Unterwegs in Nürnberg – Winterspaß zwischen Eis und mittelalterlichen Mauern

Text: Monika Hamberger
Fotos: Rainer Hamberger
Bild oben: Abendliche Romantik an der Pegnitz mit dem Heilig Geist Spital

 

Premiere der diesjährigen Show von Holiday on Ice

Die Geschichte ist uralt, und doch passiert sie bis heute immer wieder: Junge aus der Arbeiterklasse verliebt sich in ein Mädchen aus der Welt der Reichen und Schönen. Dass sie ein Paar werden erscheint unmöglich. Doch der feste Glaube an die Liebe führt sie zusammen. In „Believe“ –der neuesten Show von Holiday on Ice gibt es für den modernen Romeo und seine Julia ein Happy End. Stampfende Maschinen mit martialisch erklingender Musik unterlegt zeugen von dem harten Leben in der Fabrik. Während die Arbeiter auf Kufen in unglaublicher Schnelle über das Eis jagen und akrobatische Einlagen den Takt der Menschen verachtenden Tätigkeit an den Stahlöfen darstellen,  beherrschen auf der anderen Seite das Leben Luxus und Sorglosigkeit den Alltag.

Ein gelungene Performance von Sport, Licht und Bühnenbild

Über 30 Eiskunstläufer, die meisten gebürtig aus Kanada oder Russland sind schon seit frühester Kindheit mit dem Eislaufen vertraut. Faszinierende Spezialeffekte und bewegende Musik, darunter der weltbekannte Bolero von Ravel, vermitteln dem Zuschauer das Bild einer aussichtslosen Liebe.  Phantasiereiche Kostüme verstärken noch den Effekt. Besonders eindrucksvoll wirken die im Dunkeln auftretenden Läufer mit wechselnden Lichtformationen.  In einer fulminanten Abschlussszene, in der die beiden Liebenden zueinander finden, untermalt mit dem bekannten Song der Künstlerin Cher:   Believe, der auch namensgebend für die Show war, verabschiedet sich die Gruppe. Wahrlich eine Meisterleistung des Regisseurs und Choreographen Christopher C. Dean und seiner Assistenten. Der Brite, erlernter Polizist, entschied sich in den 80er -Jahren für ein professionelles Leben auf dem Eis.  Sein Erfahrungsschatz auf und hinter dem Eis waren ideale Voraussetzungen für eine Mitarbeit bei „Holiday on Ice“. Seit mehr als 70 Jahren sorgt das Unternehmen nicht nur für Freunde des Schlittschuhlaufens für spektakuläre Vorstellungen auf dem Eis. Bis März ist die Show noch in verschiedenen Städten Deutschlands zu sehen. Nürnberg als Messestadt seit über einem halben Jahrhundert verfügt über ideale Bedingungen für solche Events wie Holiday on Ice.

Abschlussparade der Eisläufer

Genussvolle Einkehr

Neben dem alljährlich stattfindenden „Christkindles-Markt“ gehörte die Erstaufführung von „Believe“ in Nürnberg zu den Highlights der Wintersaison. Noch ist der Winter nicht vorbei. Da begibt man sich gerne in die warme, heimelige Atmosphäre der Hausbrauerei Altstadthof. Im Bräustüberl kann man zu allerlei fränkischen Spezialitäten selbst gebrautes Bier genießen – auch ein Nürnberger Rotbier. Durch spezielle Verarbeitung von Malz nimmt das Getränk die rötliche Farbe an. Der Besitzer ist sehr experimentierfreudig.  Ein besonderer Genuss: Whisky aus seiner eigenen Destille. Bier dient jedoch auch als Grundlage für verschiedene Brände oder die strengere Variante für Bieressig bzw. Biersenf. Wer weiß wofür dieses Grundnahrungsmittel in Bayern noch herhalten muss.

Das historische Männleinlaufen an der Frauenkirche

Kunst, Technik und Süßigkeiten

Auf eine lange Geschichte blickt die etwa 500.000 Einwohner zählende Metropole zurück. Die Nürnberger Burg gehörte bereits im Mittelalter zu den bedeutendsten Kaiserpfalzen des Heiligen Römischen Reichs. Der romantische Fluss Pegnitz fließt mitten durch die Altstadt. Vom Bahnhof kommend bietet sich für Spaziergänger zunächst ein Besuch des Handwerkerhofes an. Von da aus sind es nur 10 Minuten zu Fuß zu den historischen Brücken und Gebäuden entlang des Flusses. Die Stadt war schon immer ein reger Handelsplatz, aber auch Schauplatz für politische Entscheidungen. Künstler wie Albrecht Dürer oder Veit Stoß, dessen bekanntes Werk der „Engelsgruß“ in der Kirche St. Lorenz zu sehen ist oder Adam Krafts Kreuzweg in St. Johannis prägten ebenso ihre Geschichte.  Im 13. Jahrhundert werden die ersten Lebkuchen gebacken. Heute ist dieses weihnachtliche Gebäck weltweit bekannt.

Interessanterweise ließ Karl IV. 1355 bis 58 anstelle der abgerissenen Synagoge (Judenverfolgung fand leider nicht nur im dritten Reich statt) die erste gotische Hallenkirche Frankens als dreischiffige kaiserliche Hofkapelle die Frauenkirche errichten. Der Tucheraltar zählt zu den bekanntesten Werken der Tafelmalerei der Zeit vor Dürer. Im 13. Jahrhundert fand ein wahrer „Bau-Boom“ von Kirchen statt, die bis heute Zeugnis von verschiedenen Baustilen und den einst dort ansässigen Künstlern geben.

