Wirklich eine Gourmet Destination? Nordirland? Noch vor ein paar Jahren wäre wohl keiner deswegen in den Norden der irischen Insel gefahren. Das hat sich gründlich geändert und muss entdeckt werden. Also auf nach Belfast und Umgebung!
Fresh, Local, Seasonal in der Mourne Seafood Bar
Vom Flughafen in Dublin geht es zuerst zum Mittagessen nach Dundrum, das liegt ca. 60 km südlich von Belfast, in der Nähe von Newcastle. Der Chef der „Mourne Seafood Bar“, Andy Rea, kam nach längerem Auslandsaufenthalt in den 90er Jahren zurück und eröffnete vor rund sieben Jahren seine Restaurants hier und in Belfast. “In Nordirland haben wir keine historisch gewachsene Essenskultur”, sagt er, „das wollte ich ändern“. Und das ist ihm unter dem Motto „Fresh, Local, Seasonal“ wahrlich überzeugend gelungen.
Es startet mit frischen Austern, belegt mit Radieschenfäden, scharfen Zwiebeln und Kräutern, fängt schon gut an. Es folgt eine legierte Suppe mit Fischstückchen und Muscheln, dazu Brot und als Getränk ein kräftiges Stout-Bier. In einer Weißwein-Sahne-Soße gekochte Muscheln munden danach vorzüglich. Als Hauptgericht kommt ein auf den Punkt gebratener „Hake“ Seehecht auf einem Tomaten/Bohnen-Bett umrandet von Petersilienpesto, das war perfekt. Getränkter Schokokuchen, Eis und Karamellsoße krönen als Nachtisch. Dafür, dass man hier in Nordirland bis vor kurzem eigentlich gar keinen Fisch und Anderes aus dem direkt vor der Türe liegenden Meer aß, war dieser Einstand gut gelungen. Ringsum ist kein Platz frei, wer also zu erträglichen Preisen gut essen möchte, sollte tunlichst vorher reservieren. Ein paar Tage später in Belfast das andere Restaurant, auch da alles besetzt, wahrlich ein Erfolg.
Modern aus alter Zeit, das Slieve Donard Resort und Spa
Etwas müde wird am späten Nachmittag in Newcastle das Hotel für diese Nacht erreicht, aber was für ein beeindruckender Anblick, der sofort wieder wach macht! Auf einem kleinen Hügel, direkt an einer Meeresbucht, ein Prachtbau aus roten Ziegeln, das „Slieve Donard Resort & Spa“, dahinter ein riesiger Golfplatz. Kaum eingetreten, fühlt man sich gleich zurück in die Zeit der Queen Victoria versetzt, alles hier atmet Historie, also herrlich altmodisch, aber schön. Im Jahre 1896 gebaut als luxuriöser Endpunkt der „Belfast und County Down Eisenbahn“. Irgendwann etwas verkommen, in den 70er Jahren wieder zum feinen Leben erwacht und zu Recht zwischenzeitlich mit vielen prestigeträchtigen Preisen bedacht. Viele schöne individuell gestaltete Räume immer mit Kamin laden zum Verweilen ein, so der Zeichen-Raum, Kaffee-Raum, Schreib-Raum, Raucher-Zimmer, der Billard-Raum, alles atmet etwas den Hauch von Dekadenz. Frühstück, Abendessen und der traditionelle „Afternoon-Tea“ werden im opulent eingerichteten „Oak-Restaurant“ serviert.
Wer es nicht ganz so feierlich haben möchte, findet weitere Gelegenheiten in der Chaplins-Bar, einem „Inn“ und diversen Lounges. Die 180 Zimmer, 100 Executive-Rooms und die 6 Suiten sind groß, gediegen eingerichtet, moderne Technik fehlt natürlich nicht, schön ist die Aussicht auf die Meeresbucht und die Hügel von Mourne. Ein großes Spa über zwei Etagen mit 20 Meter Meerwasser-Schwimmbad, Türkisches Bad, Sauna, Massagen, Fitness-Geräten usw. erfüllen den Anspruch auf aktive Erholung.
