Brünn – Kleinod in Tschechien

Seit 16. November 2015 gibt es eine tägliche, preiswerte bmi-Flugverbindung zwischen München und Brünn, dem historischen Zentrum von Mähren in Tschechien. Jetzt haben Passagiere aus dem Südosten Tschechiens die Möglichkeit, unkompliziert zum Drehkreuz München für Weiterflüge in die ganze Welt zu gelangen. Andrerseits könnte die neue Direktverbindung das viel zu wenig bekannte Brno mit seiner schönen Altstadt für den Städtetourismus attraktiver machen. Der in Brünn geborene, tschechische Historiker Prof. Dr. Dusan Uhlir schreibt: “Tschechen und Deutsche lebten hier ganze Jahrhunderte nebeneinander, und selbst die Sprachbarriere trennte sie nicht übermäßig. Die Brünner städtische Kultur war zweisprachig. In der Mehrzahl der Brünner Haushalte wurde Tschechisch und Deutsch gesprochen. Das gesprochene “Brünnerisch” war ein wundersames Gemisch beider Zungen.” Auch hier, in Mährens historischem Herzen, sind im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg große Ungerechtigkeiten geschehen. Vielleicht trägt die erhöhte Flugfrequenz zwischen Deutschland und Tschechien zu wachsendem, gegenseitigem Interesse bei. Wenige Einheimische sprechen noch den Hantec-Dialekt der vor dem zweiten Weltkrieg geläufig war – eine Mischung aus Tschechisch, Deutsch und Jiddisch.


Mir hat diese erste bmi-Flugpassage München-Brünn gleichzeitig das Vergnügen einer mir bislang nicht bekannten Erstflugtaufe beschert. Als die bmi-Embraer 135, kurz vor dem Stillstand auf dem kleinen, feinen Flughafen Brno, eine beachtliche Wassersalve aus dem Schlauch des blau blinkenden  Feuerwehrautos verpasst bekam, überlegte ich einen Moment lang grinsend, ob das wohl die tschechische Methode sei, Flugzeugmotoren bei der Landung abzukühlen. Aber nein: es handelte sich, wie gesagt, um jene liebenswerte Art der Taufe, die man Flugzeugen, beim ersten Flug auf einer neuen Strecke, angedeihen lässt. > Details zur neuen Fluglinie: München-Brünn siehe auch: PTM/München-Brünn


Brünn – Brno Nicht nur der rundum herzliche Empfang des tschechisch-britisch-deutschen Flughafenkomitees inklusive obligatorischem Durchschneiden des blauen Bandes, koordiniertem Anschneiden der Geburtstagsthementorte und organisiertem Anstoßen mit Sekt hat mich an diesem 16. November mit hochsommerlichen Temperaturen erfreut. Besonders schön fand ich die Altstadt Brünns, der (nach Prag) zweitgrößten Stadt Tschechiens, die bedingt durch ihre Lage zwischen den zwei Attraktionen Wien und Prag viel zu wenig beachtet wird, obwohl sie seit dem 17. Jh. historisches Zentrum von Mähren ist. Mich erinnerte sowohl diese Zangensituation als auch die futuristische Anmutung des Flughafens sofort an Lyon, bei der am Flughafen der futuristische TGV-Bahnhof ins Auge sticht und die viele Touristen, auf dem Weg zur Côte d’Azure, rechts liegen lassen. Das nur am Rande.


