Harzer Spezialitätenteller in Goslar, Sterne-Küche und Dry Gin in Wolfsburg, GenussmanufakTour durch Wolfenbüttel, Schokolade in Peine, Nudeln, Brot und Pizza in der Autostadt. Und mehr als Niedersachsens kulinarische Vielfalt zwischen Mittelalter und Sterneküche entdecken. Also los!
Text und Fotos © Wolfgang Grüner
Schade um Goslar, schade um Wolfenbüttel, ebenso Peine und Wolfsburg, von den Städten habe ich eigentlich nichts gesehen. Nicht weil ich es nicht wollte, sondern das Wetter war dagegen, trotz richtiger Kleidung. Wenn es pausenlos schüttet, wird auch der Tapferste Spaziergänge recht schnell aufgeben und sich irgendwohin flüchten, Hauptsache drinnen. Angefangen hat es im schönen Hotel „Alte Münze“ in Goslar. Das 4-Sterne-Hotel befindet sich in einer ruhigen Seitengasse in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz im Zentrum der Goslarer Altstadt. Das frühere Amtshaus der Münze stammt aus dem Jahr 1509. Beim älteren Teil des Gebäudeensembles handelt es sich um einen historischen Ausspann aus dem Jahre 1640 mit einem Innenhof und hoteleigenen Garten, der direkt an den Park “Münzgarten” anschließt. Der heutige Bauzustand umfasst einen Zeitraum von etwa 500 Jahren, zahlreiche originale Wand- und Deckenbemalungen, Kamine, mittelalterliche Kellergewölbe und das Brauhaus sind erhalten. Man wohnt also stimmungsvoll und gemütlich in den Zimmern und Suiten inmitten von historischem Ambiente mit Fachwerkbalken und Holzdielen, die Bäder und Duschen sind modern und großzügig. TV, Telefon (Inland), W-LAN und Wasser auf dem Zimmer sind kostenfrei, das auswahlreiche Frühstücksbuffet im Zimmerpreis enthalten, ein angenehmer Aufenthalt somit vorprogrammiert.
Es ist Mittag, Zeit zum Essen, also auf in die „Weite Welt“, genauer gesagt in das gleichnamige Restaurant direkt an der Kaiserpfalz. Man sitzt gemütlich, die Deko-Weinflaschen lassen guten Geschmack erkennen, die mediterran beeinflusste Speisekarte ist nicht sehr umfangreich, was immer auf Qualität schließen lässt. Die Wahl des Genusses dauert etwas, wir entscheiden uns schließlich für Ragout vom Harzer Wild und BIO-Rind „Harzer Rotes Höhenvieh“, mit Preiselbeeren verfeinert, dazu Serviettenknödel und Speckrose oder im Ganzen warm geräucherter BIO-Saibling mit Gurken-Dill-Salat, dabei Baguette und Butter. Dazu, je nach Gusto, einen leichten Weißwein oder ein kräftiges Bier und stellen bald fest, wir haben alles richtig gemacht, lecker, man könnte bleiben. Aber wir müssen raus in den Regen. Ein kurzer Fußweg bringt uns zu einem Weltkulturerbe.
Die zwischen 1040 und 1050 unter Heinrich III. errichtete Kaiserpfalz ist ein einzigartiges Denkmal weltlicher Baukunst, auch ein Zeugnis von Reichtum, denn einst machten die Erze des Rammelsberges die Stadt Goslar bedeutend für die Herrscher des Mittelalters. Über 200 Jahre wurde hier auf zahlreichen Reichs- und Hoftagen deutsche und europäische Geschichte gemacht, über 150 Jahre lang war die Goslarer Pfalz die bedeutendste im Deutschen Reich. Die südlich anschließende Pfalzkapelle St. Ulrich hat einen achteckigen Grundriss, birgt unter einer Grabplatte mit einer figürlichen Darstellung Heinrichs III. das Herz des 1056 gestorbenen Kaisers. Beide Gebäude wurden im späten 19. Jahrhundert umfassend restauriert, der Saal des Kaiserhauses durch den Historienmaler H. Wislicenus mit Szenen aus der deutschen Geschichte, Märchen und Sagen ausgemalt, sie sollten die ideelle Verbindung des neuen deutschen Kaiserreiches mit dem mittelalterlichen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation symbolisieren. Der Saal ist der größte jemals in Deutschland erbaute Kaisersaal. Im Jahr 1900 kamen vor dem Gebäude die beiden Reiterstandbilder hinzu. Auf der einen Seite Kaiser Friedrich Barbarossa, Symbolfigur des ersten Deutschen Reichs, der kehrt der Sage nach dereinst zurück, um das Reich zu erneuern. Daneben steht Wilhelm I., erster Kaiser des 1871 gegründeten zweiten Deutschen Reichs, sowie die Nachbildung des Braunschweiger Löwen. Seit 1992 zählt die eindrucksvolle mittelalterliche Anlage zum Weltkulturerbe.
