Der Genfer See und die Landschaften der Umgebung bilden eine faszinierende Urlaubsregion für Kultur- und Genussreisen. Lausanne ist ein bestens geeigneter Startpunkt für eine Reise ins Waadtland, die unvergessen bleibt.
Internationales Flair kann man nicht kaufen. Es entsteht im Laufe der Zeit durch Ansiedlung von weltweit agierenden Konzernen, von großen Verbänden, Institutionen und Universitäten, die eine multikulturelle Szene im Alltag, im Wirtschafts- und Kulturleben einer Stadt entstehen lassen. Lausanne am Genfer See ist das beste Beispiel dafür. Die größte Universitätsstadt der Schweiz genießt schon vom Standort her einen Logenplatz. Die Rebhänge von Lavaux und La Côte rahmen sie ein, idyllisch schmiegt sich Lausanne an Lac Léman und Waadtländer Plateau und erfreut sich eines wahrhaft olympischen Titels: Lausanne ist nicht nur Sitz des Internationalen Olympischen Komitees, sondern auch Heimat des Musée Olympique, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Das Olympische Museum thront mit seinen Gärten und Brunnen über dem Genfersee und vereint mit seinen interessanten Ausstellungen Sport, Kunst und Kultur, ein wahres Schmuckstück.
Geschichte und Gegenwart
Lausanne liegt an der Schnittstelle der großen Autobahnen, verfügt über ein dichtes Eisenbahnnetz und ist somit auch der Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge mit dem Zug in benachbarte Städte und Gemeinden prädestiniert. Unverkennbar ist hier auch der französische Einfluss, wenn auch zunächst die Kelten und Römer ihre Spuren hinterlassen haben. Dabei kann Lausanne mit ebenso vielen Hügeln aufwarten wie Rom, und auf der zentralen Bergkuppe thront mit der Kathedrale Notre-Dame auch eine ihrer wichtigsten Sehenswürdigkeiten, denn sie ist der bedeutendste frühgotische Bau der gesamten Schweiz. Von ihrem Vorplatz aus hat man einen wunderbaren Blick über die Dächer der Stadt und den Genfer See. Weitblick bewiesen auch Baron Pierre de Coubertin und Lausannes damaliger Bürgermeister Maillefer, als sie 1915 die Vereinbarung zum Sitz des Internationalen Olympischen Komitees unterzeichneten. Das hat der Stadt weltweites Renommee eingebracht, genauso wie die Polytechnische Hochschule, die im Bereich Neue Energien, Bio- und Mikrotechnologie als die beste der Welt gilt. Und neben 20.000 Studenten auch ein Bevölkerungsgemisch aus allen Kontinenten.
Wasser und Wächter
Der Yachthafen von Ouchy, die langgezogenen Seepromenaden, eine Schifffahrt auf dem Genfersee mit der CGN Belle Epoque Flotte, das Villenviertel und zahlreichen Märkte, auf denen es sehr bodenständig zugeht, natürlich auch die schicken Boutiquen in der Rue de Bourg bis hin zum Stadtschloss und dem Olympischen Park samt dem interaktiven Olympischen Museum, das selbst Nicht-Sportinteressierte begeistert: Lausanne ist äußerst lebens- und sehenswert. Dabei wird manche Tradition bewahrt. So ruft noch heute der „Geut“ bis 3 Uhr morgens die Stunden aus. Es gibt ältere Leute in Lausanne, die an das Ausrufen der Stunden so gewöhnt sind, dass sie nachts die Polizei anrufen und sich besorgt danach erkundigen, ob dem Geut etwas passiert sei, wenn dieser sich einmal um wenige Minuten verspätet.
Kunst und Genuss
Nicht nur sportlich, auch kulturell hat Lausanne einiges zu bieten. Das Opern- und Schauspielhaus genießen Weltruf. Und neben dem Lausanner Hauptbahnhof entsteht mit dem Plateforme 10 gerade ein großartiges neues Kunstquartier, das auch das Musée Cantonal des Beaux-Arts (MCBA) beherbergt. Bereits die Architektur der Gebäude zieht die Blicke auf sich, in Kürze werden hier auch das Musée de l`Elysée als Fotomuseum und das mudac als Museum für zeitgenössische angewandte Kunst eröffnet und zusammen mit vierzehn Arkaden einen neuen öffentlichen Raum für alle Besucher und die Bevölkerung Lausannes bilden.
