Bis vor wenigen Jahren stand in Hörnum, am südlichsten Zipfel der Nordseeinsel noch ein Schandfleck – eine riesige Kaserne mit Fliegerhorst, die zudem immer noch Geld verschlang. Als man das Gelände Claudia Ebert anbot war diese begeistert, stellte sich darauf sofort einen Golfplatz mit Hotel vor. Heute macht der Links-Course den von der Natur gebauten Plätzen auf Schottland Konkurrenz.
Sylt, da denkt man sofort an Sand, Dünen, Wind und Reetdächer. Die natürlichen Gegebenheiten bestimmen das Bild der Insel. So auch das Gelände um eine andere Art von Hausbau. Hier steht seit ein paar Jahren ein Hotel, das sich so ganz von den restlichen der Insel abhebt. Es schimmert mit den Sonnenstrahlen in verschiedenen Grautönen. Wie ein riesiges Vogelhäuschen liegt es eingebettet in der beeindruckenden Dünenlandschaft am Südzipfel der Insel, nicht weit entfernt vom Yachthafen. An klaren Tagen kann man von hier aus die Inseln Amrum und Föhr sehen.
Als für das ehemalige Kasernengelände ein Investor gesucht wurde überlegte Claudia Ebert nicht lange. Die begeisterte Golferin stellte sich gleich einen Golfplatz vor mit dazugehörigem Hotel, direkt am Strand. Entstanden ist dann ein klassischer Linksplatz, der mittlerweile schon verschiedene Preise einheimste und ein Hotel das eine regelrechte Insel auf der Insel darstellt.
Aber der Weg war im wahrsten Sinne mit Schwierigkeiten gepflastert. Die alten Kasernengebäude mussten abgerissen werden. Zum Vorschein kamen zugeschüttete Kellergewölbe mit verrosteten Autos und noch jede Menge weiterer Müll, der vergraben war. Der Müll und das Erdreichwurde großflächig abgetragen und musste mit dem Schiff von der Insel abtransportiert werden. Das nahm viel mehr Zeit und damit auch mehr Geld in Anspruch. Die Umweltbehörden schauten bei der Renaturierung genau auf die Finger bei Planung und Bau. Entstanden ist ein großflächiges Heideland.
Claudia Ebert, aufgewachsen mit Werten wie Beständigkeit, Familiensinn und Bewahren von Traditionen gab der Insel damit einen Teil der Naturlandschaft wieder zurück. Selbst kritische Einheimische wurden vom Ergebnis überzeugt und sind heute glücklich über diese Entwicklung. Claudia Ebert liebt dieses Fleckchen im Norden. Schon als Kind verbrachte sie hier ihre Ferien im Haus ihrer Großeltern. „Wenn ich in Keitum aus dem Zugsteige atme ich tief durch. Ich liebe diese Luft hier, es ist einmalig und für mich ein großes Stück Heimat“.
Den Hotelkomplex bilden vier Flachdachbauten, verbunden mit Brücken. Strandhafer, Grasnelke und Krähenbeere zieren die begehbaren Holzdecks. Die äußere Schale präsentiert großzügige Fensterflächen mit Holzlamellen, die einen grenzenlosen Blick in die Küstenlandschaft freigeben. Das kanadische Zedernholz wird mit der Zeit silberfarben und glänzt in den Sonnenstrahlen mit dem Wasser um die Wette.
Gäste wanden durch Lichthöfe ins Freie, müssen sich entscheiden unter den zahlreichen Außenterrassen, die den Blick auf Meer, Dünen, Hafen und den Horizont freigeben. Und sie können wählen unter 79 Zimmern und Suiten mit Balkon oder Terrassen, dem Gourmet-restaurant „KAI3“, in dem Sternekoch Jens Rittmeyer seine Gemüse-Leidenschaft interpretiert oder dem Golfclub-Restaurant „Strönholt“ als Gegensatz mit Bistroküche. Nach der Golfrunde oder einem Spaziergang am Watt erwartet die Gäste ein großzügiges Spa mit Schwimmbad, Saunen und Dampfbädern sowie Fitness- und Gymnastikraum.
