“Südtirol ist ein Lebensgefühl”

Genussbotschafter Albin Thöni (li.) mit den Hersttelern der Stilfser Bergkräuter, Traude Horvath und Siegi Platzer
Genussbotschafter Albin Thöni (li.) mit den Herstellern der Stilfser Bergkräuter, Traude Horvath und Siegi Platzer

„Genussbotschafter“ Albin Thöni erklärt, warum es sich in Südtirol so gut genießen lässt: Südtirol setzt Akzente in der Herstellung von Qualitätslebensmitteln, in alpiner Kompetenz, Architektur, Kultur und umweltschonenden Energieformen. Es ist die erste Region in Europa, die den Tourismus und die Produkte unter einem Dach zu bündeln versucht.

Südtirol ist ein begehrter Lebensraum in Europa. Italiens nördlichstes „Bundesland“ zählt 28 Millionen Übernachtungen im Jahr, wobei Gäste aus Deutschland mit nahezu 50% die größte Besuchergruppe stellen. Südtirol weist durchschnittlich 300 Sonnentage im Jahr auf und ist eine kontrastreiche Symbiose aus alpin-und mediterran, aus Natur und Kultur. Seit Jahrhunderten ist die Region geprägt vom Zusammenspiel zwischen Landschaft, Produkten und Menschen. Letztere werden aus drei  Sprachgruppen gebildet: Ladinisch, Deutsch und Italienisch.

Auf einem dreitägigen “Genussfestival” Ende Mai präsentierten sich in der Landeshauptstadt Bozen mehr als 100 Anbieter regionaler “Genuss-Produkte” und stellten den Gästen in den Bozener Gassen, Höfen und Gasthäusern ihre vielfältigen Erzeugnisse vor.

Warum ist der Genuss für die Region Südtirol so typisch und prägend?
Albin Thöni: Das beginnt schon beim Wein. Es gibt in Italien nirgendwo so viele Top-Weine wie in Südtirol. Die Weine sind zu 98 Prozent mit dem Qualitätssiegel ausgezeichnet, mit der europäischen DOP Regelung- das erreicht keine Toskana und kein Piemont. Südtirol ist übrigens das älteste Weinbaugebiet im deutschen Sprachraum. Es ist mit 5.200 ha ein kleines Weinland, produziert aber auf 1% Prozent der italienischen Weinanbaufläche 10 Prozent der Spitzenweine. Drei autochthone Rebsorten sind hier beheimatet: der Gewürztraminer, der Lagrein und der Vernatsch. Zudem hat Südtirol eine authentische Küche an der Schnittstelle zwischen dem mitteleuropäischen, alpenländischen und dem mediterranen Kulturraum. Ob seiner Vielfalt hat es ideale Voraussetzungen für exzellente Genusserlebnisse.

Bestimmte typische Südtiroler Qualitätsprodukte sind über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Dazu gehören die vier  Produkte mit den europäischen Ursprungsbezeichnungen: der Südtiroler Wein g.U., der Stilfser Käse g.U., der Südtiroler Speck g.g.A. (mit einer Produktion von über 6 Mio Hammen jährlich insgesamt, davon 2,5 Mio mit dem Qualitätszeichen = 11 t Markenspeck) und  der Südtiroler Apfel g.g.A. (12 % der europäischen Apfelernte stammen aus Südtirol).

Welche weiteren Südtiroler Produkte versprechen einzigartigen Genuss?
Albin Thöni: Zu den 9 Produkten mit dem Qualitätszeichen Südtirol gehören die Brotspezialitäten, wie das Schüttelbrot aus dem Eisacktal oder das Vinschger Paarlbrot und das Pusterer Breatl, die Milch und Milchprodukte von 4.800 Südtiroler Bergbauernhöfen, das Gemüse, der Honig, die Beeren und Kirschen, der Apfelsaft, der Grappa, die Kräuter und Gewürzpflanzen, die Brotaufstriche aus Früchten und das Fleisch vom Rind. Und nicht von ungefähr kommen auch zahlreiche Spitzen- und Sterneköche aus meiner Südtiroler Heimat.

Worin besteht die besondere Qualität Südtiroler Produkte?
Albin Thöni: Qualität aus Südtirol steht unter anderem für kontrollierte Fütterung der Tiere, artgerechte Tierhaltung, kontrollierte Milchgewinnung und kontrollierte Verarbeitung, gentechnikfrei und Veredelung, Frischegarantie aufgrund der kurzen Wege und tägliche Qualitätsüberwachung. Alle diese Bemühungen machen aus einem Produkt ein Produkt von Wert. Ich nenne zwei Beispiele: Die Marke „Südtiroler Speck g. g. A. etwa garantiert, dass es sich um eine regionale Spezialität aus Südtirol handelt, das nach traditioneller Methode und nur in Südtirol hergestellt wird. Beim Stilfser Käse, der seit 1914 beschrieben wird, handelt es sich um eine autochthone Käsesorte, bei der eine spezielle Mikroflora die typische Reifephase von mindestens 62 Tagen mit dem typischen Geschmack ermöglicht, die das fertige Produkt auf einzigartiger Weise kennzeichnet. Die Zusammensetzung der Mischkultur ist exklusiv, da sie in der Molkerei nach einer festgelegten Prozedur hergestellt wird. Die Milch muss innerhalb von 24 Stunden verarbeitet werden.