Apropos Genuss: Auch das gastronomische Angebot besitzt überdurchschnittliche Qualität, nachzuprüfen im Restaurant des Olympischen Museums oder im regionaltypischen, sehr charmanten Le Café du Grütli in der Rue de la Mercerie 4 in der Altstadt. Eine Top-Adresse ist auch das La Bavaria in der Petit-Chêne 10, das komplett renoviert wurde, aber seinen traditionellen, gemütlichen Charakter bewahrt hat. Hier gibt es traditionelle, regionale Waadtländer Küche, kombiniert mit italienischen und asiatischen Einflüssen und im ersten Stock einen Saal, der auch für Familien- und Firmenfeiern zur Verfügung steht. Das La Bavaria ist eine echte Institution in Lausanne.
Gerade wurde die Brasserie mit dem ICOMOS-Preis „Historisches Restaurant des Jahres 2021“ ausgezeichnet, ein Zeitzeuge eines in der Schweiz heute fast ausgestorbenen Typs Brasserie. Der Preis belohnt nicht nur die Restaurierung des Gebäudes und des Speisesaals, sondern auch den traditionellen Betrieb des Café-Restaurants.
Wer sich mit hochwertigen Waadtländer Bio-Produkten eindecken will, schaut bei Christel Kesselring und ihrer La Ferme Vaudoise am Place de la Palud 5 in der Altstadt vorbei, ein Paradies für Feinschmecker und Menschen, die lokale schmackhafte Lebensmittel dem Supermarkteinheitsbrei vorziehen. Nicht zu vergessen das Restaurant 57º Grill im Château d´Ouchy, das mit kreativer Küche und wunderbarem Blick auf die Bucht seine Gäste verwöhnt.
Paradies und Prominenz
Das Waadtland und der Genfersee sind ein kleines Paradies auf Erden, das schon viele Künstler, Literaten und Weltenbummler auf der Suche nach den Schönheiten der Natur, nach Ruhe und Inspiration in seinen Bann gezogen hat. Es ist sicher kein Zufall, dass sich Charlie Chaplin hoch über Vevey niederließ, um hier seine letzten 25 Lebensjahre zu verbringen, dass Freddie Mercury dem Genfersee mit dem Gipfel des Grammont auf dem Cover seines Albums „Made in Heaven“ ein Denkmal setzte, dass Igor Stravinski „Sacre du Printemps“ in Montreux komponierte oder dass der Sänger Prince der Region Lavaux einen Song widmete, der den Namen der berühmten UNESCO-Weinterrassen trägt. Wie soll man den Einfluss der Region auf Hemingway, Nabokov, Sissi und so viele andere erklären? Vielleicht ist es das Mikroklima oder der herrliche See, die Berge ringsum, mächtig und beschützend zugleich, die Sonnenuntergänge wie Gemälde aus der Hand eines Malers.
Payerene und Morges
Was auch immer die Faszination dieser Region ausmacht, sie verzaubert die Gäste immer wieder aufs Neue und bietet für Reisende eine große Vielfalt an attraktiven Ausflugsmöglichkeiten. Man braucht zum Beispiel nur eine knappe Stunde, um mit dem Zug von Lausanne nach Payerne zu gelangen und kann schon auf der Fahrt dorthin das wundervolle Panorama der Weinberge und kleinen Winzerorte am Genfersee genießen. In Payerne angekommen, zieht einen die Abteikirche sofort in seinen Bann. Mittels einer interaktiven audiogeführten Tour lässt sich die nach zehn Jahren Restaurierungszeit wiedereröffnete größte romanische Kirche der Schweiz spielerisch und familienfreundlich entdecken. In und um die Kirche herum wird man verzaubert von einer spirituellen Atmosphäre, die nicht von Kommerz und Klüngel gestört wird. Eine wundervolle Klarheit liegt hier in der Luft, die man auch in anderen Ecken dieser Region der Seen und Outdoor-Erlebnisse in Estavayer-le-Lac entdecken kann.