Sollte den Gast das Wetter einmal im Haus fesseln, kann er sich, in der von Elke Heidenreich üppig und vielfältig bestückten Bibliothek mit rund 1000 Bücher, aufhalten und stundenlang schmökern.
Die Inneneinrichtung wurde von Claudia Ebert selbst ausgesucht, alles handverlesen zusammengesucht. Sie reiste mit ihrem Sohn in verschiedene Länder, um die Produktion dafür zu begutachten. Ihr Sohn teilt sich auch mit ihr die Führung. Und von Tochter Jana, einer ambitionierten Fotografin, findet man überall im Hause großformatige Bilder, ebenso wie alle Hotelfotos aus ihrer Kamera stammen.
Budersand ist aber gleichzeitig ein Fundort für zeitgenössische Kunst. Die meisten Hotels dekorieren Bilder passend zur Einrichtung. Hier im Hause aber wurden 201 Kunstwerke von 40 Künstlern (z. B. Zeichnungen, Grafiken, Fotos z.B. von Joseph Beuys, Peter Scior, Thomas Schütte) passend platziert. So muss man schonnach und nach in einem anderen Zimmer einchecken um sie alle zu Gesicht zu bekommen. Außer denen in den öffentlichen Räumlichkeiten, als Gast im Restaurant oder bei einer der wenigen Führungen, die im Sommer stattfinden.
Auch die Mitarbeiter können die Renaturierung genießen, denn für sie haben Eberts Personalwohnungen gebaut. Denn Wohnraum auf Sylt ist begehrt, knapp und teuer.„Wir wollen den Mitarbeitern auch hier privaten Lebensbereich ermöglichen, sie sollen sich auch nach der Arbeit wohlfühlen und nicht noch das aufwändige Pendeln aufs Festland in Kauf nehmen müssen“, resümiert Simon Ebert.
Der Golfplatz rund um das Hotel fordert ambitionierte Golfer. Denn der Wind ist hier unberechenbar. Typisch für einen Links-Course auch die (96) großen Topfbunker, in denen der Ball nicht landen sollte. Budersand präsentiert 96 von der Sorte, mit denen auch Profigolfer so ihre Schwierigkeiten bekommen und großen Respekt haben. Natürlich sind sie strategisch genau in den Landezonen platziert oder verteidigen die Grüns.
Typisch auch der Bewuchs – windunempfindlich, trocken und anspruchslos. Auf dem Budersand-Platz ziert besonders die hartnäckige Stechginster die Roughs. Der Boden ist sandig, dicht und fest. Er entwässert gut, da es eine natürliche Drainage bildet und nicht extra welche verlegt werden müssen. Daher sind die Fairways hart und die Grüns extrem schnell. Links-Plätze belohnen die Spieler dafür aber mit Naturerlebnissen. Wer hier nicht kreativ ist, mit Intuition sein Spielverhalten anpasst wird aber auch schnell bestraft. Bei starkem Wind wird die Auswahl der Schläger schwieriger als auf Parklandplätzen. Hier kann es schon vorkommen, dass auf kurze Entfernungen das Holz ausgepackt werden muss und nicht das kürzere Eisen. Wenn einen nach der Runde das Ergebnis mal wieder ernüchtert, weil man nicht annähernd sein Handycap gespielt hat, der kann sich dann abends an der Bar seinen Frust herunterspülen. Für frustrierte oder Nicht-Golfer gibt es zum austoben dann auch noch 200 km Radwege, geführte Wattwanderungen oder man übt sich auf dem Wasser mit Kite- oder Windsurfen oder Wellenreiten. Und – Sylt ist wunderschön außerhalb der Saison, entweder vor dem Ansturm oder wenn wieder Ruhe einkehrt nach den turbulenten Sommermonaten.
Fotos: Jana Ebert/Budersand