Von Berlin aus sind es rund vier Stunden bis ins Wellnessparadies von Schloss Mehrenthin. Das Palace Mierzęcin wellness & wine resort ist eine toll restaurierte Gutsanlage im Lebuser Land mit 85 Zimmern, einige von im Schloss, das so ein bisschen an Schloss Babelsberg in Potsdam erinnert. Doch der Reihe nach.
Pałac Mierzęcin wellness & wine Resort liegt im Lebuser Land/Lubuskie, auf halber Strecke zwischen Posen und Stettin. Von Berlin aus über Schwedt/Oder – Chojna/Königsberg-Barlinek/Berlinchen- Mysliborz/Soldin – in etwa 4 Stunden mit dem Auto zu erreichen. Ursprünglich ein adliges, ländliches Anwesen mit einem Herrenhaus und Gutshof wurde die imposante Anlage zwischen 1999 und 2001 mustergültig restauriert durch NOVOL (eine polnische Firma, die u.a. Autolacke produziert). Pałac Mierzęcin wellness & wine Resort punktet vor allem damit, ein Gutshof mit eigenem Weinberg und Weinkellerei zu sein. Seit 2002 ist es ein beliebter Anlaufpunkt für Gourmets, Weinkenner und Wellnessliebhaber. In Deutschland leider bislang kaum bekannt.
Heute ist Merenthin ein sehenswertes Ensemble, das viele Prädikate auf sich vereint. Ein modernes Hotelresort mit einem großen Weinberg, dazu Weinkelterei und Weinkeller , mit einem Pferdegestüt und mit einem imposanten Grape Spa – Wellness- und Fittnessbereich. Und wo gibt es in einem Restaurant eine original erhaltene Dampfmaschine? Natürlich in der Destillerie des Pałac Mierzęcin Wellness & Wine Resort. Liebhaber alter Technik kommen aus dem Staunen dort nicht heraus, wenn sie die ehemalige Brennerei betreten. Eine mehr als 100 Jahre alte Dampfmaschine mitsamt gut erhaltener Transmissionen, so etwas gibt es wohl nirgends weit und breit. Dort lässt es sich vorzüglich tafeln in der „Destillerie“, die Küche wurde vom Michelinführer mehrfach gelobt.
Jeder kommt auf seine Kosten: Familien mit Kindern, Firmen mit ihren Angestellten, Erholungssuchende, sportbegeisterte Touristen, Tierliebhaber (nicht nur Pferde sind in dem Resort anzutreffen, auch Tauben, Hühner, ein Pfauenpaar und Katzen).
Wie man nach Mehrenthin kommt
Wir sind unserem Freund für seinen Tipp sehr dankbar, doch einmal hier im Pałac Mierzęcin einen Kurzurlaub einzulegen. Wenn auch die Anfahrt über die A11 aufgrund von Baustellen sehr lang wurde, für die knapp 300 Kilometer benötigten wir (inkl. einer Pause) knapp vier Stunden. Dafür ging es auf den Straßen 26 und 22 in Polen schneller, sie sind gut ausgebaut und zudem ist die Fahrt durch die Lebuser Region abwechslungsreich. Kleinere, gut restaurierte Städte wie Chojna/Königsberg i.d.Neumark, Mysliborz/Soldin oder Gorzów Wielkopolski/Landsberg an der Warthe und Strzelce Krajeńskie/Friedeberg haben sich längst zu Sehenswürdigkeiten am Wegesrand entwickelt. Schloss Mierzęcin Wellness & Wine Resort liegt am Rand des Drage-Nationalparks/Drawieński Park Narodowy – also ideal für Ruhe und Erholungssuchende. Auch mit der Bahn kann man Mehrnethin erreichen, es gibt einen eigenen Haltepunkt an der Strecke Stettin nach Posen/Poznan.
Zurück zu unserem Aufenthalt im Pałac Mierzęcin. Wir kamen am Abend an und fanden problemlos einen kostenlosen Parkplatz auf dem Gutsgelände. An der Rezeption im Schlosshotel wurden wir von einer freundlichen Rezeptionistin empfangen, die uns in deutscher Sprache begrüßte, in das Hotel einwies, die Schlüssel für unser Appartement im ehemaligen Rentamt übergab und uns den Weg dorthin zeigte.
