[vc_row][vc_column][vc_column_text]Blut fließt, wenn die Toraja in Indonesien ins Jenseits übertreten. Sie feiern ihre Toten mit einem bunten Fest. Eine Stange exklusiver indonesischer Zigaretten und ein paar Kilo Zucker als Gastgeschenk und man ist bei dem wilden Spektakel dabei. Die grüne Insel Sulawesi erinnert auf den ersten Blick an Irland, aber sie ist ganz anders. Wer hier landet, wagt sich in ein unvergessliches kulturelles Abenteuer.
Das Flughafenpersonal wiegt das Gepäck mit einer einfachen Fleischwaage ab. Marode Busse quälen sich über schlammige Erdrutsche und provisorische Brücken. Tiefe Abgründe machen solche Fahrten zu einem ein- und manchmal letztmaligen Reiseabenteuer. Das Flughafenpersonal wiegt das Gepäck mit einer einfachen Fleischwaage ab. Marode Busse quälen sich über schlammige Erdrutsche und provisorische Brücken. Tiefe Abgründe machen solche Fahrten zu einem ein- und manchmal letztmaligen Reiseabenteuer.
Eine meiner Busfahrten führt ins südliche Hochland Tana Toraja, die strukturschwache Region Sulawesi’s. Der Blick aus schwindelerregender Höhe gibt ein Stück saphirblauen Indischen Ozean frei. Hier leben die Toraja, „Leute aus dem Bergland“, und zelebrieren ungestört ihre
jahrtausendalte Kultur. Rund achzig Prozent der 600.000 Toraja sind Christen. Bestimmt wird ihr Leben durch einen einzigartigen Ahnenkult. Sie glauben an Geister, Dämonen und Mythen. Und sie sparen ihr Leben
lang auf den Tod. In Mandara, dem Nebenort der Provinzhauptstadt Rantepao, wird die 86-jährige Aninda Puspowardojo bestattet. Der Volksglaube besagt, dass tote Tierseelen, die Menschenseele ins
Paradies tragen.
Getreu dem Motto „the more the merrier“, wird lebenslang gespart, damit sich die Familie so ein Begräbnis leisten kann. Die Anzahl der geschlachteten Wasserbüffel spiegelt Ansehen und Klasse der Verstorbenen wider. Ein guter Büffel kostet rund 4000,- Euro. Ein durchschnittlicher Arbeiter verdient im Monat circa 80,- Euro.
Die junge Lehrerin Shanti Adli aus Pendolo hat sich für diesen Ehrentag fein gemacht. Mit ihrer Familie saß die 25-jährige acht Stunden im Bemo, dem öffentlichen Taxi. Sie nestelt nervös an ihrer
Perlenkette. „Aninda war eine Großtante meiner Oma“, gibt Shanti vage an. Ganz sicher ist sie sich jedoch nicht. Sie kichert unbeholfen. Ihre schwarzen Haare kleben von der stickigen Fahrt im Minibus am Gesicht, ihre dunkelbraunen Augen glitzern vor Freude auf das bevorstehende Ereignis. In Makale startet der 21-jährige Student Bimo Sakuwan. Mit seiner dezenten Kleidung wirkt er unscheinbar. Sein markantes Männerparfüm verdrängt die Abgase der Stadt kurzfristig. Zarte Bartstoppeln zieren sein Kinn. Auf dem Viehmarkt in Rantepao besorgt er sein Gastgeschenk: ein an ein Bambusrohr festgebundenes, schwarzes Schwein. Es quiekt laut als er es auf den
Kofferträger seines Mopeds bindet.
In Toraja sammeln sich die Leute zur Bestattung, dem Highlight des Monats. Rund um einen großen Platz reihen sich in Mandara die typischen Tongkonan-Häuser mit ihren Logen. Blickfang der Pfahlbauten ist das massive Bambusdach, dessen beide Enden nach oben zeigen. Die Form erinnert an ein Schiff. Die Wände sind farbenfroh mit Gravuren bemalt. Wer eine triste, stille Zeremonie mit Chopins Trauermarsch, schwarz gekleidete Trauergäste und verheulte Gesichter erwartet, wird enttäuscht. In Tana Toraja sucht man diese Dinge vergeblich.
Die Frauen gleichen in ihren bunten Seidengewändern leuchtenden Feuerbällen. Ohren, Hals und Hände sind mit farbenfrohem Holzschmuck verziert. Shanti tanzt mit ihrer Perlenkette aus der Reihe. Rot, Gelb, Orange… die Kleider leuchten zwischen den trist gekleideten Männern, die mit Schweinen und Hühnern einziehen.
