Interview: WIR HABEN VON CORONA PROFITIERT! (Michael Weichselgartner vom Golfclub Valley)

VON JUPP SUTTNER  ///   Das Golf-Jahr ist zu Ende.  Wie ist es im „Corona-Jahr“ verlaufen? Wir sprachen darüber mit Michael Weichselgartner, Präsident des Golfclubs Valley, dessen Anlage zwischen München und Tegernsee liegt. (Foto & Copyright: Jupp Suttner)

 

Der Präsident des FC Bayern München, Herbert Hainer, spricht von 100 Millionen Euro Umsatzverlust wegen Corona. Frage an den Präsidenten des GC Valley München: Wie hoch ist der Verlust Ihres Golfclubs?

Michael Weichselgartner: Das klingt vielleicht verrückt – aber wir profitierten sogar von Corona! Das sollten wir aber nicht ausnutzen, sondern demütig und dankbar sein, dass es so war.

 

Inwiefern profitierten Sie?

Weil Golfen in der Corona-Zeit den gesamten Sommer über und bis in den Herbst hinein eine „Naherholung“ darstellte. Für die man nicht weit zu reisen hatte. Außerdem besteht beim Spiel selbst ja keine Ansteckungsgefahr, weil man sich im Freien mit großem Abstand zu anderen Menschen bewegt. Das bot den Menschen Sicherheit, in der Nähe ihres Wohnorts etwas Vergnügliches machen zu können, ohne in Gefahr zu geraten.

 

Was bedeutet, dass Sie mehr Gäste hatten – und Gäste müssen ja stets eine Spielgebühr, das sogenannte Greenfee, entrichten, wenn sie auf den Platz wollen. Tun Ihnen die Fußballer, die auf Einnahmen durch Eintrittsgelder verzichten müssen, deshalb etwas leid?

Nein, für die kann ich nicht weinen. Wer zu Unrecht so viel TV-Gelder auch der Öffentlich-Rechtlichen, deren Aufgabe eigentlich eine andere wäre als Quote mittels Fußballübertragungen zu machen, erhält, erntet kein Mitleid von mir. Die könnten bei ihren verminderten Einnahmen ja wesentlich strikter an die teils exorbitanten Spielergehälter ‘ran gehen!

 

Haben Sie denn auch viele neue Mitglieder bekommen?

Ja, wir haben etwa 2 bis 3 % Plus gemacht und stehen jetzt bei über 1200 Mitgliedern. Das ist gut – aber 2019 war der Zulauf noch besser. 2020 hatten wir zwar weniger Austritte – aber auch nicht so viele neue wie letztes Jahr.

 

Was bewog die Menschen, Ihrem Golfclub beizutreten?

An erster Stelle unser Image und unser Name. Die Leute sagen sich: „Das kenne ich – da kann ich unbesorgt hin!“ Obwohl wir 2020 unsere Preise für Neumitglieder und auch für Greenfee um 20 % erhöht haben!

 

Also kommen eher Golfer zu Ihnen, die sich in der Szene bereits auskennen – und nicht etwa Einsteiger, die sich während Corona sagten: „Jetzt probiere ich es mal mit Golf!“

Nicht ganz. Wir hatten 2020 zwar nur etwa 35 statt wie üblich 40 % Neueinsteiger – aber wir hatten dafür sehr viele WIEDER-Einsteiger, die einen neuen Anlauf wagten.

 

Ist diese „Rückkehr zu Golf“ auf Corona zurückzuführen?

Bei manchen bestimmt. Denn es machte ihnen bewusst, wie gesund Golfen ist. Aber es spielt auch eine Rolle, dass die Menschen immer stärker mitbekommen, was für ein Segen Golfplätze inzwischen für die Natur sein können! Die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren in Valley zum Beispiel ist ja enorm. Und wir sind natürlich Glyphosat- und Pestizide-frei. Wenn wir weiterhin den Klimawandel und die Natur ernst nehmen, wird Golf eine gute Zukunft haben.

