Fotocredit & Copyright: Heidi Siefert, Roland Schuler
Text: Heidi Siefert
Die Area 47 ist ein Sehnsuchtsziel der Kinder, seit sie vor Jahren bei “ki-ka Trau Dich” im Kinderkanal tagelang gespannt verfolgten, wie sich eine Gruppe Jungs und Mädels an unterschiedlichsten sportlichen Aufgaben im Outdoor-Abenteuerspielplatz am Eingang zum Ötztal versuchte. Die Sache hatte nur den einen Haken: Sie selbst waren zu klein, um dort zu Kraxeln, Raften, Wakeboarden und was man sonst noch alles an Action erleben kann. Nun, endlich groß genug (neun und zwölf), um zumindest einen Teil des Angebots nutzen zu können, durften sie sich zwei Tage lang austoben zwischen Riesenrutschen, Profi-Trampolins und jeder Menge Outdoor-Herausforderungen. Dabei hatten nicht nur die Jungs richtig Spaß. Auch wir Großen waren begeistert von geballter Action auf engstem Raum.
Es ist ein grauer aber lauer Spätsommersonntag, als wir am ersten Kreisel in Richtung Ötztal gleich die erste Ausfahrt nehmen und nach einer kurzen Passage im Wald mitten im Geschehen stehen. Während wir schauen, wo es zur Rezeption geht, rauscht mit einem Sirren ein Flying Fox über unsere Köpfe. Radfahrer kommen aus der einen Richtung, eine Gruppe mit Helmen und Klettergeschirren aus der anderen. Die parken-den Autos haben Kajaks auf dem Dach. Herzlich ist der Empfang, perfekt organisiert unser Aufenthalt. Weil heiß begehrt ist, was man auf dem riesigen Areal am 47. Breitengrad erleben kann, haben wir schon im Vorfeld zwei Touren reserviert. Für spontane Entscheidungen braucht man wegen der großen Nachfrage viel Glück.
Bis zum ersten festen Termin haben wir Zeit und auch bis unsere Lodge bereit ist. Doch wer hier eine Unterkunft bucht, egal ob Tipi, Lodge oder Zimmer, kann den ganzen Tag aufs Areal. Auch in die Water Area, für die es Besucher-Obergrenzen gibt. Wir fangen langsam an, stärken uns im Lakeside-Restaurant mit Burgern, die nicht nur riesig, sondern auch richtig gut sind, und Bergen von Pommes und beratschlagen auf unserem Logenplatz auf der Terrasse, wo das Abenteuer beginnen soll.
Zuerst die Rutschen. Wegen des trüben Wetters sind wenig Tagesgäste in der Water Area. Das bedeutet rauf und direkt drankommen. Auf dem breiten Wellenband drehen sich die Buben während des Rutschens. Langsam arbeiten wir uns vor von der Wave über die 270 Grad bis zur Kamikaze. Zum Cannonball lassen wir den Papa ran, damit er sich mit einem kräftigen Wasserstoß vom Sitz in den Badesee katapultieren lässt. Während sich die Kinder prächtig über den fliegenden Vater amüsieren, verlangt der später mit einigen Leidensgenossen augenzwinkernd nach einer etwas moderateren Ü40-Rutsche.
Beste Bedingungen für Profis und Amateure
Neben den Rutschen geht es zu den Sprungbrettern. Viele verschiedene Höhen gibt es, was gerade für die Kinder super ist, weil sie sich langsam hoch arbeiten können. Zwischendurch bestaunen wir zwei Cracks, die aus 27 m elegant in den kleinen See springen. Mindestens so eindrucksvoll sind ihre Aufwärmübungen auf den Holzdecks am Ufer. Neben einem gewaltigen Areal für normal Sportbegeisterte ist die Area 47 begehrtes Trainingsterrain für echte Cracks. Am Sprungturm ebenso, wie nebenan an der Trampolinanlage, wo der Snowboard- und Freesky-Nachwuchs Salti und Schrauben dreht, dass man schon beim Zuschauen kaum hinterher kommt. Umgeben von tiefen Luftkissen macht es aber auch weniger ambitioniert riesen Spaß, hier zu springen.