Gerade gibt es zum 1000. Geburtstag von Heinrich III. eine Ausstellung zum Thema „Codex Caesareus Upsaliensis“, da weiß jeder gleich was das ist: die prächtig verzierte Bibel des Kaisers Heinrich III. aus dem Haus der Salier. Zur Weihe des Goslarer Doms im Jahr 1051 gab der Kaiser das Evangeliar in Auftrag. Die Kaiserbiebel ist insgesamt 321 Seiten stark. Das Werk ist vollständig erhalten und stammt sozusagen aus Goslar, denn etwa 600 Jahre lang war es hier zuhause. Erst in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verschwand es und tauchte im Jahr 1740 in Schweden wieder auf. In Deutschland war das Werk zuletzt 2006 in der Paderborner Canossa-Ausstellung zu sehen. Mir persönlich schien die Ausstellung nicht so recht gelungen, irgendwie beiläufig, wenig Originale, viele Stellwände mit viel Text, eher unspektakulär.
Trotzdem wäre ich gerne noch länger drinnen geblieben, denn es regnet immer noch, aber eine Stadtführung „Lecker Speys un lange Danz“ steht an. Eine sehr lebendige, freundliche und kompetente Dame wartet schon mit allerlei Vergnüglichem, Lustigem, Interessanten und Süffisantem zum Thema Essen und Trinken im Mittelalter. Wer an Kulinarisches aus dem Harz denkt, dem fällt zuerst der Harzer Roller ein, ein beliebter Sauermilchkäse mit nur 0,5 % – 1 % Fett, der mit Kümmel und Zwiebeln als Brotbelag angeboten wird. Seinen Namen verdankt er dem Kanarienvogel, dessen rollender Gesang die Bergleute unter Tage vor giftigen Gasen warnte. Wer gerne Fleisch mag, findet hier eine besondere Spezialität, das Harzer Rote Höhenvieh, es wird als regionale Rasse gezüchtet, fast wäre die ausgestorben. Das zarte, aromatische Fleisch steht bevorzugt auf den Speisekarten ausgesuchter Goslarer Restaurants. Viele andere Produkte aus dem Harz und dem Harzvorland, kombiniert mit Wildkräutern, werden zu einem besonderen Geschmackserlebnis, wie die Harzer Schmorwurst, das bekannte Blaubeerschmand-Schnitzel und die Harzer Spezialität „Hackus und Knieste”. Die Spannweite der Goslarer Restaurants reicht dabei von urig-rustikal, bergmännisch-traditionell bis hin zu international. Nach einiger Zeit wird es immer noch nicht trockener, so verlagern wir die interessante Stadtführung nach drinnen und bleiben für den Rest des Nachmittags und des Abends im „Brauhaus Goslar“.
Eine gute Idee, denn in der „Gasthausbrauerei Goslar“ wird, nach traditionellem Rezept, der Stadt eigene Biersorte, die „Gose“ gebraut, regionale Spezialitäten als gutes Essen gibt es auch. Das Harzer Urbier wird seit dem frühen Mittelalter in Goslar gebraut und ist nach einem Fluss benannt. Die Gose ist ein naturtrübes obergäriges Weizenbier, mild gehopft, malzig-süffig schmeckt und stellt, wie z. B. Kölsch, Pils oder Berliner Weiße, eine ganz eigene Biersorte dar. Es geht los mit „Helle Gose“, ein obergäriges und naturtrübes Weizenbier von goldener Farbe. Der Geschmack ist malzig-süffig mit einer dezenten Hopfennote, Alkoholgehalt beträgt ca. 4,8% vol. alc. Es folgt „Dunkle Gose“, das erhält durch ein drittes Spezial-Malz den typischen rot-braunen Farbton. Der Geschmack ist leicht rauchig-malzig, Alkoholgehalt entsprechen denen der hellen Gose.