Ganz schnell kommt man von Lausanne aus mit dem Zug auch ins westlich am See gelegene hübsche Morges, das mit seiner Uferpromenade, dem Schloss und dem Yachthafen seine Gäste empfängt und verwöhnt.
Hier kann man sich auf die Spuren von Audrey Hepburn (1929-1993) begeben, die berühmte Schauspielerin lebte fast 30 Jahre am Genfersee. Besucher können seit diesem Frühling die vielen Spuren entdecken, die Audrey im kleinen Dorf Tolochenaz und in Morges hinterlassen hat.
Dazu gehören die Wohnhäuser, die Gärten, die Parks, die sie liebte und eine faszinierende Ausstellung in der Fondation Bolle in der Rue Louis-de-Savoie 73 in Morges, die Kurator Salvatore Gervasi mit großartiger Eleganz und Ästhetik zusammengestellt hat.
Hier findet jedes Jahr im Sommer eine neue Hepburn-Ausstellung mit wechselnden thematischen Schwerpunkten statt, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Rätsel und Ramuz
„Gestatten, meine Name ist … pardon, das sollen sie ja bei einem Besuch unserer schönen Region selbst herausfinden. Ich schwebe ein wenig hinter der Statue von Jean Daniel Abraham Davel vor dem Lausanner Schloss und halte meine Hand beschützend über seinen Kopf. Das hat manche veranlasst zu glauben, ich sei der Schutzengel des Freiheitskämpfers Major D. Das bin ich nicht, obwohl mir patriotische Gefühle und mystische Verklärungen nicht fremd sind. Auch stimmt es nicht, dass ich die schöne unbekannte Winzerin verkörpere, die ihm während der Weinlese im Jahre 1691 sein Schicksal vorhergesagt hat. Wie dem auch sei, bei seiner Enthauptung 1723 war ich nicht zugegen, denn solch schreckliche Ereignisse meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Mit jenem habe ich übrigens auch nichts zu tun, um das einmal klar zu stellen. Und ein gutes Gläschen Chasselas ziehe ich auch jedem noch so klaren und gesunden Wässerchen vor. Ob die Herkunft der Gutedel-Traube sie weiterbringt? Schwierig, denn auch da steht nicht fest, ob ihre Herkunft aus Oberägypten, dem Jordan-Tal oder aus Frankreich stammt. Also bleiben sie vielleicht doch lieber in unserer schönen Weingegend, besuchen den charmanten Weinort Pully am See und gehen in das Charles Ferdinand Ramuz Museum, das dort im Jahre 2022 seine Pforten öffnen wird. Vielleicht finden sie dort in seiner Schreibstube einen weiteren Hinweis auf meine Identität. Wenn nicht, ist das auch nicht schlimm, ich halte auch meine zweite Hand beschützend über ihr Haupt, wenn sie das Waadtland besuchen. Versprochen.“
„Nacht um das, was gewesen ist, hinter ihm, der fortgeht; vor ihm Nacht um das, was noch nicht ist … da verschwindet er selbst, er selber vergeht, er geht weiter: in nichts, auf daß etwas sei.“ Charles Ferdinand Ramuz, Besuch des Dichters
Informationen
Allgemeine Informationen zu den beschriebenen Reisezielen findet man unter
Übernachtungstipp: Hotel Mirabeau, Lausanne, zentral in der Nähe des Bahnhofs gelegen, traditioneller Chic mit modernem Service, www.mirabeau.ch
Essen und Trinken:
La Ferme Vaudoise, Lausanne, vielfältige regionale Spezialitäten, www.ferme-vaudoise.ch
Café du Grütli, lausanne, bodenständige, regionale Küche mit Esprit, www.cafedugruetli.ch
La Bavaria, Lausanne, ausgezeichnete Küche und stilvolles Ambiente, www.labavaria.ch
57º Grill im Château d´Ouchy, ausgezeichnete Menüs und beeindruckende Weinkarte, www.chateaudouchy.ch
Brasserie Notre Dame, Payerne, gelungene Kombination aus traditioneller und moderner Küche, www.brasserienotredame.ch
Museen:
Expo Fondation Bolle, www.fondationbolle.ch
Schifffahrt und Panoramatouren: www.cgn.ch