Feine Küche bei Brunels
Das Abendessen findet außerhalb, nicht weit weg vom Hotel, im Restaurant „Brunels“ in Newcastle statt. Ein Blick auf die Speisekarte zeigt was man erwarten kann, eine von frischen Zutaten aus der Umgebung inspirierte Küche. Es beginnt mit aromatisch-dunklem Brot, einem Schwarzbrot ähnlich und damit ist schon die Legende widerlegt, hier gäbe es kein schmeckendes Brot, dazu Butter. Als Getränk empfiehlt sich ein ebenso kräftiges Red Earle Ruby Ale aus eine der vielen, neu entstandenen, Mikro-Brauereien. Es folgt ein in Gin marinierter Lachs mit Verbena-Öl, Kohlrabi-Stückchen, einem Kranz aus Gurken-Gazpacho und –ganz raffiniert- überstreut mit karamellisierter Buttermilch.
Bei Niedrigtemperatur langsam geröstete Mourne-Lamm-Schulter auf einem Risotto vom Butternuss-Kürbis, begleitet von knusprigen Pastinaken-Crisp, Madeira-Soße mit Tupfern von Schokoladen-Malz-Konzentrat verfeinert das exquisite Geschmackserlebnis. Ein Steak vom langsam geschmorten Dromara-Beef kommt danach, rote Zwiebeln und knusprigen Röhrchen mit Ochsenschwanzgeschmack stecken in einem Rauch-Zwiebel-Püree, umgeben von Pilz-Ketchup und feinen Schinken-Fäden, darüber frische Kräuter, eine sehr harmonische Zusammenstellung der verschiedenen Aromen. Ganz dem Herbst angepasst, erfreut der Nachtisch mit einer Creme aus den lokalen gelben Küstenbeeren, Hagebutten-Sirup, überstreut mit knusprigem Müsli ausKürbiskernen mit brauner Butter, dazu Baiser-Tupfen aus Zitrone, Thymian und Fenchel. Paul Cunningham ist der Chef und er hat sich von seinem Großvater inspirieren lassen, der wohl alles in der umgebenden Natur bestens kannte und an ihn weitergab, das Ergebnis sind die wunderbaren Geschmackskompositionen in diesem empfehlenswerten Restaurant. Zurück im „Slieve Donard Resort“ gibt es noch Zeit am Kamin für das ein oder andere alkoholische Getränk und am anderen Morgen ein großes „englisches“ Frühstück, bevor es weiter geht.
Die Belfast Food Tour
Caroline Wilson kommt für eine kurzweilige „Belfast Food Tour“. Sie ist Expertin, kennt jedes Geschäft, jeden Händler und führt Gruppen mit großer Begeisterung, profunden Kenntnissen und lockerer Heiterkeit durch ein Reich an Gaumenfreuden, die man sonst allein gar nicht finden würde. Es beginnt in einem mit Köstlichkeiten aus aller Welt überfüllten Geschäft, bei „Sawers“ in der College Street, die Gourmetzentrale gibt es schon seit 1897. Was es auch immer in der Welt der feinen Genüsse gibt, hier bekommt man es zu kaufen. Und was ganz wichtig ist: Eigentlich kann man fast alles probieren, richtig hungrig geht hier keiner raus. Auch Experten haben hier Neues entdeckt, einen wunderbaren schwarzen Cheddar-Käse mit Guinness-Bier, Kaviar-Chips, eine milde Blutwurst „Black Pudding“ und vieles mehr.
Für den kleinen Durst zwischendurch empfiehlt sich ein Besuch in „The Garrick“ in der Chichester Street, dort kann man diverse Biere probieren und nicht nur die allseits bekannten Sorten. Inzwischen hat sich auch in Irland ein Trend zu Mikro-Brauereien durchgesetzt, deren Erzeugnisse gelingen zwar nicht immer, für Überraschungen sind sie aber allemal gut. Weiter geht es durch die Straßen, hier ein Eis, dort einen Kaffee, da Kekse und so fort. Normalerweise endet die Tour nach rund vier Stunden am St. George’s Market, aber der ist für einen anderen Tag eingeplant.
Sodabrot und mehr vom Krazi-Baker
Was wäre Butter ohne Brot und auch da gibt es prämierte Ware vom „Krazi-Baker“. Der hat einen Stand auf dem Folktown-Market Bank Square in Belfast. Den gibt es da jeden Donnerstag, kaufen kann man hauptsächlich hausgemachte lokale landwirtschaftliche Produkte, meist BIO, aber auch Handwerk und Kunst bieten an. Mark Douglas bäckt nach alter irischer Tradition hier seine diversen Brotsorten auf gasbefeuerten Blechen, das geht sehr zügig voran, muss aber auch sein, kaum fertig, sind sie auch schon wieder verkauft. Grundlage des Sodabrots ist ein Teig aus Weizen, Backnatron, Salz und Buttermilch. Auswahl gibt es reichlich, reines Sodabrot, mit Zuckersirup, mit Armagh’s Bramley-Äpfeln und Zimt, Kartoffelbrot, auch mal mit Blutwurst, Käse oder Chili. Dazu Shortbread mit Abernethy-Butter und Kekse, die Angebote ändern sich ständig. Das ist zwar kein Brot im deutschen Sinne, schmeckt aber vorzüglich.