Zurück zur historischen Altstadt von Brünn, die komplett unter Denkmalschutz steht. Sie hat nicht nur aus der Vogelperspektive die ovale Form von einem Ei: ich empfinde sie auch als das Gelbe vom Ei dieses ca. 380.000 Einwohner zählenden Verwaltungssitzes der südmährischen Region Tschechiens. Denkmäler aller Art, bis zurück zum 11. Jh.: Kirchen, Barock- und Renaissancebauten und vieles mehr sind zu bewundern. Als besondere Hingucker gelten: ein steinerner Ausläufer, der so genannte Petrov (Petersberg) und der Dom. Das Gesamtbild ist eine Augenweide. Zwei Besichtigungsrouten durch Brünn… … von insgesamt ca. 8 km bzw. 3 Stunden vermitteln dem flüchtigen Besucher einen guten ersten Eindruck über die  Sehenswürdigkeiten von Brno. Zur Vertiefung muss man unbedingt wiederkommen. Hier nur ein paar wenige der vielen Highlights: Im Alten und Neuen Rathaus ist jeweils das skurrile Fabelwesen und Wahrzeichen der Stadt, ein zum Krokodil mutierter Drache zu bewundern, dem man in unterschiedlichsten Ausführungen und Materialien immer wieder begegnet. Auf dem Zelný Trh (Krautmarkt) steht mit Reduta eines der ältesten Theatergebäude Mitteleuropas. 1767 soll hier der damals elfjährige W.A. Mozart gespielt haben, woran eine kleine Statue erinnert. Um den imposanten, zentralen Barockbrunnen PARNAS, bei dem die Spitze (EUROPA) noch in Plastik verpackt ist, findet normalerweise ein buntes Markttreiben statt. Bis Mitte November – dann wird der Weihnachtsmarkt aufgebaut. Auf dem Moravské námestí (Mährischer Platz) sind vier Tugenden künstlerisch dargestellt: vor dem Justizpalast die Gerechtigkeit, die Weitsicht als Modell der Stadt aus der Zeit der schwedischen Belagerung, der langgestreckte Brunnen, vor dem sich Einheimische mit Paris solidarisieren (Foto vom 16.11.15, siehe ganz oben) steht für Sanftmut. Die vierte Tugend hat erst vor ein paar Tagen Einzug gehalten: Mut wird dargestellt durch ein überdimensionales Pferd, bei dem die Besucher gerne erst mal von unten begutachten, welchen Geschlechts es eigentlich ist. Die Antwort, von der ich mich persönlich überzeugt habe: Mut ist geschlechtslos… Gruseliges und Hochinteressantes hat die Brünner Unterwelt zu bieten, z.B. das Beinhaus unter der Kirche St. Jakob. Auch der Münzmeisterkeller unter dem alten Rathaus ist faszinierend. Unter dem Krautmarkt kann man sich in geheimnisvollen Winkeln mittelalterlicher Gänge und Keller des Labyrinth verlaufen. Geschichtsinteressierte dürften sich kaum einen Ausflug auf das Schlachtfeld von Austerlitz und Umgebung, östlich von Brünn, entgehen lassen und auch weitere, reizvolle Ziele, wie z.B. die schöne Burg Špilberk, die einst den Ruf des brutalsten Gefängnisses Europas und den Namen ‘Völkergefängnis’ hatte. Hochrangiges Sportereignis auf dem Automotodrom Masaryk Ring ist der alljährliche Grand Prix der Tschechischen Republik, das Rennen um die Weltmeisterschaft der Straßenmotorräder.  


Brünn ist eine quirlige Studentenstadt … mit gemütlichen Straßenbahnen und vielen stylischen Kneipen, bei denen das klare innenarchitektonische Grundkonzept wohltuend ins Auge sticht: wenig lenkt den Gast vom Wesentlichen ab – von dem, womit er sich gerade beschäftigt. Oft habe ich das Gefühl, dass sich hier auch die Kneipenszene an den Bauhausstil angelehnt hat. Ein veritables Kontrastprogramm, auf eine andere Art reizvoll, sind Etablissements, die sich den Prunk der k.u.k.-Zeit erhalten haben, wie z.B. das sehr empfehlenswerte Hotel Royal Ricc in unmittelbarer Nähe der Kathedrale Petrov und des Zelný Trh. Im Ricc atmet jeder Winkel den Charme der Jahrhunderte aus. In 30 Zimmern mit historischen Kasettendecken, Fenstervitragen und teilweise Kachelöfen kann sich der Gast tatsächlich wie ein König fühlen, in Geschichte schwelgen und solchen Träumen beim leckeren Frühstücksbüffet noch weiter nachhängen… Im historischen Zentrum gibt es einige, sehr luxuriöse Hotels!