Albin Thoeni als Genussbotschafter auf dem Genussfestival
Albin Thoeni als Genussbotschafter auf dem Genussfestival

Warum bist Du nach Ende Deiner beruflichen Karriere als namhafter Gynäkologe Genussbotschafter geworden?
Albin Thöni: Es gilt, sich gesund zu ernähren und Speisen nicht nur zu verschlingen, sondern sie zu genießen. Ich möchte andere Menschen dazu anleiten, von der reinen Nahrungsaufnahme zum Genießen zu kommen und dabei gesünder zu leben. Das sage ich auch als Arzt, der 37 Jahre praktiziert hat. Ich möchte dabei helfen, unsere guten Südtiroler Produkte bekannter zu machen in der Welt. Nur was gesund und wertvoll ist, kann man auch von ganzem Herzen genießen.

Wer kann Südtiroler Genussbotschafter werden?
Albin Thöni: Die Genussbotschafter leben in Südtirol. Sie sind persönliche Vermittler der Lebenswelt Südtirols durch persönliche Kundenansprache. Sie sollten gesellig und offen sein und aktiv auf Personen zu gehen und glaubwürdig und authentisch die Philosophie des “Genusslandes Südtirol” vertreten. Die Ausbildung zum Genussbotschafter dauert 16 Tage. Die vielfältigen Themen umfassen Grundkenntnisse in der Ernährung und in der Gastronomie, Lebensmittelkunde, über den Weinbau und das Weinland Südtirol im speziellen, auch Nachhaltigkeit im integrierten und organisch-biologischen Anbau, etwa bei den Äpfeln. Man muss sich in den interessanten Stoff reinknien, aber es macht unheimlich Spaß.

Was sind Deine Aufgaben als Genussbotschafter?
Albin Thöni: Das vordergründige Ziel ist das Image und die Bekanntheit der Südtiroler Qualitätsprodukte im In-und Ausland zu erhöhen. Dabei wird vorausgesetzt, dass ein Genussbotschafter über ein breites Wissen zu den Qualitätsprodukten, Land und Leuten verfügt und imstande ist, die Kunden vom Genussland Südtirol zu begeistern und zu überraschen. Der Genussbotschafter soll dazu beitragen, dass Südtirol gleichzeitig als Urlaubsland und als Herkunftsland zahlreicher Qualitätsprodukte wahrgenommen und verstanden wird.

Was bedeutet Genuss für Dich?
Albin Thöni: Die Erhöhung der Lebensqualität und Lebensfreude der Konsumenten steht für mich im Vordergrund. Da bietet Südtirol sehr viel. Südtirol ist ein Lebensgefühl.

Welche Südtiroler Produkte genießt Du selber am Liebsten?
Albin Thöni: Beim Essen geht es nicht darum, den Magen voll zu bekommen, sondern darauf zu achten, mehr bewusst gesunde und frisch erzeugte Lebensmittel zu essen, wie Obst und Gemüse. Genießen in Südtirol hat aber auch immer mit dem Panorama und dem Ambiente zu tun. In einem erbaulichen Umfeld schmeckt gutes Essen noch einmal so gut. Und ich bin ja als Genussbotschafter nicht nicht mit extremen Ansichtten und Anschauungen unterwegs. Ein wenig Fett am Speck muss sogar sein, damit er auch schmackhaft und gut ist. Für mich als  Genussbotschafter ist es wichtig, den Leuten auch das richtige Maß beim Essen und Trinken beizubringen.

Zu meinen persönlichen Lieblingsgerichten zähle ich als Vorspeise einen Teller mit Graukas-Knödel und einem Gewürztraminer, dann einen Kalbsbraten mit Reis mit einem St. Magdalener und zum Nachtisch einen Mohnstrudel  mit einem Rosenmuskateller zum süßen Ausklang. Am liebsten genieße ich das alles  in einer typischen Tiroler Stube mit dem grandiosen Ausblick und dem Panorama auf die höchsten Berge von Südtirol: die Ortlergruppe im oberen Vinschgau.

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Heiner Sieger

Autor Kurzvorstellung:

Seit 40 Jahren Journalist schreibe ich über aktuelle und brisante Themen in den Bereichen Digitalisierung, Wirtschaft, Gesundheit und Reise. Nach Stationen bei renommierten Tageszeitungen und Magazinen bin ich heute hauptberuflich beim WIN-Verlag in der Vogel Communications Group Chefredakteur der Magazine Digital Business Cloud, E-Commerce-Magazin und Digital Health Industry. Meine private Leidenschaft gehört dem Thema Reisen. Und irgendwann wurde ich dann auch Chefredakteur von Reise-Stories. So oft es der Beruf erlaubt, bewege ich mich Richtung Berge und Meer, stelle Restaurants und Hotels auf die Probe und entdecke Entertainment ebenso wie ruhige und unendeckte Fleckerl.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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