Ach ja, Acapulco. Wer etwas älter ist, hat vielleicht noch die Bilder aus Hollywoodfilmen im Kopf, die Zeiten aus den 1950’ern und 60ern, als Acapulco noch ein relativ kleiner Badeort war. Diego Rivera malte hier, Johnny Weissmüller – ehemals Film-Tarzan – verbrachte hier seinen Lebensabend. Zuvor hatten er, John Wayne und paar andere Stars auf den Klippen ausserhalb der Stadt zusammen Land gekauft und sich einen kleinen geheimen Rückzugsort gebaut; Cary Grant, Errol Flynn, Fred Mc Murray, Rex Allen, Red Skelton, Roy Rogers, “alle” haben hier auf der Terrasse des heutigen Hotel Flamingos ihre Margaritas geschlürft.
Der Pazifik ist immer noch da, auch die glorreich-roten Sonnenuntergänge, Sandstrand, Klippen. Aber inzwischen ist dies eine Millionenstadt, der einst einsam gelegene Ruhesitz Tarzans schon längst von der Stadt eingewickelt. Und die Stadt ist inzwischen auch über die alte Bucht mit ihrer weit gebogenen Strandpromenade über die Berge hinweg in die nächsten Buchten hineingewachsten.
Die obere Mittelschicht meidet heute eher das alte Acapulco und zieht die “Costa Diamante” vor. Wo vor 15 Jahren gerade mal zwei Hotels standen und zwischen Lagune und Pazifik sich ein Palmenmeer erstreckte, unterbrochen nur von der Start- und Landebahn des Flughafens, ist jetzt ein ganzer Stadtteil, Apartmenthäuser, Supermärkte, elegante Shopping-Insel, Konferenzzentrum, Galerien und gar drei oder vier Golfplätze.
An Wochenenden, besonders den langen Wochenenden, zieht es viele “Chilangos” – die Bewohner Mexiko Stadts – in die ca 4 Autostunden südlich gelegene Tropenstadt. In den letzten Jahren häuften sich leider auch die Meldungen über Gewalttaten in Acapulco, durch das eines der Drogentransportwege in die USA läuft, und einige isolierte Gegenden etwas weiter weg in der Sierra Madre sollen offenbar auch eher in der Hand von Drogenmafiosi sein… Daher bevorzugen einige das Flugzeug, um von Mexiko Stadt aus an den Pazifik zu fliegen, aber die meisten kommen doch per Auto.
Die Strecke ist wirklich schön. Die Autobahn sehr gut ausgebaut. Die Landschaften beeindrucken, besonders wenn man an alten Vulkankegeln vorbeifährt, auf Brücken die Schluchten der Sierra Madre überquert, den Blick über vertrocknete Ebenen oder hohe Berge schweifen lässt; und wenn die trockene Bergluft langsam dem feuchten Geruch von tropischen Wäldern platz macht und in der Ferne der Ozean in Sicht ist, weiss man: die Fahrt hat sich gelohnt.
Auch diesmal war die Fahrt allerdings nicht ohne ein kleines Abenteuer. Immer wieder mal gilt es kurz anzuhalten und Autobahnmaut zu zahlen. An der letzten Mautstation vor Acapulco war die Situation aber eine andere: ein vermummter Mann bediente die Schranke (die sich sonst wegen des “pre-paid chips” am Auto automatisch öffnen würde) und eine Frau mit einer Art Sammelbüchse bat um eine “Kooperation”, oder “Spende”. Ganz klar: Die Mautstelle war von lokalen Gangs oder sonst irgendeiner Gruppierung “übernommen” worden. Wofür die Spende denn sei, wollte ich wissen. Das konnte die nette Frau gar nicht so richtig beantworten und zeigte auf das handgemalte Schild an ihrer grossen Büchse. Für die Studenten, meinte sie nach einiger Zeit. Aber was für Studenten, welche Schule oder Uni, oder was die studierten, wusste sie auch nicht so richtig.
Nun denn, nach Zahlen eines kleinen Obolus (etwas weniger als die sonst nötige Maut), öffnete sich die Schranke.
Allzu gerne hätte ich noch den Polizisten im neben der Mautstellen stehenden Streifenwagen interviewt. Aber ob etwas gesagt hätte, oder gar zugegeben, dass er vielleicht einen Prozentsatz des gesammelten Geldes bekäme? Das alles werde ich bei meiner nächsten Reise zu erfahren versuchen.
Denn nach Acapulco fahre ich garantiert wieder. Die Gegend ist schön, das Essen schmackhaft, und viele Hotels und Restaurants prachtvoll und die Golfplätze (zB Tres Vidas) exzellent gepflegt.
Auf der Rückfahrt funktionierte die Mautstelle übrigens wieder normal.