Hochseilgarten mit Aussicht und Rafting auf dem Inn
So hüpft der kleine Bruder weiter, während der große in den Hochseilgarten geht. 27 m über der Ötztaler Ache und den Kletterern, die am Brü-ckenpfeiler ziemlich klein ausschauen, ist der direkt unter der Brücke installiert. Baumstämme, Strickleitern und allerlei bewegliches Inventar erfordern Geschick und sind garantiert nichts für Menschen mit Höhenangst. Xaver kraxelt unbeeindruckt los. Nur auf dem Rückweg hat er als Fliegengewicht Probleme, das Skateboard in Schwung zu bringen, mit dem es ein Stück zurück geht.
Danach noch ein bisschen Rutschen, auf der Slackline über dem See balancieren und Trampolinspringen, bis die Guides mit Sonnenuntergang die Luft aus den Sicherheitspolstern lassen und die Türen schließen. Ziemlich müde, aber mit glücklich strahlenden Augen sitzen wir um den Grill am Tisch beim Argentinian BBQ und lassen bei einer Parillada den Tag köstlich ausklingen. Erstaunlich schnell ist es hernach in der gemütlichen Lodge mit den kuschligen Betten still.
Der zweite Tag beginnt, wie der erste geendet hat; ergänzt durch eine Partie Beachsoccer auf einem der gepflegten Sandplätze zwischen Water Area und Hochseilgarten und ein üppiges Frühstücksbuffet. Zum Raften auf dem Inn gehen wir alle miteinander und sind schon im Vorfeld schwer beeindruckt. Ganz hinten in der Area, wo die Ötztaler Ache in den Inn fließt, ist die Outdoor Base. Wir treffen auf unglaublich viele Menschen, die in kürzester Zeit mit dem notwendigen Equipment perfekt für ihren jeweiligen Ausflug ausgerüstet sind und zusammen mit Guides und Mitstreitern über einen extra Zugang zu ihrem Abenteuer transferiert werden. Uns bringen zwei Kleinbusse zum Familienrafting an den Inn. Fast zwei Stunden sind wir in zwei Booten unterwegs. Mit unserem ungarischen Guide und dem Mutter-Sohn-Pärchen aus Hamburg haben wir eindeutig die lustigere Besetzung erwischt und haben noch mehr Spaß daran, unsere Begleiter im anderen Boot immer wieder mal nass zu spritzen, weil die nur griesgrämig herüber schauen, während bei uns mit Spielchen, Balanceübungen und der ein oder anderen Abfrischung im Inn die knapp zwei Stunden Fahrt im Nu vorbei sind.
Wakeboarden als i-Tüpfelchen
Ein bisschen Zeit bleibt noch, bis mit Sonnenuntergang die Action endet. Diesmal gehen wir in die nagelneue Wake-Area. Wo früher Sand und Erde unter den Reifen der Motocrosser staubten, liegt jetzt ein 20.000 m² großer See mit Wakeboardlift, Obstacles und chilliger Liegewiese. Auch wenn die Arme schon ein bisschen lang vom Paddeln sind, lohnt es sich noch, ein paar Runden zu drehen. Und auch hier beobachten wir staunend die Cracks, die nicht nur gelegentlich aufs Brett steigen, wie wir sondern ihre Tricks fahren, als wäre es das einfachste der Welt.
Wahnsinnig schnell sind die zwei Tage vorbei. Kein Wunder, bei dem Programm. Beim letzten Eis im Abendlicht ist uns klar, dass wir wieder kommen. Und beim nächsten Mal dürfen die Jungs auch wieder ein bisschen mehr probieren.
Infos:
Saison ist noch bis 1. Oktober. Gegen herbstlich frische (Wasser-) Temperatruren gibt es dicke Neoprenanzüge, die bei Kursen und organisierten Touren wie Canyoning, Caving oder Rafting inkludiert sind. Einziges Indoor-Vergnügen sind Enduro und Motocross auf ebenso leisen wie anfängerfreundlichen E-Maschinen in der 3.800 m² großen Offroad-Halle. Jegliche Tickets kann man bequem online kaufen.
Die Altersgrenzen bei den Kindern ergeben sich häufig durch das hochwertige Equipment, das erst ab einer gewissen Körpergröße vorhanden ist. Dennoch können sich auch Familien mit kleinen Kindern mühelos tagelang vergnügen – vorausgesetzt sie sind sportlich.