Brünns puristische Linie Grund genug – für Besucher aus aller Welt – Brünn anzusteuern, ist die Villa Tugendhat (außerhalb des Zentrums), ein von 1929 bis 1930 nach Plänen von Ludwig Mies van der Rohe errichtetes Wohnhaus, das zu den bedeutendsten Bauten dieses weltberühmten Architekten zählt und als ein Meilenstein der modernen Architektur gilt. Die Ausstattung ist sagenhaft, teilweise original bzw. hervorragend rekonstruiert. Eine gigantische Onyx-Trennwand (Foto) im Wohnbereich, die die Tageszeiten mit unterschiedlichen Farbenspielvarianten reflektiert, soll alleine umgerechnet eine Viertel Million Euro gekostet haben. Die Villa ist nicht bewohnt und für Führungen – auch auf Deutsch – buchbar. Allerdings mit monatelangem Vorlauf. Unweit der sagenhaften 2000-qm-Villa entwarf 1927 der Architekt Josef Kranz für Josef Špunar ein Wohnhaus auf zwei Etagen, in dem heute das Cafe Era, bestückt mit interessanten Kunstwerken untergebracht ist. In diesem Haus spiegeln sich vor allem die Grundsätze de De Stijl-Bewegung wieder: “Das Haus wird hier als System von Flächen verstanden, die einander rechtwinklig durchschneiden und sich zum Außenraum hin öffnen”. Man sitzt hier gemütlich bei gutem Kaffee, Kuchen und Snacks. Die Umgebung rund ums Café erscheint mir nicht besonders reizvoll. Hier, wie auch andernorts in der Stadt finde ich die Informationstafeln, mit ausführlicher Beschreibung auf Knopfdruck – in mehreren Sprachen – ausgesprochen hilfreich! Eine weitere, schnörkellose Augenweide ist Brünns Messegelände, das seine Ursprünge ebenfalls in der Zeit des Bauhausstils hatte. 1928 wurde das Areal mit seiner klaren, funktionalistischen Architektur in einem grünen Talkessel im Stadtteil Altbrünn eröffnet. Dieses Messegelände ist einen langen Spaziergang wert. Hauptanteilseigner ist (derzeit noch) mit über 60% die Messegesellschaft Düsseldorf.


Wein, Speisen und Gesang Auch Bankgebäude können reizvoll sein. Besonders dann, wenn sich die Flaschen nicht auf den Chefetagen befinden, sondern im den tiefen Kellergewölben mit Ziegelwänden, wie in der Moravská Bank. Ein Abend in diesem Etablissement mit Speisen, ausgezeichneten Weinen und musikalischer Untermalung durch die Cimbalom Band aus Südmähren, die leidenschaftlich von Krieg, Frieden, Liebe, Leid, Freude und vielem mehr virtuos zu singen und spielen vermag, ist nur als Gruppenbuchung möglich. Auf der hervorragenden Homepage der Stadt > GOtoBRNO < befindet sich detaillierte Information über alles, was Sie schon immer über Brünn und seine Umgebung wissen wollten.


flugzeug-0141.gif von 123gif.deFlüge zwischen München und Brno, seit 16.11.2015 täglich: Flugpreis einfach ab 79 €. Buchen über fly bmi.


bmi ist eine unabhängige Fluggesellschaft mit 70 Jahren Flugerfahrung in Großbritannien und Europa. Das bmi Logo ist eines der bekanntesten in Großbritannien und steht für Qualität, Prestige und höchste Sicherheitsstandards. Die britische Fluggesellschaft verfügt über eine reine Jet-Flotte mit insgesamt 18 Flugzeugen: 14 der Typen Embraer 135 und 4 ERJ 145. Aktuell führt die Airline mehr als 300 Linienflüge pro Woche zu 22 Zielen in 11 europäischen Ländern durch und beschäftigt über 400 Mitarbeiter. bmi wurde zum zehnten Mal in Folge als pünktlichste Fluggesellschaft Großbritanniens ausgezeichnet, zuletzt im Jahr 2014.