Die Stadtführerin ist in ihrem Element, eine Geschichte toppt die Nächste, was auch für das Bier gilt. Es kommt das nach dem Goslarer Hausberg benannte „Rammelsberger Pils“, dieses altbekannte Pils ist vollmundig und hopfenherb zugleich mit goldgelber Farbe, auch naturtrüb und hat einen Alkoholgehalt von ca. 4,7% vol. alc. Je nach Saison gibt es auch Spezialbiere wie z.B. Altbier, Märzen, Maibock, Sommerbier, gestopfte Gose (dunkle Gose mit Aromahopfen angereichert), Whisky-Gose (dunkle Gose auf Eichenholz gelagert), Odinator Doppelbock, Whisky-Bock (Odinator auf Eichenholz gelagert) und noch einige andere Sorten. Mein Favorit steht aber fest: „Dunkle Gose“. Allmählich macht sich auch Hunger bemerkbar, gut das jetzt der „Harzer Spezialitätenteller“ auf der Schieferplatte serviert wird. Urig geschmackvoll mit Harzkäse, Tatar vom Harzkäse, Hackus, Gose-Bierbeißer, Gose-Bierwurst, Gose-Sülze, Gose-Schinken und Gose-Schmalz mit Salatbouquet, Gewürzgurke,Treberbrot und weiteren knusprigen Brotsorten. Dazu das frische Bier, rustikales Schwelgen, schöner kann es kaum sein.
Der Morgen graut und mir graut es auch, Regen, mehr sage ich nicht. Auf zur Lessingstadt Wolfenbüttel zu einer „GenussmanufakTour“ durch die Stadt, wo der „Jägermeister“ herkommt. Was wird geboten? Gelassene Antwort von Lessing: „Beide schaden sich selbst: der zuviel verspricht und der zuviel erwartet“. Aktuell sind 5 Partner dabei: Röber Gourmetmarkt, Barrique, Treccino Rösterei & Cafébar, Stebis FeinkostManufaktur mit Braubar, Wolfenbütteler Tortenkultur. Demnächst werden voraussichtlich Weitere dazukommen, Geschäfte die kulinarische Produkte anbieten, sofern sie einen individuellen Charakter besitzen, Produkte selbst herstellen oder aus der Region beziehen.
Den Spaziergang halten wir kurz und schauen rein bei der „Treccino Rösterei & Caffèbar“, Am Alten Tore 1a. Monika und Andreas Steinig erklären, wie man Kaffee richtig zubereitet und trinkt, fernab irgendwelcher Maschinen oder („voll das Grauen“) mit Kapseln oder Ähnlichem. Selbstverständlich wird auch selbst geröstet. Und mancher Interessierte erkennt wie anders, und wie gut Kaffee schmecken kann, wenn man denn Zeit und Geduld hat, die Zubereitung zu zelebrieren. Damit man das richtig lernt, gibt es Kaffeeseminare, die regelmäßig veranstaltet werden. Dabei kann man auch die über 25 Kaffeesorten und Variationen probieren, aber nicht alle auf ein Mal. Wer dann lieber einen Tee mag, auch den gibt es hier in guter Auswahl.