Zimmer zum Wohlfühlen
Das Rentamt, in dem wohnten, ist eines von fünf Gebäuden: Schloss (Pałac), Verwalterhaus (Rządcówka), Hotel Grape, Gutshof (Folwark). Das gastfreundliche Areal hat 85 Zimmer, darunter 69 Doppelzimmer, 10 luxuriös ausgestattete Zimmer sowie 16 Einzelzimmer. Es lohnt, einen Blick auf die Homepage zu werfen. Sommer- und Winterpreise variieren zwischen 68 und 116 Euro, oft gibt es Spezial-Angebote. Wir wohnten im Rentamt in einem zwei Bett Standard Plus Zimmer (96 €). Uns gefiel der abgeschlossene Flurbereich, von dem man jeweils in das Bad und das Zimmer kam. Alles ist großzügig angelegt. Zimmer und Bad waren durch das Tageslicht und die helle Farbgebung der Möbel und Wände sehr einladend und freundlich. Getrocknete Gräser in einer Bilderrahmen-Galerie und eine Wand, tapeziert mit einem 3D Druck aus zarten Gräsern und Blumen waren originell und brachten die Natur mit in das Wohlfühlzimmer.
Der Schreibtisch bot einen großzügigen Arbeitsplatz mit guter Beleuchtung und Anschluss für Laptop usw. Ein bequemes Boxspringbett, ein Fernseher, ein Spiegel und eine kleine Sitzgruppe zählten ebenfalls zur geschmackvollen Ausstattung des Zimmers. Ein Wasserkocher (inkl. Tassen und Gläser, Mineralwasser, Kaffee und Tee) fehlte ebenfalls nicht.
Das im Stil englischer Neogotik nach Plänen des Baumeisters und Schinkel-Schülers Friedrich Hitzig zwischen 1861 bis 1863 erbaute Schloss mit den restaurierten Gebäuden des Gutshofes bewirbt das Resort-Prospekt zurecht mit „Insel des Glücks“. Eingebettet in eine an Wäldern und Seen reiche Landschaft ist es ideal für Menschen, die Ruhe und Erholung suchen und sich sportlich betätigen wollen.Das Schlossinnere mit den im Erdgeschoss liegenden restaurierten Räumlichkeiten atmet den Geist vergangener Zeiten. Musiksalon, Kaminsalon und Damensalon sind Orte beschaulicher Treffen. Im Historischen Kabinett ziehen uns erhalten gebliebene Fragmente der alten Schlossausstattung, vergleichende Fotografien „einst und jetzt“ sowie Familienfotos von Mitgliedern der Familie von Waldow, die einst die Eigentümer auf Mehrenthin waren, an.
Der Park von Merenthin – gepflegt und originell
Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes freuten wir uns auf einen ausgiebigen Spaziergang im Park. Der 15 Hektar große englische Landschaftsgarten lädt zum Flanieren ein und bietet viele Überraschungen. Leider ist der Landschaftsarchitekt (noch) nicht bekannt. Verführerisch ist die Route vom Springbrunnen über die Hauptallee bis zum Zwölfwege-Rondell, vorbei an Baum- und Sträuchergruppen. Waldbaden pur.
Der prächtige alte Baumbestand ist eine Augenweide für jeden Naturliebhaber: Buchen, Eichen, Platanen, Linden, Weißbuchen und Ulmen, viele von ihnen sind als Naturdenkmal ausgewiesen. Linkerhand der Hauptallee befindet sich auch die Ruhestätte des letzten Gutsbesitzers aus der Familie von Waldow, ehemals Eigentümer auf Mehrenthin.
Rechterhand kommt man an dem Tennis- und Kinderspielplatz vorbei. Alles wird sehr, sehr gut gepflegt, auch der Parcours ist für die Pferde ein Wohlfühlplatz.
