Vor mehr als 200 Jahren kämpften die Tiroler gegen Bayern und Franzosen. Ihr Anführer war der Weinhändler und Gastwirt Andreas Hofer. Auch für die heutige Generation der Südtiroler spendet der legendäre Anführer gegen Napoleon noch reichlich Kraft und Energie. Eine Reise in die Heimat eines tragischen Helden.
Für Luise Dorfer, 81, ist Andreas Hofer mehr als ein Held. Beim Frühstück am Sonntagmorgen geht die Senior-Chefin des Hotels Quellenhof von Tisch zu Tisch und rührt die Werbetrommel für den großen Einheimischen. „Griaß Euch Leut`. Heut`wär a mol a scheener Tog, um zum Sandwirt raus zu wandern und zum Museum vom Andreas Hofer.“ Andreas Hofer? „Ist das der da?“ fragt der Gast und deutet auf das überlebensgroße Porträt hinter sich am Frühstückstisch. „Nein, das isch doch der Luis Trenker, der Bergführer. Der Hofer, das war unser großer Anführer und hat gegen den Napoleon gekämpft“, klärt Mutter Dorfer auf, wie die rüstige Dame von den Angestellten gerufen wird.
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Der Kampf gegen Napoleons Truppen, das war anno dazumal 1809. Zuerst siegten die Tiroler Bergbauern, später unterlagen sie mit großen Verlusten. Ihr Anführer Andreas Hofer versteckte sich, wurde verraten und später auf Befehl Napoleons erschossen. Seitdem ist er für viele Südtiroler ein Held. Heuer, mehr als 200 Jahre später, hat das schöne Passeiertal, das gerade von Frühling und bis Herbst eine Reise wert ist, eine zusätzliche Attraktion: Die Gemeinden des Tals und ihre Bürger sind im noch immer irgendwie im Heldenfieber und lieben ihre legendären Andreas Hofer.
Seit mehr als 100 Jahren eine lukrative Werbefigur
Dabei ist der frühere Gastwirt, Weinhändler und Schützenhauptmann nicht nur eine historische Gallionsfigur, die den Aufstand der Tiroler Bergbauern organisierte. Schon seit mehr als 100 Jahren taugt der Held auch zu einer lukrativen Werbefigur, die sich vor so manchen Karren spannen lässt. Für den Gast lässt sich dabei bisweilen nur schwer erkennen, ob hinter der Hofer-Manie nun eher Heimatverbundenheit oder kalkuliertes Geschäftsinteresse steht. So hat sich ein ominöser Einheimischer, von dem weder Verkehrsverein noch Lizenznehmer wissen, wer es ist, die Rechte für den Andreas-Hofer-Namenszug auf Bekleidungsstücken schützen lassen. In Heimatshops bittet er über Mittelsmänner, die zwischen Meran und Jaufenpass Vertriebslizenzen für die Klamotten verkaufen, zur Kasse.
Ein persönliches Bekenntnis zur Legendenfigur zeigt Hotellier Richard Fink. „Für mich ist der Hofer eine der größten Persönlichkeiten, die Südtirol je hervor-gebracht hat“, so der Hotellier. Sein Golf-Hotel „Andräus“ in St. Leonhard wahrt das Gedenken an den Tiroler Widerstandskämpfer nicht nur im Namen sondern auch mit Stuben und Zimmern, die im Stil seines Heimathauses, dem „Sandwirt“ eingerichtet sind.
Sein Schwager Heinrich Dorfer, Inhaber des Sport- und Wellness Resorts Quellenhof im Passeiertal, gedenkt Hofer in Lichtbildervorträgen und Wanderungen zu historischen Plätzen. Für eine Fahrt im September nach Mantua, wo Hofer erschossen wurde, hat er bereits 30 Anmeldungen. „Das Thema Hofer hatte sich zuletzt abgeschwächt, aber jetzt profitieren wir und unsere Gäste natürlich vom Museum“, so Dorfer.