Die nächste Station ist „Barrique Wolfenbüttel“ von Jörn Zeisbrich, Lange Herzogstrasse 58. Wir werden sehr freundlich empfangen, roter Kir-Secco, veredelt mit Cassis-Saft und schwarzer Johannisbeere. Ein kleiner, aber sehr feiner, mediterraner Nudelsalat und eine süße Aufmerksamkeit stehen bereit und waren schnell weg. Was bekommt man hier noch? Erlesene Weine, Spirituosen und beste Feinkost warten darauf, mitgenommen zu werden. Ist man unschlüssig, schon allein wegen der großen Auswahl, wirt mit bester fachlicher Kompetenz ausführlich beraten. Spezielle Veranstaltungen im Geschäft informieren und machen neugierig. So u.a.: „Whiskey Frühstück“ inklusive 5 Malt Whiskeys, 1 Bier und ein deftiges schottisches-englisches warmes und kaltes Frühstücksbuffet, „Spanischer Abend“ mit 8 ausgewählten spanischen Weinen und passende Tapas dazu, oder „Ladies Night“ mit Prosecco und Likörchen, Wein und Tapas, „Let’s Grill“ mit Steak, Bratwurst, selbstgemachten Salaten und Sommer-, Party- und Grill- Weine, schließlich die beliebten Rumfass- und Whiskyfass-Abfüllpartys. Nicht nur zu diesen Events kann man seine Behältnisse selbst mitbringen, auch im täglichen Geschäft ist das gerne gesehen, gute Idee um Müll zu vermeiden.
Wir laufen weiter, natürlich im Nassen, aber genau das ist auch das Metier im letzten Ereignispunkt: „Stebi`s FeinkostManufaktur“ von Andreas Stebner, Okerstr. 13. Da kann man niedersächsische Braukunst mit dem ganzen Charakter von Nordsee, Harz und Heide erleben und probieren. Untergärige und obergärige Biere entstehen in reiner Handarbeit und unter Verwendung erlesener Zugaben. Konzentriert wird sich dabei auf alte Rezepturen aus dem Familienbestand und neuen Entwicklungen, die auf altem Wissen beruhen. Diese echte Handwerkskunst garantiert, dass jedes Bier ein echtes Unikat ist – fernab von jeder industriellen Biervariante und damit geschmacklich einfach unvergleichlich.
Die Auswahl ist breit, es gibt Pilsener, Goldpils, Landbier, India Pale Ale, Altbier, Schwarzbier, Fruchtbier, Glühbier, Weizenbier, Bockbier, Weihnachtsbier. Wer einmal davon geträumt hat, ein eigenes und einmaliges Bier zu haben, dem kann geholfen werden, denn bei Stebner brauen die das Bier genauso wie gewünscht. Alle Besonderheiten, Nuancen, Geschmacksrichtungen oder Biersorten entscheidet der Kunde. Bereits ein Kasten Bier genügt als Abnahme. In der FeinkostManufaktur für hochwertige Produkte wie Saucen, Gewürze, Essig, Öle, Senf und vieles mehr für Genießer findet man auch Biergelee, Treberbrot und Biermarinade für Grillfleisch. Der Fokus liegt dabei im wesentlichen auf Grill, BBQ und Chili, dabei verliert man hier den Gedanken der ausgewogenen Ernährung nach der Paleo Philosophie nicht aus den Augen, die Freude und der Spaß an der Tätigkeit sind aber immer präsent. Schnell noch ein paar der angeboten Happen mit Ziegenfrischkäse und Bierschaum gegessen, einen hausdestilierten Ingwer-Zitronen-Gin getrunken, weiter geht es.
Auf die nächste Station unserer Erkundungstour freuen sich einige meiner Mitreisenden ganz gewaltig, ich weniger, bin nicht so für Schokolade. Mache aber trotzdem gerne mit, weil: draußen regnet es weiter. Es geht nach Peine in das „SchokoLand Rausch“, Wilhelm-Rausch-Str. 4, direkt an der A2. Dort warten in der großen Verkaufshalle über 200 verschiedene edle Schokoladen, Trüffel und Pralinen aus seltenen reinen Edelkakaos mit bis zu 400 Aromen auf geneigte Käufer. Ergebnis 100-jähriger Chocolatier-Tradition des Berliner Familienunternehmens, gegründet als Privat-Confiserie zur Herstellung feinster Schokoladen, Pralinen und Honigkuchen. Auch von uns ist eigenes Handwerk gefragt, denn wir müssen die beiden Tafeln selbst herstellen. Das wollen auch andere Leute und so sind die Arbeitsplätze rasch besetzt, rechtzeitige Anmeldung daher obligatorisch.
