Von: Gregor Heinrich*
Die Fussstapfen selber sind natürlich nicht mehr da, aber die Golfplätze, auf denen sie gespielt haben schon. Zwei davon gibt es in Belek, nahe Antalya in der Türkei gelegen: den Montgomerie Golf Club und den Carya Golf Club. Ich habe auf beiden meine Runden gedreht.
Es ist recht früh an diesem September Morgen. Ich setze mich auf den Rasen, in den Schatten eines der vielen Baume, die das Putting und Chipping Green des Carya Golf Clubs umranden. Vor mir eine leicht gewellte und abschüssige Rasenfläche in den Ausmassen eines Fussballfeldes, so scheint es mir. Hier könnten Problemlos zig Golfer ihr Pitchen, Chippen, Bunkerschläge und Putten üben, ohne sich in die Quere zu kommen, doch an diesem Tag bin ich allein. Vor mir also die schöne manikürte grüne Fläche. Mein Tagträumen wird von einer Stimme unterbrochen: Hätten sie gern Wasser, fragt ein netter Mann auf Englisch, der im Golfbuggy herangefahren kam und mir nicht nur eiskaltes Wasser sondern auch ein gekühltes kleines Handtuch zur Erfrischung anbot. Das war ein wahrhaft erfrischender Lichtblick, und Zeichen von Luxus und Aufmerksamkeit dem Kunden gegenüber. Das sollte ich noch öfter erleben. Solche Momente machen einen wahrhaft verreist fühlen, denn von meinem Heimatclub bin ich solche Hingabe nicht gelohnt.
In der Zwischensaison scheinen alle Golfclubs in Belek etwas ruhige Zeiten zu erleben, sehr zum Vorteil derjenigen, die dann spielen möchten. 12 Anlagen mit je mindestens einer 18-Loch Anlage liegen in Belek dicht an dicht. Lediglich etwa 20 Golfgruppen und natürlich etliche Individualreisende waren in der Woche, in der ich mich in Belek befand auch dort. Sie verteilten sich also, und nach 11 Uhr morgens war ich praktisch allein auf den beiden Golfplätzen, auf denen ich spielte, jedenfalls schien es mir so.
Für die Golfclubs selbst ist das keine ideale Situation. Etwa 30 Greenkeeper müssen beschäftigt werden, die Restaurants bestückt, die Pro-Shops und Starthäuschen bedient werden. Eta 80 Golfer am Tag braucht eine Anlage wie das Carya oder Montgomerie um die Kosten zu decken. An einem der Tage waren ausser mir lediglich 35 andere Spieler und Spielrinnen dort, an einem anderen 60, doch in der Woche drauf waren zumindest an einem der Tage etwa 100 angekündigt.
Mich interessierten diese beiden Anlagen, da auf ihnen das Turkish Open ausgetragen wird, eines der Stationen der PGA European Tour. Die Lizenz wird wohl jeweils für drei Jahre vergeben. Die ersten drei Jahre hatte der Montgomerie Club die Lizenz, und derzeit das Carya, wo bereits 2016 und 2017 das Turnier ausgetragen wurde. Die reiche Eigetümerfamilie des Carya, der auch die daneben liegende luxuriöse Regnen Hotelanlage gehört, soll mit viel Geld die Lizenz an sich gezogen haben, so wie sie auch darin erfolgreich war, Austragungsort das G20 Treffen 2016 zu werden.
So sind im Clubhaus stolz Fotos ausgehängt, die den US-Amerikanischen Präsidenten Obama im vertraulichen Gespräch mit dem Türkischen Präsidenten Erdogan auf der Restaurant Terrasse zeigen, hinter sich das Grün des 18.Loches. Im Regnum wurde vor dem G20 Treffen eigens eine grosse Luxuriöse Villa gebaut und Erdogan zur Verfügung gestellt; heutzutage wird sie offenbar gern von osteuropäischen Oligarchen angemietet. Aber die Hotelanlage hat auch sehr viele etwas kleinere, doch ebenfalls luxuriöse Villen, teils mit Pool, die direkt an den Golfplatz angrenzen. Damit die Bahnen auch für super Profis lang genug sind, ist bei PGA Turnieren der Abschlag am 16 Loch gar vom Dach einer solchen Villa aus. Für Normalsterbliche ist der Abschlag natürlich viel weiter vorne, auch der „weisse Abschlag“, und der gelb/goldene Abschlag für „Normalos“ wie mich war gefühlte 200 Meter vor dem Dach besagter Villa. Nun, an die Tatsache, dass es auf beiden Anlagen irgendwo weit hinter den weissen Abschlägen noch einen für die wahren Profis gibt, musste ich mich auch erst gewöhnen und dann auch schnell verdrängen, denn sonst müsste ich Golf sofort aufgeben.