Doch Panik auf der Titanic?
Vor dem Abendessen muss es aber noch ein absolutes Highlight in Belfast besucht werden. Also auf in ein ganz besonderes Gebäude im Titanic Quarter, Olympic Way, Queen’s Island, denn Belfasts besuchen ohne die Titanic zu erleben, geht gar nicht! Am Originalplatz, wo das wohl berühmteste Schiff der Welt gebaut wurde, gibt es seit 2012 ein wirklich futuristisches und fantastisches „Titanic-Museum“. Über sechs Stockwerke und in neun Galerien wird die Geschichte des Schiffes von den ersten Entwürfen bis zum allseits bekannten tragischen Ende 1912 erzählt und das auf vielerlei informative Weise. Es laufen Filme, interaktiv kann man einiges selbst steuern, kleine und große Geschichten über Arbeiter, Passagiere und Zeitgeschichte hören und sehen, ein multimediales Erlebnis von ganz großer Klasse. Zwischendurch geht es in einer Art Gondelbahn am Schiffsrumpf entlang –um die schiere Größe zu demonstrieren- und dann wieder hinauf.
Eigentlich! Aber mittendrin stoppt die Seilbahn, wackelt bedenklich und es geht nicht weiter. Ratlosigkeit allenthalben, dann ruckt es, ein paar Meter weiter und schon wieder Stillstand. Aufgeregte Museumsbeschäftigte wuseln umher und beruhigen die Passagiere –keine Panik auf der Titanic!- und schon nach gut einer Viertelstunde geht es dann wirklich weiter. Auch ein besonderes Erlebnis, gut, dass die Gondeln nicht wirklich untergegangen sind. Locker einen ganzen Tag kann man drinnen hier verbringen und hat dann doch noch nicht alles gesehen, draußen geht es auch noch weiter. Entlang einer Metallschiene kann man auf dem Originaldock das ganze Schiff ablaufen, ich stelle mich auf die Spitze der Titanic und wo ist jetzt Kate Winslet?
Steaks bei Deanes
Der Abend gehört „Deanes Restaurant“ in der Howard Street, das hatte 12 Jahre lang mal einen Stern, heute nicht mehr, aber das Angebot ist immer noch Spitze. Michael Deane ist eine Art Fanatiker für gutes Essen und lebt das in seinen sieben Restaurants delikat aus. Nach dem Markt ist der Hunger nicht so groß, doch bei drei verschiedenen perfekten Steaks mit passenden Beilagen kann man doch nicht widerstehen. Nicht weit entfernt in der Oxford Street gibt es das hoch bewertete Restaurant „Ox“, das hat jetzt den Stern.
Die Butter von Will und Allison Abernethy
Richtig gute, natürliche, Butter kommt nicht aus dem Supermarkt. Die wird noch von Hand hergestellt und das tun „Will und Allison Abernethy“ in den Dromara Hügel auf ihrer Beech Tree Farm mit wahrer Begeisterung. Inmitten idyllisch-grüner Umgebung der Lagan-Täler grasen die Kühe der zuliefernden Bauern und liefern die Grundlage. Wie man die cremige Butter ohne irgendwelche künstliche Zutaten (außer ein wenig Salz) nach traditioneller Art herstellt, demonstriert Will im launigen Vortrag.
Es dauert seine Zeit, das Ergebnis aber ist einfach hervorragend wohlschmeckend. Das haben auch viele ihrer Kunden erkannt, nicht umsonst findet man die verschiedenen, mit vielen Auszeichnungen bedachten, Butter-Variationen in den besten Hotels und Restaurants bis hin nach London. Oder auch auf den diversen Wochenmärkten der Umgebung. Die gerollte Butter gibt es in diversen Sorten mit Salz, mit Rauchgeschmack, Brandy-Butter oder mit Meersalz und Lappentang, dazu noch diverse andere Produkte wie süße Karamell- oder Seesalz-Bonbons, alles delikate Weltklasse-Produkte.