Unter professioneller Anleitung eines Chocolatiers kann man die eigene Schokolade gießen und viele verschiedene Varianten aus mindestens 12 Zutaten kreieren, wie z.B. die Edel-Vollmilch oder die Edel-Bitterschokolade mit Nüssen, bunten Schokolinsen, Kokosflocken, Gummibärchen, Chili, Rosinen und anderes mehr. Nach der gar nicht so einfachen Fertigungsarbeit folgt eine Führung durch das interessante Schokoladen-Museum. Danach gibt es die gekühlten zwei Unikat-Tafeln von je 250g fertig eingepackt zum Selbstverzehr oder Verschenken mit nach Hause. Ein 2-stündiges Erlebnis mit der Erkenntnis, das nicht nur „Schokolade essen“ glücklich machen kann, auch die geleistete eigene Handarbeit.
Leider aber gibt es im Showroom aus Hygienegründen keine Toilette und auch keine Möglichkeit, nach der schweren Arbeit, sich mal hinzusetzen, wer rausgeht, kommt nicht wieder rein. Aber Lessing tröstet: „Es wäre wenig in der Welt unternommen worden, wenn man immer nur auf den Ausgang gesehen hätte“. Danach kann man dann im SchokoCafé bei einer Tasse Kaffee, Tee oder besser, Trinkschokolade (aber bitte mit viel Sahne!), eine Auswahl wunderbarer Torten genießen und den blubbernden, glucksenden Schokoladen-Vulkan beobachten.
Wir beachten den Regen dann auch gar nicht und fahren weiter nach Wolfsburg, dort warten in der Parkstraße 1 gleich zwei Highlights in einem Gebäude auf uns: Das wunderbare „The Ritz-Carlton“ Hotel und das ausgezeichnete Gourmet-Restaurant „Aqua“. Das 5-Sterne-Superior-Hotel, am historischen Hafenbecken des Mittellandkanals, im Westen der „Autostadt“ von Volkswagen gelegen, bietet einen einzigartigen Ausblick auf die vier mächtigen Schornsteine des denkmalgeschützten Volkswagen-Kraftwerkes. Der ringförmige Bau aus Glas und Naturstein verfügt über 147 luxuriöse Zimmer und 23 Suiten.
Ich spare mir jetzt aufzuzählen wie die Räume ausgestattet sind, zu groß die Gefahr etwas zu vergessen, einfach gesagt, es ist alles da, was das Wohnen zu einem sehr schönen Erlebnis macht. Trotzdem ist noch eine Steigerung möglich, in der Club-Etage warten noch 32 traumhafte Zimmer, verbunden mit dem exquisiten Club-Service, auf die Gäste. Natürlich bietet das Hotel jeden anderen Service, den ein Hotel dieser Preis- und Güteklasse haben muss. Das Exklusive des Ritz-Carlton liegt dann doch in den besonderen Feinheiten, eben die perfekte Kombination mit einzigartigem Service. Der außergewöhnliche Spa für Wellness und Entspannung mit dem freischwimmenden, ganzjährig beheizten, Außenpool allein ist schon eine Attraktion.
Für den hungrigen Gast und auch für den Kulinariker gibt es diverse Möglichkeiten, satt zu werden oder besondere Erlebnisse zu haben, am Besten gleich beides. Gelegenheiten dazu bieten das Restaurant „Terra“ mit Natur Pur und lokalen Produkten, die „Hafenterrasse“ als Frühstücksrestaurant im Stil eines Wintergartens mit Kaminzimmer und Außenterrasse. Darauf verzichte ich heute gerne, sie wissen warum. Wer kein Publikum haben möchte, speist im privaten Compartment „Dune“, wer die Öffentlichkeit will, in der „Lobby Lounge“ mit Kamin und einer „Tea Lounge“, oder geht gleich in die „Newman´s Bar“. Seperate Raucherbereiche gibt es dazu fast überall.