 

Wie war das Verhalten der Golfer/innen auf Ihrer Anlage in punkto Corona-Bestimmungen?  

Anfangs extrem gut. Da haben sich alle an die Vorschriften gehalten. Aber ab Herbstbeginn wurden sie dann etwas leichtsinniger. Grundsätzlich sehe ich aber nicht ein, dass Golfspieler und -Plätze zu einem Lockdown, der für uns Betreiber ja auch ein Shutdown ist, gezwungen werden. Sollte es 2021 erneut zu einer Schließung kommen, überlege ich deshalb, zu klagen.

 

Wenn Sie dem Saison-Verlauf eine Schulnote verleihen müssten – wie würde die lauten?

Ich würde sagen eine 2+

 

Was hat Sie am meisten gefreut an dieser Saison?

Dass unsere Wettkampfspieler/innen sich so gut entwickelt haben. Trotz so weniger Turniere. Sie errangen drei deutsche Meistertitel und Chiara Horder wurde sogar Europameisterin. Wir haben drei Nationalspielerinnen sowie zwei Spielerinnen auf der europäischen Profi-Tour, Sarina Schmidt und Verena Gimmy. Unser Head-Coach Danny Wilde und sein Team haben da großartige Arbeit geleistet.

 

Valley hat einige Turniere veranstaltet – die aber ohne Publikum stattfinden mussten. Wieso hat man sich trotzdem die Arbeit und den Aufwand angetan?

Das war für die Golfer und Golferinnen! Damit überhaupt Wettkämpfe stattfinden können. Die Golf-Szene hat das ja auch extrem dankbar aufgenommen, dass sie sich nach dem Frühjahrs-Lockdown messen konnten. Wobei zusätzlich zu unserem Schäffler-Turnier und zu den Deutschen Meisterschaften, die wir ausrichteten, auch noch interne Turniere des Deutschen Golfverbandes kamen, die uns als inoffizielles Leistungszentrum entdeckt haben. Weil sie hier alles völlig unkompliziert machen – und weil wir neben dem Platz bis zum Lockdown Light ja auch noch Indoor-Golf und einen Kraftraum anbieten konnten.

 

Gab es auch unschöne Momente in dieser Saison?

Drei sogar! Wir wurden im Sommer drei Mal von riesigen Niederschlägen heimgesucht, die den Platz jeweils kaputt gemacht haben. Da fielen innerhalb von 24 Stunden 130 Liter pro qm – und am 2. Juli waren es sogar 64 Liter innerhalb einer einzigen Stunde! Das kostete uns zirka 2000 Überstunden. Und wir hatten dabei 500 000 Euro Schaden.

 

Haben Sie irgendwelche Schlüsse daraus ziehen können?

Ja. Wir haben das Wassermanagement verbessert und das Beregnungssystem erneuert. Wir könnten jetzt zwei Saisons durchstehen, denn wir haben 200 Millionen Liter Reserve! Und zwar ausschließlich Oberflächenwasser, das gespeichert wurde – kein Trink- und kein Grundwasser.

 

Stehen weitere Vorhaben an?

Wir bauen die Bunker aus und machen sie regensicher – wir bauen 30 weitere sogenannte Soden-Bunker, die besonders natürlich sind. Dadurch erhält der Platz einen noch stärkeren Links-Charakter. Und wir passen uns damit den Klimaverhältnissen mit mehr Niederschlägen und mehr Trockenperioden an.

 

Ihr Ausblick für 2021?

Wir schwammen 2020 auf einer sehr erfolgreichen Welle und hoffen nun, dass wir das im nächsten Jahr weiterführen können: dass sich Golf insgesamt stabilisiert und dass wir VCG- und Fernmitglieder zu Vollmitgliedern machen können. Es wird nächstes Jahr – sofern Corona mitspielt – nicht schlechter sein.

 

Interview: Jupp Suttner

 

Infos: www.golfvalley.de

 

 

 

 

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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