Viele schöne Eindrücke gibt es aber auch, wenn man von der Rückfront des Schlosses die Steintreppe hinunter in den Park geht. Hier sind Elemente der japanischen Gartenkunst die Blickpunkte: die rote Brücke führt zum roten Teepavillon und roten Tor – sie sind die besonderen Farbtupfer im herbstlichen Farbenreigen.
Linkerhand blickt man auf eine Insel mit einer japanischen Steinlaterne, rechterhand windet sich das Mehrenthiner Fließ durch die Parklandschaft und die angrenzenden Felder, Wiesen und Auen. Der Weg um den Schlossteich führt auf den Gutshof mit den Pferdeställen, dem Spa-Bereich, dem Tagungsbereich, dem Weinkeller und zur Destillerie. Auch ein Blick auf die Kirche außerhalb des Resort-Geländes lohnt.Herbst
Kulinarik im Ambiente alter Technik
Nach dem gut zweistündigem Spaziergang zieht es uns in ein Restaurant. Der große Schornstein und die liegenden Kessel hinter und neben dem Gebäude weisen schon darauf hin, dass hier früher einmal aus Kartoffeln oder Weizen Hochprozentiges gebrannt wurde. Wir kehren in der „Destillerie“ mit dem Ambiente einer historischen Brennerei ein und sind gefangen von dem technischen Interieur.
Natürlich müssen wir neben der Dampfmaschine „dinieren“. Jedes Detail in dem zweistöckigen Gasthaus erregt unsere Aufmerksamkeit. Technikinterieur in der ersten Etage, Wohnmobiliar aus dem 19. Jahrhundert findet sich in der zweiten Etage, nicht überladen, für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Auch die Menü-Karte ist so abwechslungsreich wie das Interieur der Destillerie. Dazu gibt es natürlich einen Wein aus dem Weingut des Pałac Mierzęcin, wir entscheiden uns für den „Solaris“, Jahrgang 2020. Der heiße Sommer hat eine einzigartige Traube sprießen lassen, die dem Wein eine wunderbare fruchtige Süße gibt. Kein Wunder, dass er der Lieblingswein für viele Gäste in diesem Jahr ist. Natürlich ist auch unser Menü ein Genuss. Vorab gab es eine Kostprobe aus der eigenen Ölherstellung, die gut schmeckte. Und dann kam der Hauptgang – eine Augenweide. Der Küchenchef kreiert in Anlehnung an die altpolnische und regionale Küchentradition Gerichte, die gern mit Produkten der Umgebung arbeitet. Saisongemüse – wie Rosenkohl, Möhren, Bohnen, Kräutern aus dem Schlossgarten, Fischen aus den benachbarten Seen sowie Wildfleisch und Pilzen aus den Wäldern der Umgebung – alles schmackhaft zubereitet und zu guten Preisen angeboten. Wir entscheiden uns für ein Fischgericht mit saisonalem Gemüse.
Und wurden nicht enttäuscht: Der Fisch war auf den Punkt zubereitet, das Gemüse knackig, die Polenta fluffig und die Dillbuttersoße ein Traum. Dazu ein sehr aufmerksamer Service, kein Wunder dass das Restaurant zu einem der besten in der Region zählt. Und die Desserts schmecken in polnischen Restaurants sowieso. Wir entschieden uns für Eisvariationen und auch diese waren köstlich. Wir können das Restaurant Destillerie nur empfehlen. Im Sommer, an den Wochenenden und Feiertagen ist eine vorherige Reservierung unbedingt notwendig. Überhaupt ist das Pałac Mierzęcin Resort zu jeder Jahreszeit gut gebucht.
Abwechslungsreiches Abendprogramm
Hat man sich am Tag beim Reiten, Wandern, Nordic-Walking, Tennisspielen (zwei Tennisplätze), Schießen oder Angeln, bei Radtouren (Bikertouren/Velotouren), Kajakausflügen oder im Fitness-Center an den professionellen Cardio- und Krafttrainings-Geräten oder im Fitness-Spiegelsaal bei Aerobic und Yoga unter Anleitung ausgepowert, geht es abends vielleicht noch zum Bowling? Oder in den Billard-Pub?