Das Apfel-Festival
Es regnet wieder mal, aber kaum aus Belfast hinaus wird es schön, genau richtig um in der kleinen Ortschaft Richhill das „Richhill Apple Harvest Festival“ zu besuchen, das gibt es aber nur Ende Oktober. Ein putziger kleiner Landmarkt, der die Produkte der Umgebung präsentiert, hauptsächlich den berühmt-guten Apfel „Armagh Bramley“ und was man daraus machen kann: Cider, Saft, Kuchen, Schnaps, Chutneys, Marmeladen usw. Natürlich kann man alles probieren, wer mehr Hunger hat, futtert gebackenen Schinken, dicke Burger oder Steaks.
Sehr interessant sind die Angebote der lokalen Käsehersteller, da warten feine Sorten auf Entdeckung. Ringsum tobt das Leben einer Kleinstadt, da spielt Musik, dort singt ein Kinderchor, eine Kochschau, Tanzwettbewerb und Basteldemonstrationen, stolz flanieren die fein gewandeten Dorfhonoratioren und grüßen artig jeden der kommt. Da kann man es lange aushalten, feine Studien des englisch-irischen Landlebens betreiben oder es einfach nur sich gut gehen lassen. Veranstaltungen dieser Art gibt es im ganzen Land zu fast allen Zeiten, sollte man nicht auslassen.
The Giant´s Causeway
Was ist gut 60 Millionen Jahre alt, liegt etwa 80 km nördlich von Belfast, besteht aus circa 40.000 Basaltsäulen und wird jährlich von mehr als 700.000 Touristen besucht? Diesmal kein kulinarisches Highlight, sondern ein Naturwunder, das man unbedingt besuchen muss: „The Giant´s Causeway“. Eine hübsche Sage um Liebe und Wut rankt sich um die Entstehung, tatsächlich sind die bis zu 12 m hohen Formationen durch vulkanische Aktivitäten entstanden. Heiße Lava floss ins Meer und bildete so die meist sechseckigen Säulen, andere Querschnitte sind auch zu sehen.
Alles hier ist gut geregelt, ausreichend Parkplätze, freundlicher Service, ein sehr interessantes Besucherzentrum, Toiletten und ein Café. In gut 20 Minuten erreicht zu Fuß man das Meer und weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll, überwältigend. Ranger passen auf das man nicht zu leichtsinnig wird, immerhin gibt es auf den gut 5 km Gesamtdistanz auch einige heikle Stellen. Ideales Wetter heute, viel Wind, kein Regen und hohe Wellen, man kann sogar bis Schottland sehen. Gut, dass man den Weg zurück auch mit dem Bus fahren kann. So viel schöne Natur macht hungrig und so geht es an Bushmills vorbei, eigentlich schade, da kommt nämlich der gute Whiskey her, nach Portstewart.
Harry´s Shack Hütte am Strand
Dort serviert in einer kleinen rustikalen Hütte an einem herrlichen Strand, Irlands Restaurant des Jahres 2014, „Harry´s Shack“, den Fang des Tages mit frischem Gemüse, leckerem Brot und feinen Desserts. Auf dem Tisch steht schon eine Auswahl örtlicher Biere, wieder von kleinen Brauereien. Für Kölner ganz interessant, „Kölsch“ gibt es auch, also jedenfalls so etwas Ähnliches. Schmeckt eigentlich ganz gut, hat aber zu viel Kohlensäure.
Im kleinen Glas kommt ein Salat, herzhaftes Brot, auch in einer Art Knäckebrot-Variante, dann scharfe Chicken Wings mit Soja und Honig überbacken, buntes Gemüse ergänzt. Große Muscheln im Topf in Cider-Sahne-Soße mit Gersten-Graupen füllen die Zeit zwischen den verschiedenen Bieren. Eine Art Eintopf „Stew“ aus Tomaten, Babykartoffeln und Kräutern bildet die Grundlage für einen sanft gebratenen Seehecht.
Eigentlich reicht das schon, aber es kommt noch ein großes Stück gegrillte Makrele mit einer Auflage von Kartoffeln und Gemüse, herrlich aromatisch mit Chorizo-Wurst-Würfeln verfeinert, deftig und sehr lecker. Einfache Gerichte ohne großes Brimborium, hier macht es die Frische und die ehrliche Zubereitung mit der perfekt abgestimmte Würzung, da passt einfach alles, wohl das Geheimnis der Küche von Donal Doherty und Chef Derek Creagh.
