Grüne Gestalten, maskierte Fantasiewesen und verkleidete Skifahrer: Pünktlich zur fünften Jahreszeit sind auch in Oberbayern die Narren los. Die Faschingszeit wird in den oberbayerischen Regionen mit ganz unterschiedlichen Ritualen, von traditionell bis bunt und laut, gefeiert. So wird der Winter im Werdenfelser Land mit jahrhundertealten Bräuchen und handgefertigten Masken ausgetrieben. In Erding werden lautstark die Moosgeister verscheucht, während am Schliersee bei närrischen Faschingsrennen die letzte große Gaudi vor der Fastenzeit steigt. Um die leeren Haushaltskassen nach den närrischen Tagen wieder zu sanieren, findet abschließend, am Aschermittwoch, in München das traditionelle Geldbeutelwaschen im Fischbrunnen statt.
Text: Uschi Liebl PR
Redigiert von Gerhard Fuhrmann
„Fosenacht“ in Garmisch-Partenkirchen vom 4. bis 9. Februar 2016
An kaum einem anderen Ort ist die „Maschkera“ – die traditionelle Verkleidung mit Holzmasken, die den Winter und die bösen Geister aus den Orten vertreiben sollen – so ursprünglich erhalten wie im Werdenfelser Land. Während der „Fosenacht“ ziehen die kunstvoll Maskierten am Unsinnigen Donnerstag sowie am Faschingssonntag und -dienstag mit lauten, eigenartigen Tönen und viel Spektakel durch die Straßen und Wirtshäuser. Zu den wichtigsten Figuren gehören der „Schellenrührer“, der durch eigenartige Bewegungen die an einem Taillenriemen befestigten Schellen zum Läuten bringt, und die „Untersberger Mandl“, zwei überdimensionale Kobolde, die zu Klängen einer „Maschkera Musi“ durch die Straßen tanzen. Dabei bleibt es stets ein gut gehütetes Geheimnis, wer sich unter den Holzmasken verbirgt. Erst am „Fosenacht-Dienstag“, pünktlich zum Ende der „Maschkera“ um 24 Uhr, werden die Masken abgenommen. Infos: www.maschkera.de
Moosgeister und „Hemadlenzn“ in und um Erding
Ausnahmezustand herrscht am Faschingsdienstag auch in Erding, wenn schaurig-grüne Gestalten beim Moosgeistertreiben durch Erdings Fußgängerzone, die Lange Zeile, ziehen. Das Treiben findet 2016 zum 33. Mal statt und gehört damit zu den jüngeren Faschings-Brauchtümern. Der jungen Sage nach werden die Moosgeister, die immer am 11. November dem Erdinger Moos entsteigen, um auf der Langen Zeile ihr Unwesen zu treiben, mit grüner Farbe und Feuerwerkskörpern in Form eines schwarzen Kalbes zurück ins Moos getrieben. Infos: www.erding.de
Nicht minder ausgefallen geht es unweit von Erding beim „Hemadlenzn-Umzug“ in Dorfen zu: Hier laufen am Unsinnigen Donnerstag beim alljährlichen Höhepunkt der Narrenzünfte Tausende im weißen Nachthemd, langer weißer Unterhose und Zipfelmütze oder Nachthaube durch die Straßen. Ziel der „Hemadlenzn“ ist es, den Winter zu vertreiben, der in Gestalt einer Puppe am Ende des Umzugs verbrannt wird. Die Ursprünge des Brauchs sind bis heute nicht geklärt, was der Ausgelassenheit der „Hemadlenzn“ jedoch keinen Abbruch tut. Infos: www.dorfen.de
Ältester Ski-Fasching und Gaudirennen in der Tegernsee-Schliersee-Region
Am Tegernsee und Schliersee findet das bunte Faschingstreiben vor allem in den umliegenden Skigebieten statt: Beim traditionellen Firstalmfasching, der bereits seit 100 Jahren rund um die Untere Firstalm stattfindet, rodeln die Teilnehmer am Faschingssonntag in bunten Verkleidungen den Berg hinunter. Beim ältesten Ski-Fasching Oberbayerns werden nach dem Rennen nicht nur die schnellsten Narren, sondern auch die kreativsten Maskierungen prämiert.
Infos: www.tegernsee-schliersee.de
Zur Hochburg der oberbayerischen Jecken wird auch das Sudelfeld, wenn beim Nostalgie-Gaudi-Skirennen am Faschingsdienstag Hunderte von Waghalsigen beim Slalomrennen am Vogelsang antreten. Um sich auf den traditionellen Holzbrettern halten zu können, ist viel Geschick von den Gaudiburschen und -madln gefragt. Nach der Siegerehrung geht das bunte Treiben auf der Walleralm weiter. Infos: www.sudelfeld.de
Tanzende Marktfrauen und Geldbeutelwaschen in München
In der Landeshauptstadt versammeln sich die Narren jedes Jahr am Faschingsdienstag zum berühmten Tanz der Marktfrauen auf dem Viktualienmarkt. In bunten, meist selbstgeschneiderten Kostümen, die ihre jeweiligen Stände repräsentieren, sorgen die Damen mit einer sorgfältig einstudierten Choreografie, schwungvoller Musik und viel Charme für Stimmung. Den Brauch des Markttanzes gibt es bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Getanzt wird ab 11 Uhr, wobei sich erfahrene Jecken bereits einige Stunden vorher die besten Plätze an der Bühne sichern. Das traditionelle Geldbeutelwaschen markiert in München das Ende der närrischen Zeit und findet jedes Jahr am Aschermittwoch am Fischbrunnen auf dem Marienplatz statt. Dabei wäscht der Münchner Oberbürgermeister symbolisch den Geldbeutel der Stadt im kalten Nass, um die städtische Finanzlage zu verbessern. Der Brauch geht bis ins 15. Jahrhundert zurück, als das Dienstpersonal die Herrschaft darauf aufmerksam machen wollte, wie leer die Geldbörsen nach der närrischen Zeit waren.
Infos: www.muenchen.de
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