Ein dumpfes Geräusch lässt die lautstarken Gespräche ein wenig abklingen und die Zeremonie
beginnen. Mehrere alte Frauen in türkisen Seidenkleidern klopfen mit Bambusstangen in einen
Steintrog. Unter ihnen ist die zierliche Großmutter von Shanti, Bethari, sie lächelt mit vom
Betelnusskauen rot gefärbten Zähnen. Die Gäste sitzen in den Logen der Häuser. Eine ist für die Tote reserviert. Die daneben bietet Platz für die engsten Angehörigen. Shanti und ihre Familie zählen nicht dazu und zwängen sich in eine Loge näher am Buffet. Das wilde Spektakel beginnt.
Mit einem Holzknüppel erschlagen die Männer die hysterisch quiekenden Schweine. Mit einem
Messer stechen sie ihnen in den Bauch, das Blut spritzt in alle Richtungen. Die Frauen häuten die
Ferkel, verbrennen ihre Haut und kochen das Fleisch. Ein penetranter Geruch aus verbrannten
Borsten und Angstschweiß liegt in der Luft. Das Fleisch landet wenig später auf dem meterlangen
Buffettisch. Tausende Verwandte und Bekannte, Schaulustige und Touristen wohnen der Zeremonie
bei.
Bimo führt sein Tier zu den anderen armen Schweinen auf die Schlachtbank. Ein Wasserbüffel, Symbol für Macht und Reichtum, wird in die Platzmitte geführt. Sein panischer Blick hindert die
Torajer nicht daran von ihrer Jahrhunderte alten Prozedur abzuweichen. Mit einem scharfen Schnitt durchtrennt ein Mann die Kehle des Büffels. Ein Blutstrahl ergießt sich in die Menge, jetzt ähnelt
die Männerkleidung auch einem Feuerball. Es riecht wie in einer Metzgerei.
Aus den Logen rund um das Gemetzel dringt lautes Gelächter und fröhliches Geschrei der Einheimischen. Nur die ausländischen Touristen wirken benommen von so viel Blut. Die Toraja-Kinder spielen mit den abgeschlagenen Hufen der toten Büffel. Von Trauer im
westlichen Sinne ist hier keine Spur. Die Torajer wachsen mit diesen Ritualen auf. Seit Generationen halten sie an ihnen fest. Von Geburt an sparen sie für das wichtigste Ereignis in ihrem Leben, die Feier nach dem Tod.
Während eine Hochzeit nur einen halben Tag dauert, kann eine Bestattungszeremonie bei hochkarätigen Toten bis zu zwei Wochen dauern. Bimo grinst: „26 Büffel sind da. Die Party wird einige Tage dauern.“ Solche Feierlichkeiten treiben Familien aus unteren Klassen oft in den finanziellen Ruin. Die Leute tanzen in traditionellen Kostümen auf der blutigen Erde. Bimo hält sich etwas abseits und trinkt bitteren Balok aus großen Krügen, die durch die Menge gereicht werden. Der Wein der Honigpalme ist ein klares, mit Baumrinden versetztes, dunkelrotes Getränk. Shanti hält sich an Kaffee, die Region Tana Toraja ist bekannt dafür. Das Gemetzel wird unterbrochen. Für diesen Tag wurden scheinbar genügend Seelen geopfert, um die Tote ins Paradies zu schicken. Vielleicht ist auch einfach genug Fleisch da, um die heutigen Gäste zu verköstigen.
Damit die Stimmung nicht abbricht, wird zum Büffelkampf aufgerufen. Die Buchmacher nehmen
Wetten der Zuseher entgegen. Die Büffel beschnuppern sich sanft. Bimo feuert sie an. Die Menge
tobt. Sie haben genug von der Gutmütigkeit der Tiere. Sie johlen lautstark, wollen einen echten
Kampf sehen. Die Büffeltreiber heizen die Tiere an und die ersten Schädel krachen aufeinander.
Bimo strahlt über das ganze Gesicht. Seine schwarzen Augen funkeln. Er hat auf den Sieger
gewettet. Der sich trotz Sieg vermutlich in seinen letzten Kampf gestürzt hat. Morgen geht die
Bestattungszeremonie weiter.
Kontakt Journalist:
Elisabeth Steinfatt
elisabethsteinfatt@gmail.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_separator][vc_column_text]
Traumziele: Indonesien
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