Um 1510 erfindet Peter Henlein die Taschenuhr. Die erste Eisenbahn in Deutschland fährt 1835 von Nürnberg nach Fürth.  Dr. Carl Soldan produziert 1923 hier mit „Em-Eukal“ das erste Hustenbonbon. Und bleibt man bei Erleichterungen während einer Erkältung seien auch die Vereinigten Papierwerke erwähnt, von denen aus das „Tempo“ seinen Siegeszug antrat.

Erinnerungen an eine schwierige Zeit

Nicht unerwähnt bleiben darf die unrühmliche Rolle die Nürnberg während des dritten Reiches spielt. Im Jahr 1935 werden die menschenverachtenden „Rassegesetze“ der Nazis erlassen. Der Progromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 fallen hier mehr Menschen zum Opfer als anderswo. Im Januar 1945 wird die Stadt fast völlig zerstört. Vom Bombenhagel verschont bleibt das Gerichtsgebäude mit angeschlossenem Gefängnistrakt.  Nach Kriegsende befand man die Stadt als geeigneten Ort zur juristischen Aufarbeitung der NS-Zeit. Bei den „Nürnberger Prozessen“ haben sich erstmalig vor einem internationalen Militärtribunal die Hauptkriegsverbrecher zu verantworten: NS-Größen und ihre Helfer, darunter Ärzte, Juristen und führende deutsche Unternehmer.

Doch nach Jahren des Wiederaufbaus entwickelt sich Nürnberg zu einer Stadt in der mit viel Feingefühl alt und neu ein harmonisches Miteinander bilden.

Führung durch den Kunstbunker in Kellergewölben unterhalb der Kaiserburg

Viele Kunstschätze überstanden den zweiten Weltkrieg unbeschadet, weil Kunstschutzoffiziere der US-Armee und vorausschauende Bürger wertvolle Bilder, Kirchen-Fenster, die Reichskleinodien, die Installation des Männleinlaufens aus der Frauenkirche und den Engelsgruß von Veit Stoß in den seit dem 14. Jahrhundert zur Bierlagerung genutzten Felsengewölben unter dem Burgberg in Sicherheit brachten. Heute kann man bei einem Rundgang durch den Historischen Kunstbunker das ausgeklügelte System für Entwässerung, Heizung und Belüftung bestaunen, das optimale Bedingungen für die Einlagerung von Kunstwerken schuf. Die Originaleinbauten sind noch zu sehen. Ein Aufatmen geht durch die Gruppe nachdem sie die dunklen Gänge hinter sich gelassen hat.

Im Handwerkerhof am Königstor direkt hinter dicken Stadtmauern erwacht ab Mitte März das traditionelle Handwerkerleben. Da wird Zinn gegossen, Glas geschliffen, Gold geschmiedet und auch Lebkuchen gebacken. Und da erhält man auch bekanntes Nürnberger Fast-Food „ Drei im Weggla“  die Schnellvariante der Bratwurst mit Brötchen. Die echten Nürnberger Rostbratwürste gibt es schon seit über 700 Jahren. Ein Gesetz von 1313 besagt, dass für die 7 bis 9 Zentimeter langen, bis zu 25 Gramm schweren mit Majoran gewürzten Würste „nur das Wertvollste der Sau“ verwendet werden darf. Seit 2003 ist der Begriff sogar EU-weit geschützt. Geschützt oder nicht geschützt: „Schmecken tun sie allemal sau-gut.“

Informationen:

Holiday on Ice ist bis März noch in folgenden Städten unterwegs: Düsseldorf, Braunschweig, München, Ulm, Dresden, Berlin und Kiel. Genaueres unter
www.holidayonice.de

Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen der Stadt Nürnberg unter
www.tourismus.nuernberg.de

Gemütliche Gastronomie umgeben von historischen Bauten unterhalb der Kaiserburg ist z. B. die Hausbrauerei Altstadthof.
www.hausbrauerei-altstadthof.de

Unterkunft: ein idealer Ausgangspunkt, da ruhig gelegen, wobei das Stadtzentrum und der Bahnhof zu Fuß zu erreichen sind, ist z. B. das NH Collection Nürnberg-City
www.nh-collection.de

Kunth Verlag: Unterwegs in Bayern

Literaturhinweis: mit den zahlreichen Bänden seiner Reihe „unterwegs in…“ präsentiert der Kunth Verlag eine gelungene Kombination aus Bildband, Reiseführer und Atlas. Die Bände sind gegliedert in Regionen, Reiserouten, Tourenkarten und Stadtpläne. Mit 366 Seiten und 516 Abbildungen bietet der Band „Unterwegs in Bayern“ für € 19,95 praktischen Nutzen und Lesevergnügen zugleich;
www.kunth-verlag.de/unterwegs-in-bayern

 

 

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Rainer Hamberger

Autor Kurzvorstellung:

Monika und Rainer Hamberger haben alle Erdteile mehrfach besucht zwischen dem 80. Breitengrad im Polargebiet, bis hinab zur Antarktis. Rainer hat über 12 Bildbände aus 5 Erdteilen herausgegeben. Es liegen ihnen Reiseziele besonders, wo authentische Erlebnisse möglich sind. Er ist meist der Fotograf, während Monika für die Texte verantwortlich zeichnet. Ihre Reportagen erschienen in den großen deutschen Zeitungen, sowie bei DuMont, Baedeker, Merian, Geo-Spezial und anderen Magazinen. Bei Reise-stories sind sie seit 6 Jahren Autoren.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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