Absoluter Genusshöhepunkt aber ist natürlich das renommierte 3-Michelin-Sterne Gourmet-Restaurant „Aqua“ unter der Leitung von Sven Elverfeld (geb. 1968), ausgezeichnet mit 19 Punkten im Gault Millau sowie 5F im Feinschmecker Guide und einer Platzierung im Ranking der S.Pellegrino “World’s 50 Best Restaurants”. Es gibt noch viel mehr Auszeichnungen, die alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Seit der ersten Stunde im Jahr 2000 ist als Küchenchef Sven Elverfeld für die Erfolgsgeschichte des Aquas verantwortlich. Seine kurz-prägnante Philosophie: „Erreiche Dein Ziel mit Engagement und Liebe zum Detail“. Und das ist deutlich merkbar, denn er kreiert unvergessliche kulinarische Meisterwerke, die häufig mit persönlichen kulinarischen Erinnerungen verbunden sind und somit eine Geschichte erzählen. Er selbst sagt dazu: „Kochen bedeutet für mich Freiheit, in der ich mit Leidenschaft meinen Gedanken und Erinnerungen einen emotionalen Ausdruck verleihen kann“. Dabei setzt Elverfeld auf den Eigengeschmack sowie die Textur der Produkte, wodurch seine Kreationen mit Einfachheit und Raffinesse überzeugen. Jenseits von festgelegter Stilistik und Trends schafft er eine Symbiose aus Tradition und Moderne. Ausnahmslose Qualität und ein ausgeprägtes Aromenspiel, gepaart mit ästhetischer Optik, bilden seine unverkennbare Handschrift. Natürlich macht er nicht alles alleine, ohne gutes Team geht gar nichts. So erhielt das Team um Restaurantleiter Jimmy Ledemazel im Gault&Millau 2017 die Zusatzbewertung „besonders liebenswürdiger Service“ und der Busche Verlag führt Sommelier Marcel Runge wiederholt in der Riege der Schlemmer Atlas Top 50 Sommeliers.
Das Design des „Aqua“ drückt Klarheit und Transparenz aus. Große Panoramafenster geben den Blick frei auf die grünen Hügel des Autostadtparks, den eigenen japanischen Garten mit großer Bronzeschale, auf das Hafenbecken und den Mittellandkanal. Die Beleuchtung ist raffiniert, der Effekt ist ein diffuses Flimmern, das dem Raum Weite gibt und auf subtile Weise an Wasser erinnert. Das Interieur interpretiert mit Materialien und Oberflächen das Naturthema, dabei ist Schlichtheit ein Hauptpunkt, wenig Ablenkung, mehr Konzentration auf die kulinarischen Meisterwerke soll sein. 36 Sitzplätze versprechen eine gewisse Exklusivität.
Zu einem Aperitif in seiner Küche mit feinem Champagner „Edition Ruinart Rosè“ aus den Kalk-Kellern in Reims empfängt uns der Meister persönlich. Da ist keine ehrwürdige Gestalt bei der man demütig auf die Knie fällt, sondern ein bodenständiger, freundlicher Mann „von nebenan“. Das ändert sich ein bisschen wenn er über seine Tätigkeit spricht, da wird er ernst und präzise. Ich glaube, Fehler sollte man in seiner Küche besser nicht machen, allerdings grinst er dann bald, wohl doch nicht so schlimm. Es gibt viele Fragen und Antworten, rasch vergeht die Zeit, da war doch noch etwas? Richtig, es ist Zeit für das Überaschungsmenü.
Das beginnt mit einer feinen Einstimmung in Form einer karamelisierten Kalamata Olive mit Champignon, Granny Smith und Petersilie, gefolgt von Bao Bun (asiatisches Pendant zum Hamburger Brötchen) mit geschmorter Rehschulter, Douglasiensirup und Eberesche, serviert auf einem Rehschulter-Knochen, „Wilder Burger“ aus Wildwurst, Preiselbeere und Krautsalat, schließlich noch Rosenkohl und Wildsalami, sowie eine Auswahl von feinen Brötchen mit Butter.