Wir entschieden uns für die Bowling-Bar. Wir waren Anfänger, doch etwas Neues auszuprobieren, ist unser Ding. An vier Bahnen können die Gäste in angenehmer Atmosphäre eine/mehrere Kugeln schieben. Dazu gab es polnisches Bier, in der großen Auswahl fanden wir auch ein Dackelbier, das als Souvenir mit nach Haus kam. Bowling ist gar nicht so leicht, aber ein bisschen Spaß bringt gute Laune in den sehr launigen Zeiten. Erst recht, wenn gleich mit der ersten Kugel neun Kegel fallen.
Entschleunigen im Grape Spa und Wellnessbereich
Unser Tagesprogramm am nächsten Tag hält auch Überraschungen bereit. Am Nachmittag zieht es uns in das Grape Spa. Hier zu relaxen ist äußerst angenehm. Wie überall im im Pałac Mierzęcin wellness & wine resort ist die Begrüßung sehr herzlich, nachdem wir vorab bereits Plätze reserviert hatten. Wir tauchen in eine wunderschöne Badelandschaft ein mit Hydromassage, Unterwassergeysir, Sprudelliegen, Gegenstromanlage, Nackendusche, Jacuzzi und einem Planschbecken. Saunafreunde werden sich über entspannende Bäder sowie intensive, stärkende Séancen bei höheren Temperaturen erfreuen.
Calendarium, Laconium und Dampfbäder bieten absolute Wohlfühleffekte, Entspannung finden wir auch durch Musik-Licht-Grotten: die aromatherapeutische Grotte sowie die Inhalationsgrotte lassen Glücksgefühle aufkommen. Die Felsengrotte mit Wasserfall bietet uns Abkühlung.
Hervorhebenswert ist die Verwendung der Trauben vom eigenen Weinberg für Anti-Aging- und Entspannungsbehandlungen im Grap-Spa. Eine auch in deutscher Sprache an der Rezeption erhältliche Broschüre wirbt dafür, dass die Weintrauben eine reichhaltige Quelle für Antioxidantien und Vitaminen sind. Auf Wunsch kann man auch im Wein (sic!) baden. Die von Julia verabreichet Massage war einzigartig. Bedauerlich ist, dass man mit einem für die Sauna gebuchten Ticketband nicht in den Fitnessbereich kommt. Auch gibt es keine gedruckten Angebote für Kosmetik/Massage, man sollte also alles vorher über die Homepage buchen. Gut erholt und entspannt verlassen wir nach gut zwei Stunden das Grape Spa. Wir freuen uns auf unsere abendliche Lektüre, doch sehr schnell fallen wir in einen tiefen Schlaf. Für aktuelle Angebote im Grape Spa sollte man stets die auf Homepage von Pałac Mierzęcin wellness & wine resort schauen.
Eines der größten Weingüter der Region
Das Pałac Mierzęcin wellness & wine resort ist auch bekannt für preisgekrönten Wein vom eigenen (9 Hektar großen Weinberg). Wie uns Weinexpertin Anna während einer Weinverkostung erzählt, verlassen pro Jahr rund 35.000 Flaschen der Rebsorten Kernling, Solaris, Riesling, Seyval Blanc, Rondo und Regent u.a. die Weinmanufaktur.
Das Resort Mehrenthin/ Mierzęcin liegt m Rande des Drage-Nationalparks/Drawieński Park Narodowy auf halbem Wege zwischen Posen/Poznań und Stettin/Szczecin.
- Informationen zu Pałac Mierzęcin wellness & wine resort
- Adresse:
- Mierzęcin 1, PL – 66-520 Dobiegniew, woj. lubuskie,
- Tel. +48 (0)95 71 31 500
- www.palacmierecin.de
- www.facebook.com/PalacMierzecin
Die Recherche in Merenthin wurde unterstützt vom Polnischen Fremdenverkehrsamt Berlin sowie vom Pałac Mierzęcin wellness & wine resort. Vielen Dank!
Weitere Infos zu Polen: www.polen.travel
Polen-Info:| Polnisches Fremdenverkehrsamt, Hohenzollerndamm 151, 14199 Berlin, Telefon: 030 / 210 09 20, Öffnungszeiten: Mo-Fr., 9.00-16.00 Uhr