Noblesse im Ardtara Country House
Es ist schon dunkel, da wird das „Ardtara Country House“ in Upperlands, unweit der North Antrim Küste erreicht, schade, dass man vom großen Park ringsum wenig sieht. Dafür gibt es in dem alten Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert viel zu entdecken und gut zu essen. Ausgezeichnet mit Titeln wie „Schönster Platz in England und Irland 2010“, „Romantischstes Hotel des Jahres“, „Beste Neue Küche in Ulster 2015“ usw. stand das Haus lange leer, bis zwei Damen 1995 es wieder zum Leben erweckten. In den verschwenderisch mit Original-Mobiliar ausgestatteten Räumen mit viel Zierrat, Büsten, Uhren, allerlei Tand, Blumen und den anheimelnden Kaminen mit echtem Holzfeuer fühlt man sich sofort wohl. Luxuriöse Atmosphäre auch im holzgetäfelten Restaurant mit gleich zwei Kaminen, schönem umlaufenden Tapetenfries mit Jagdmotiven, Bildern und Jugendstil-Glaswänden, das Essen von Chef Eddie Attwell kann kommen. Diverse Weine sind schon da, serviert vom überaus freundlichen Personal beginnt es mit einer legierten Suppe mit Kümmel, daneben saure Gurke und etwas gedünstetes Gemüse, dazu hausgebackenes Brot. Viel zu selten auf den Speisekarten, kommt danach eine sanfte Taubenbrust, knuspriges Kartoffelpüree, weiße Bohnen und Radieschen an einer aromatischen Soße, das war hervorragend. Rotwildrücken mit Wirsing, samtigen Kartoffelpüree, Pithivier-Pastete mit Möhrenmarmelade und Artischocken an einer kräftigen dunklen Soße erfreuen als Hauptgericht, das war schon überzeugend gelungen. Draußen regnet es beständig, wie schön wäre es, den Abend im Raum mit der kleinen Bar zu verbringen, aber es geht zurück nach Belfast.
Gute Angebote auf St. George´s Market
Ein kurzer Abstecher auf den ältesten Markt Belfasts „St. George´s Market“ in der East Bridge Street, den gibt es hier seit 1604, das Gebäude seit 1896. Die rund 250 Stände bieten alles an, was man halt so auf Lebensmittelmärkten findet, aber auch Handwerkskunst und Trödel. Die vielen Essstände bereiten alles frisch zu, qualitätsmäßig sieht das sehr gut aus, sind schon am Morgen dicht umlagert, es herrscht eine fröhliche Stimmung. Je nach Wochentag differiert das Angebot, allein am Freitag gibt es mehr als 20 Fischstände, Samstag mehr Futterbuden, am Sonntag mehr Kunst und Kitsch mit Live-Musik. Da kann man es schon locker ein paar Stunden aushalten und es sich gut gehen lassen.
Hausgebrautes Bier gegenüber dem Donaghmore Cross
In der Castelcaulfield Road in Donaghmore steht seit dem 18. Jahrhundert, gegenüber dem berühmten Stein-Kreuz aus dem Jahr 1000, das „Brewer´s House“, da gibt es jetzt Mittagessen. Rustikal gemütlich eingerichtet fühlt man sich gleich wohl und wartet gespannt, denn die Küche verspricht hohe Kochkunst. Als Getränk bietet sich natürlich der gute lokale Apfelschaumwein „Cider“ an, den gibt es in vielen verschiedenen Sorten, da hat man was zu tun, die alle auszuprobieren. Oder man gibt sich dem hausgebrauten Bier „Red Hand Pale Ale“ hin, diverse andere lokale Sorten verlocken auch. Ein gebackenes Törtchen, gefüllt mit Chorizo-Wurst und cremigen Schafskäse der Leggygowan-Farm, umlegt mit Spinat, verfeinert mit einer Emulsion aus Rapssamen und Balsamico-Essig stimmen gut ein.
