Die Zukunft der Arktis hat sehr wohl etwas mit reise-stories zu tun. Zugegebenermaßen ist das vorgestellte Buch keine Anleitung, solche Reisen selbst zu unternehmen. Aber unser Reise- und Alltagsverhalten gehört zu den Faktoren des Klimawandels. Insofern sind Lektüre und Staunen über dieses gelungene Werk Türöffner für ein breites Verständnis: das Gleichgewicht zwischen dem Polareis und der dort heimischen Tierwelt.
Die Fotografen Melissa Schäfer und Fredrik Granath haben sich auf die Suche nach dem gefährdeten arktischen Symboltier gemacht, um seine Rolle in einem sich verändernden Klima zu erforschen. In vielen Wintern während Expeditionen auf Spitzbergen sind sie ihm sehr nah gekommen. Dieser Bildband ist das beeindruckende Resultat davon. Es sind circa 3000 dieser Tiere auf diesem arktischen Archipel. Der Eisbär, auch Polarbär genannt, ist eines der größten an Land lebenden Raubtiere der Erde. Er lebt nur in der Nordpolarregion rund um den Nordpol. Es kommen ein bis zwei, ganz selten mehr Junge in einer Eishöhle im Winter zur Welt. Sie verbleiben zweieinhalb Jahre bei Ihrer Mutter. Der Vater ist inzwischen unterwegs auf der Suche nach anderen paarungsbereiten Weibchen.
Um die Arktis zu verstehen braucht es mehr als eine Bordkarte für ein Schiff zwischen Eisschollen. Die beiden Autoren haben dort lange ausgeharrt und sich Einsamkeit und Kälte ausgesetzt. Da ist ein Risiko von Erfrierungen und einem lebensgefährlichen Zusammentreffen mit den weißen Bären. Gleichzeitig heißt es Handschuhe ausziehen, um die anspruchsvolle Elektronik der Kameras zu bedienen, Objektive wechseln, das Stativ im Treibschnee fixieren, die Brille beschlagfrei halten. Dabei haben sie ihre Erfahrungen auf sensible Weise dokumentiert: die gähnende Leere, den endlosen Horizont, meditative Blautöne des Eises – und – alles unter einer schreienden Stille. Dazwischen Patriarchen, die ums Überleben kämpfen.
Außer einem Prolog und einer Danksagung werden in acht Kapiteln unvergessliche Seiten aufgeschlagen: Bilder und Blickwinkel, Nordlicht über Neuschnee, Szenen die sich dem Betrachter einbrennen, Motive wie die sich abrollende Tatze des Eisbären, oder eine Doppelseite der weißen Einsamkeit mit dem großen Raubtier, alleine im eisigen Nichts.
Die Fotografin Melissa Schäfer und der Produzent Fredrik Granath leben und arbeiten zusammen in der Arktis, wo sie vor allem Eisbären und deren Rolle im Klimawandel im Blick haben. Sie wohnen in Stockholm und in Longyearbyen auf Spitzbergen.
Melissa Schäfer betrachtet die Welt schon seit ihren frühen Kindertagen in Hamburg durch die Kameralinse. Als Kreativ- und Porträtfotografin hatte sie schon immer ein besonderes Auge für ihre Umgebung. Die tiefe Liebe zur Arktis und zu den Eisbären sowie eine starke Verbindung zu Natur und Umwelt sind die Grundlagen für ihre gesamte Arbeit
Fredrik Granath ist ein führender Experte für die Arbeit und Produktionen in den Polarregionen. Seit 2001 verfolgt er seine eigenen Projekte zur Arktis und ist als Produzent und Berater für andere Film- und Fotoprojekte in der Arktis tätig, so für verschiedene Filmstudios und National Geographic. Seine Expertise für die Arbeit unter Extrembedingungen ist einzigartig, spezialisiert ist er auf Eisbären.
Frederking & Thaler, Das Königreich der Eisbären
Melissa Schäfer, Fredrik Granath; erschienen am 14.10.2020 ; 256 Seiten; ca. 200 Abbildungen; Format 24,3 x 30,6 cm; Hardcover mit Schutzumschlag; ISBN: 9783954163175; Preis Euro 49,95
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