VON JUPP SUTTNER //// Am morgigen Samstag soll es regnen. Gottseidank. Dann finden erstens keine Partys mehr in Stadtparks statt – und geraten Golfer/innen weniger in Versuchung, heimlich doch den Schläger zu schwingen. Beides könnte helfen, die drohenden Ausgangssperren zu verhindern.
Vorbildlich verhält sich in diesem Zusammenhang der GC Valley, zwischen München und dem Tegernsee gelegen. Dort finden 2022 im Rahmen der European Championship (Schwimmen, Leichtathletik etc.) auch die Golf-Europameisterschaften statt. Momentan jedoch ist die Anlage wie alle anderen Golfplätze in Deutschland geschlossen und sind die Fahnen von den Greens und die Rechen aus den Bunkern entfernt.
Wie reagieren Mitglieder auf dieses Golf-Aus? Golf-Stories.com sprach darüber mit Michael Weichselgartner (67), Präsident des GC Valley (auf dem Foto mit Ehefrau Sandra und Tochter Evelyn, Foto-Copyright: Jupp Suttner).
Golf-Stories.com: Die Golf-Welt ist wieder einmal gespalten. Die einen sagen, Golf sei doch gesund, stärke das Immunsystem und man könne ganz alleine ohne Partner/in über den Platz gehen. Also ohne Gruppen-Ansammlung. Die anderen sagen: Auch Golf muss sich solidarisch erklären! Wer hat recht?
Weichselgartner: Es ist schon richtig, dass es keinen Unterschied macht, ob ich Golf spiele oder spazieren gehe. Aber ich bin trotzdem der Meinung, dass das Verbot die richtige Entscheidung ist. Denn ohne Verbot hätten sich die Golfer nicht darangehalten, zum Beispiel alleine oder in großen Abständen zu spielen. Der Mensch braucht seine Verbote, denn er hält sich sonst an nichts. Und wir hätten es ohne Verbot nicht kontrollieren können.
Und jetzt kontrollieren Sie?
Weichselgartner: Ja! Mit Sicherheit! Wenn wir feststellen, dass jemand spielt, werden wir ihn sofort darauf aufmerksam machen, dass dies nicht gestattet ist.
Ab wann kann man von „spielen“ sprechen?
Weichselgartner: Man kann über den Platz spazieren. Sogar mit einem Golfschläger. Als gewissermaßen Spazierstock. Aber man darf keinen Ball dabeihaben und zum Einsatz bringen. In diesem Moment ist ein Spielbetrieb aufgenommen und das widerspricht den Anordnungen.
Offiziell lautet dieser Passus laut Mitteilung des Bayerischen Golfverbandes: „Beim Betreten des Golfplatzes sind die allgemeinen Verhaltensregeln der bayerischen Staatsregierung zu beachten.“ Was aber ist, wenn ich auf eine normale Wiese irgendwo in der Landschaft gehe – also nicht auf einem Golfplatz – und den Ball schlage?
Weichselgartner: Dann ist das kein Spielbetrieb, also erlaubt.
Nun gibt es ja Anlagen in Deutschland, die das ihren Mitgliedern etwas lässiger kommunizieren. Und – fast augenzwinkernd – mitteilen, dass Golfplätze in Deutschland laut Pflanzenschutzverordnung und Pflanzenschutzgesetz eine „öffentliche Fläche“ seien. Was wohl suggerieren soll, dass man da machen könne, was man wolle. Trotz des besagten Passus (siehe oben)…
Weichselgartner: Für mich ist das gegen eine Solidarität der Golfclub-Anlagen. Und völlig fehl am Platz in der momentanen Zeit. Auch wenn eine Golfanlage etwas anderes ist als ein Fitness-Studio – man kann doch von der Politik nicht verlangen, dass die Fußball, Golf und Tennis etc. groß unterscheiden können.
Was sagen Ihre Mitglieder zur Schließung der Anlage?
Weichselgartner: 99,99 %, mit denen ich spreche, haben Verständnis dafür. Und jene, die dagegen sind – das sind immer die gleichen drei…
Interview: Jupp Suttner
Infos:
Sehr informativ:
www.bayerischer-golfverband.de/news?nid=752