Wie alle Golfplätze in Belek, sind auch die Bahnen im Carya oder Montgomerie im wesentlichen Flach, allenfalls leicht onduliert, und zwischen Nadelbäumen angelegt. Die Unterschiede, fand ich, liegen in der Anordnung und Auslegung der Greens, der Bunker und natürlich auch der Wasserhindernisse und Bäume, die ab und zu strategisch den Weg versperren. Aus meiner Sicht fand ich den Carya etwas gepflegter, den Montgomerie abwechslungsreicher und die grössere Herausforderung.
Klar, wer im Carya bei einem PGA von den Profi-Abschlägen spielt muss Länge haben, und die Bunker und gelegentlichen Gewässer stören dann wahrscheinlich die Profis; aber ich fand auf meinem Amateurniveau, dass die Anlage so geschnitten war, dass man recht leicht eine frustrationsfreie Runde spielen konnte – und ich habe meine Schläger die ganze Zeit auf dem Rücken mitgeschleppt. Hinzukommt, dass die Bunker mit schönem weissen, sehr leicht spielbaren Quarzsand gefüllt waren. Dem gleichen übrigens, den das Regnum an seinem Privatstrand aufgefüllt hat, und das ihn dadurch von anderen Anlagen und Stränden unterschiedet. Auch waren die Grüns und Fairways picobello gepflegt. Touristengolfer sollten also in der Regel sehr zufrieden die „after-golf“ Drinks zu sich nehmen können.
Den Montgomerie Club fand ich anspruchsvoller. Das Clubhaus, etwas kleiner das als im Carya, war eindeutig darauf angelegt, etwas englischen Charme zu versprühen, angefangen von den dicken Ledersofas, über die Bar bis hin zur Terrasse. Es schien mir mehr „Club“ als das imposante und etwas ostentativer angelegte Carya Clubhaus. Viele eigentliche Mitglieder scheinen beide Clubs allerdings nicht zu haben, denn die Umkleideräume sind in beiden Anlagen relativ klein und man sieht nicht viele Mitgliderschliessfächer. Ein netter „Gag“ im Montgomerie ist, dass die Schliessfächer die Namensschilder von berühmten Golfern tragen. Man kann also seine Sachen, sagen wir mal, im Schliessfach von Henrik Stenson verstauen. In Wahrheit haben die Grössen sich im Hotelzimmer umgezogen und dort auch geduscht, wurde mir Gesagt.
Zu den after-golf Drinks: Diese sind im Montgomerie im Green Fee eingeschlossen, wie auch alles Essen auf der kleinen aber doch abwechslungsreichen Speisekarte, und die Küche ist stets offen. Ich fand das äusserst angenehm und auch eine angemessene Entschädigung für die etwas schlechteren Golfrunden als auf dem Carya, denn ich fand den Parcours anspruchsvoller. Die Bahnen schienen mir abwechslungsreicher als im Carya, die Fairways oft gewellt, die Strecken über manches Gewässer lang und gefährlich, Bäume im Weg (wo ich sie ab und zu lieber nicht gehabt hätte) und gelegentlich regelrechte Sandebenen seitlich der Fairways. Dass der Sand in den Bunkern nicht so weiss glitzerte, wie im Carya störte mich weniger als die Frage, wie ich gut aus den Bunkern wieder heraus käme. Rydercup Captain Colin Montgomerie, der den Kurs angelegt und auch bespielt hat, hat hier wirklich gute Arbeit geleistet. Auch hier gibt es die weiten „nur für Pros“ Abschläge, weit hinter den weissen Tee-Boxes, aber auf eine Villa steigen muss man nirgends.
Wie im Carya kommt auch beim Montgomerie ab und zu ein Wägelchen mit Getränken vorbeigefahren. Getreu dem „all inclusive“ Konzept des Montgomerie sind die in der Hitze willkommenen Erfrischungsgetränke kostenlos, im Carya ist dies nur das Wasser.
Nachts ist es natürlich um einiges kühler. Doch die Dunkelheit ist kein Golfhindernis, denn der Carya Club rühmt sich, der erste und einizge 18-Loch Platz mit Flutlicht in der Türkei zu sein. Dem steht der Montgomerie Club wenig nach, denn auch dort kann man zumindest die Löcher 10-18 unter Flutlicht spielen.
Infos
Mehr zum Carya Club:
Carya Golf Club
und zum angeschlossenen Carya-Regnum Resort:
www.regnumhotels.com
zum Montgomerie Club:
www.maxxroyal.com/Golf
zum angeschlossenen Maxx Royal Resort:
www.maxxroyal.com/Belek-Golf-Resort
Die Sieger im „Turkish Airlines Open“ im Montgomerie Maxx Royal waren 2015: Dubuisson, Van Zyl und Aphibarnat (Mclroy wurde sechster); 2014: Koepka, Poulter, Stenson, 2013: Dubuisson, Donaldson, Tiger Woods. Die Sieger im Carya 2016: Olesen, Horsey, Li; Dubuisson wurde diesmal nur 47. Das 2018 Turnier findet Anfang November statt, mit Titelverteidiger Justin Rose.
https://www.europeantour.com