Der 2014er Riesling trocken vom Weingut Hüls/Mosel passt hervorragend dazu, wechselt dann zu einem 2016er Pouilly Fumé des Gutes Pabiot von der Loiré. Kongenial zum Saibling aus Tainach, gebeizt mit Frankfurter grünen Kräutern, Senf, Ei, Kräuterschicht, Saiblingskaviar und der Forelle „Lüneburger Heide“ mit Rauch-Brandade (eine meist an der nordwestlichen Mittelmeerküste verbreitete Püreespeise aus Fisch und weiteren Zutaten), Frühlingslauch, Mandel, Himbeeren, Yuzu (eine Art Zitrusfrucht) mit Kaviar „Imperial Auslese“ aus China. Weiter geht es mit Edelfisch, ein Flusszander mit Kohl-Dashi (japanischer Fischsud), Buchenpilze (mit exquisitem Aroma, das leicht an Veilchen oder Anis erinnert) und Grünkohlpesto betört die Geschmacksnerven. Bestens in der Verbindung mit einem 2014er Chardonnay Reserve vom Weingut Louisvale aus Stellenbosch/Südafrika, ein guter Beweis, das man da nicht nur rote Edelreben kann. Vom Gewässer aufs Land geht es mit dem nächsten Gang, es kommt ein Kalbsrücken „Dry aged“ aus Mecklenburg-Vorpommern, belegt mit Büsumer Krabben, begleitet von Artischocken, Fenchel und Radieschen. Wein dazu gibt es natürlich auch, einen 2014er Pinot Noir Rosenberg vom Weingut Sinß an der Nahe.
Eine kleine Pause ist angesagt, verschönert mit einem Champagner-Cremesorbet „Edition Ruinart Rosè“, stilvoll serviert im Flaschenboden der Marke, als Gag dazu der Korken vom feinen Getränk als Dekoration. Wo wir gerade bei Süßem sind, kommt passend eine 2016er Muskateller Beerenauslese vom Gut Frey aus Essingen/Pfalz, zusammen mit Kirschen und bengalischem Pfeffer sowie Gewürztagetes (Blätter und Blüten der Studentenblume, fruchtig-würzig, erinnert an Orangen), Heu, Nussbutter und Roggen, exquisite Komposition.
Wer jetzt dachte, das wäre das süße Finale, falsch! Das kommt in Form kleiner Bällchen und Halbkugeln aus Holunder, Blumenkohl, Amaranth (eine Art Pseudogetreide), griechischem Joghurt, „Tea Time“ mit Roibusch, Sablès Croutons (süße Mürbeteiggebäck/Sandkuchen-Stückchen), Elstar-Äpfel, Chou-Creme (Kohl) mit Tahiti-Vanille und Cassis-Gelee, was für ungewöhnlich-mutige Kreationen voll überraschendem Geschmack. Wer mag, kann noch bei einer feinen Pralinenauswahl zugreifen und natürlich noch diverse Kaffeegetränke bestellen. Große Lobeshymnen spare ich mir hier, schlicht gesagt: Ein grandioses Erlebnis!
Zum Austausch von Lobpreisungen, diverser Meinungen oder einfach freundlicher Unterhaltung mit der Hotelleitung des Ritz-Carlton folgt noch eine Einladung in die hauseigene „Newman`s Bar“, wo es den wunderbaren „NEWMAN’S BAR GIN TONIC“ gibt. Das exklusive hauseigene Wässerchen „Wolfsburg Dry Gin“, das nur für das Ritz-Carlton von der Sühlfelder Gutshof Brennerei Wolfsburg gebrannt wird, ist eine Komposition von erlesenen Zutaten wie Orangen, Zitronengras, Kurkuma, Wacholderbeeren, Schlehe, Koriander, Traubenkirsche, Vogelbeere und einer speziellen Kräutermischung. Es wird gemischt und serviert mit „Thomas Henry Tonic Water“, Grapefruit- und Tonic-Sirup, ein mehr als feiner Genuss. Dementsprechend spät wird der Abend, der mit fast zuviel Genüssen reich gefüllt war.
Schön, das man am anderen Morgen etwas ausschlafen konnte, nur woher der gelinde Kopfschmerz herkommt, kann ich mir so gar nicht erklären. Muss am Wetter liegen, der Blick auf den Mittellandkanal zeigt das Gleiche wie der Blick zum Himmel: Wasser. Gut, die nächsten Termine liegen alle drinnen, in der VW-Autostadt und dort in einigen von den neun sehr verschiedenen Autostadt-Restaurants, die in Kooperation mit Mövenpick arbeiten.