Auf einem Salatbett folgt ein Burger, belegt mit Wildbret, umhüllt von einer groben Marmelade aus roten Zwiebeln, sehr knusprig die drei Mal gebackenen Chips dazu, da stimmt die gelungene Kombination der Aromen. Zum Nachtisch der berühmte Armagh-Bramley-Apfel, vereint mit der nicht minder bekannten Birne der Gegend, umflossen von einem süßen Cider-Sirup, dazu Brombeeren, Vanille-Eis-Creme und Gebäck. Was will man mehr? Der schöne alte Friedhof hinter der Kirche gegenüber ist definitiv einen Besuch wert.
Elegante Opulenz im Lough Erne Resort
Ein wenig Ruhe und Entspannung wäre jetzt nicht schlecht und dazu geht es nach Enniskillen in das wahrlich weltbekannte „Lough Erne Resort“, fand doch genau hier 2013 der G 8-Gipfel statt, schlechte Plätze für eine solche Veranstaltung hat man sicher nicht ausgesucht. Shake-Hands mit der Hotelführung, auch der „ausgezeichnete“ Chefkoch Noel McMeel ist gekommen, seine opulenten Kreationen versprechen Hochgenuss. Müßig zu sagen, dass die Hotelanlage wunderbar idyllisch an einem See liegt, die Umgebung nur schön ist, romantisch mag man es nennen, die Golfplätze mehr die Gegend aufwerten als stören, alles einfach traumhaft passend. Die 120 Zimmer im Haus und den Lodges und Villas ringsum sind perfekt eingerichtet, viel Platz, viel Atmosphäre, das trägt alles zum Wohlbefinden bei, wie auch der große „Tai-SPA“ mit Schwimmbad.
Im Haupthaus fehlt es an nichts, es gibt einen großen Ballsaal, da tobt gerade eine Hochzeit mit 300 Personen, in der „Loughside Bar & Grill“ geht es locker und einfacher zu, in der „Blaney-Bar“ ist schon was los, da kann man 101 irische Whiskies probieren, eine schöne Aufgabe. Formeller im eleganten „Catalina-Restaurant“, wo der Chefkoch selbst sein spezielles Menü erklärt: Kaninchen ist in der gebackenen Pastete, umgeben von einer Weißkohl-Creme, schwarzem Speck aus Fermanagh und einer Thymian-Infusion, der feine Wein „Petit Chablis“ passt gut dazu.
Das Meer wartet auf einer schwarzen Schieferplatte mit einer kurz angedünstete Jakobsmuschel neben einer Rolle aus Krabbenfleisch, dazu getrockneter Seetang und Meerfenchel auf einem Sand aus Cracker, umgeben von frischen Zitronencreme-Tupfen. Ein roter 2014er Babington Brooke Shiraz aus Australien bringt zum Hauptgericht das Land wieder mit einem Filet Beef-Bourguignon vom irischen Angus oder Herford-Rind. Komplettiert wird der erlesene Genuss mit Pilz-Duxelles, einer würzigen Farce aus sehr fein gehackten, pürierten oder gemahlenen Pilzen mit Perlzwiebeln, einer kräftigen Roast-Beef-Soße und Kartoffelpüree. Ein Dessert geht immer noch, besonders wenn es als Törtchen aus Bitterschokolade inmitten von Tupfen aus Passions-Frucht- und Mango-Sorbet an kommt.
Noel McMeel und seine Crew kommen, genießen den verdienten Applaus und bitten zu Kaffee, Tee und feinen Süßigkeiten in die „Gordon Wilson Library“, ausgestattet mit interessanten alten Büchern, neuen nationalen und internationalen Zeitungen, benannt nach einem Friedenskämpfer aus erst kürzlich vergangenen, nicht so schönen, Zeiten. Da sitzt es sich noch sehr lange gemütlich am Kamin, besonders, wenn man anfängt, die Whiskey-Sorten auszuprobieren.
Der nächste Morgen kommt viel zu früh, der Chefkoch ist wieder da und bereitet das opulente Frühstück selbst zu, viel Zeit dafür bleibt leider nicht, draußen wartet ein Taxi für den Weg zum Flughafen Dublin. Lough Erne und Nordirland bleiben zurück, aber auch in guter Erinnerung, an unerwartet hohe kulinarische Erlebnisse, feine Genüsse, Leidenschaft und Mut, gutes Essen und Trinken hauptsächlich aus regionalen Produkten. Und es gibt noch so viel zu entdecken, also auf nach Nordirland. Eine Gourmet-Destination? Aber ja doch!
Text und Fotos © Wolfgang Grüner
Die Recherche wurde ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von Tourism Northern Ireland/Irland Information/Tourism Ireland.
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