aus, einem der drei Orte des Grödnertals, ist die Hütte auf der Seceda-Alm bequem per Gondel (Col Raiser) zu erreichen. Das Ausmaß der anschließenden Alm-Wanderung zur Käseschwaige kann jeder für sich selbst bestimmen. Oscar Runggaldiers Brennnessel-Käse allerdings, der einige Wochen lang im kleinen Keller der Hütte reift, und die zugehörige Brettljause sollte man jedoch in aller Ausführlichkeit genießen.Jause Wenn man sich schon an der Bergwelt hier oben nicht satt sehen kann, dann möchte man sich doch wenigstens satt essen. Natürlich bietet die Karte der Käseschwaige zu diesem Zwecke auch warme Spezialitäten Südtirols wie die gefüllten Schlutzkrapfen. Und obendrein erfährt man auf der schönen Almhütte auch gleich noch, was es mit der Legende um den Heiligen See und die versunkene Kapelle auf sich hat…

Text und Bild: Derk Hoberg

Mehr Informationen: www.lechsant.it

Hier: Dass Südtiroler gut kochen können, beweist auch Roland Trettl

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