Der Direktor Thorsten Pitt gibt uns die Ehre und führt zuerst in eine sehr rustikale Variante „Das Brot“. Dort wird schon ab dem sehr frühen Morgen gebacken, duftende Brote, knusprige Brötchen, feine Blechkuchen und mehr. Dazu gehören auch Backwaren aus verschiedenen Getreidesorten, wie z.B. Leichtkornroggen und Dinkel. Die Auswahl reicht vom schwäbischen Kümmelbrot über Croissants bis hin zu Vollkorn- und Dinkelbrötchen. Vom selbstgezogenen Sauerteig bis zum knusprigen Steinofenbrot wird alles in Handarbeit hergestellt, dabei kann man die Bäcker bei der Arbeit hinter einer Glaswand beobachten. Besonderes Augenmerk wird auf brotweizenfreie, vegane und gluten-freie Backwaren Alternativen für Alergiker gelegt, dazu wurde im CustomerCenter eine spezielle Bäckerei eingerichtet, in der die Produkte aus Reis und Braunhirse hergestellt werden.
Bei jedem Laib wird eine vollständige Deklaration aller Zutaten mitgeliefert. Kassenbons zeigen alle für jedes Produkt verwendeten Rohstoffe an. Zum herzhaften Frühstück am Morgen kann man zwischen einer süßen oder herzhaften Variante wählen oder ein klassisches Stück Butterbrot, ein Sandwich oder Toast mit frisch zubereiteten saisonalen Aufstrichen probieren. Kaffeespezialitäten und traditionelle Produkte, von geschichtetem Käse bis zu geräuchertem Schinken, werden zusammen mit einer Tages-Suppe serviert. Wir dürfen probieren, alles schmeckt super, auch weil es gerade aus dem Ofen kommt. Ich will auch gar nicht raus, es duftet gar zu lecker.
Doch es geht weiter, hausgemachte Pastaspezialitäten und italienische Klassiker, zeigenössisch interpretiert, von Spaghetti über Maccheroni bis hin zu Spätzle in Bio-Qualität wollen im „La Coccinella“ gebührend beachtet werden. Auch hier gibt es die Kreationen in vegan, vegetarisch und für Allergiker. Wir entscheiden uns für vital, schließlich gibt es gleich etwas zu probieren. Erst schauen wir der Teigproduktion zu, verwendet werden je nach Anforderung Hartweizengrieß, Weizenmehl, Buchweizenmehl, Wasser dazu, es wird handgeknetet und gefärbt, durch die Nudelmaschine gedreht. Kurz gekocht und dann gibt es Sepia-Nudeln mit Garnele, mir hat es geschmeckt, weil Frische eben punktet.
„Pizza AMano“ ist für mich die letzte Station, im Familienrestaurant gibt es, mit viel Liebe, handgemachte Steinofenpizza, Focaccia, Salate und Desserts, zudem eine Auswahl an Salaten, Eis und Kaffeespezialitäten. Alle Lebensmittel und Säfte sind bio-zertifiziert. In einer Ecke geht es besonders laut und turbulent zu. Hier können kreative Kinder den Teig kneten und formen, Tomatensoße, Gemüse, Fleisch, Käse und frische Kräuter verwenden, um ihre eigene Pizza zu kreieren. Ich schaue auf die Pizza-Karte und entdecke eine mir völlig unbekannte Pizzavariation, „Hirsepizza Steckrübe“ mit Steckrübenscheiben, Oliven, Tomatensauce, Hirse, Sojarahm und Dinkelmehl. Das hört sich nicht so essenswert an, muss aber probiert werden. Es bleibt nicht bei einem Eckchen und dann ist auf ein Mal die ganze Pizza weg, gut das der Nachschub schon da ist. Ungewöhnlich, aber höchst lecker. Andere streben noch dahin, wo es Eis gibt, für mich ist jetzt Schluss.
Dank des sehr späten „Late Check Out“ kann ich mich im „The Ritz-Carlton“ noch etwas ausruhen,dann werde ich zum Bahnhof gefahren. Ich hoffe, der ICE der Bahn hält diesmal in Wolfsburg, was ja schon öfters nicht der Fall war. Für die Bahn ist Wolfsburg wohl so was wie Bielefeld für die restliche Welt, es existiert einfach nicht, eben die geheimnisvolle Bielefeldverschwörung. Aber, oh Wunder, der Zug steht schon da. Doch irgendetwas ist jetzt anders als sonst, bis ich es merke, es regnet nicht mehr. Jetzt wo ich abfahre, sehr merkwürdig!
Die Recherche wurde ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von TourismusMarketing Niedersachsen GmbH und Partnern.
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