Kommentare zur neuen Strecke: Ofer Kisch, Lufthansas Regional Director Central and Eastern Europe, begrüßt die neue Route: „Wir freuen uns sehr unsere Präsenz in Tschechien mit dieser neuen Verbindung von München nach Brünn weiter ausbauen zu können. Passagiere aus dem Südosten Tschechiens haben nun die Möglichkeit schnell, einfach und nahtlos über unser Drehkreuz in München umzusteigen und zu allen asiatischen, afrikanischen, amerikanischen und europäischen Destinationen im weltweiten Lufthansa Netzwerk zu fliegen. Terminal 2 am Flughafen München wurde kürzlich mit Fünf Sternen von Skytrax ausgezeichnet und bietet unseren Kunden effiziente Transfer Services. Da Lufthansa erst vor kurzem das größte Kabinenerneuerungsprogramm in der Geschichte des Unternehmens beendet hat, können unsere Kunden aus Brünn, die zu einer unserer internationalen Destinationen umsteigen, zusätzlich dazu auch einen neuen, noch höheren Komfort in allen vier Reiseklassen genießen.“ Jiri Filip, CEO vom Brünn Flughafen sagte: “Wir freuen uns sehr über diesen wichtigen Meilenstein in der Geschichte vom Brünn Airport. Diese neue Verbindung zum Flughafen München bietet einen dringend benötigten Impuls für die Stadt Brünn und der Region Südmähren. Sie weist den direkten Weg nach Deutschland und verbindet uns auch im globalen Maßstab zu anderen Städten und Ländern. Agenten mit globalen Vertriebssystemen werden in Kürze in der Lage sein, Tarife und Verbindungen mit dem IATA- Code BRQ zu buchen.” > Details zur neuen Fluglinie: München-Brünn siehe auch: PTM/München-Brünn


Pressekontakte: Silke Warnke-Rehm, Warnke-Rehm PR, Pressestelle bmi regional Deutschland

Frank Mertens, Head of Marketing, bmi regional U.K.


GOtoBRNO (Deutsch) Touristisches Informationszentrum der Stadt Brünn (Englisch)




2015 Braumüller Literaturverlag Jiří Kratochvil

Gute Nacht, süße Träume

400 S., 23.90 € Hardcoverr, Schutzumschlag. ISBN: 978-3-99200-147-7 Vor dem Besuch einer mir fremden Stadt, lese ich immer gern einen Roman mit Lokalkolorit. Da für 16.-17. November 2015 Erstflug München-Brünn (Brno) auf dem Programm stand und ein Stadt-Besuch mit Übernachtung, ist meine Wahl auf den dort lebenden Schriftsteller Jiří Kratochvil gefallen, der schon mehrere Romane über Brünn geschrieben hat. Sein Nachkriegsroman: Gute Nacht, süße Träume handelt von Brno, das zu einem Drittel von Bomben zerstört ist und von Menschen, deren Häuser nur noch Ruinen sind… Wen wundert’s, dass sich der Autor zu einer Mischung aus Realität und Fiktion entschieden hat. Vielleicht bleibt Geist und Seele in gewissen Lebenssituationen nichts mehr übrig, als partiell in die Phantasiewelt zu flüchten, um überleben zu können.
In Brno wissen alle, dass der Krieg vorüber ist, aber noch niemand weiß, wie das Leben, oder was davon übrig geblieben ist, weitergehen wird. An dem Tag, an dem Hitler sich in Berlin umbringt, brechen drei Männer zu einer langen Wanderung durch Brünn auf (mit Angaben von Straßen, Plätzen etc.). Dieser Streifzug durch die von der Roten Armee soeben befreite Stadt entwickelt sich zu einer Odyssee voller wundersamer, burlesker Augenblicke. Während an der Brünner Peripherie noch verzweifelt gekämpft wird, zieht ein Ensemble verkrüppelter Laienschauspieler mit Shakespeare im Repertoire durch die Innenstadt… ganz Brünn steht auf Pfeilern, die in einen riesigen unterirdischen See, eine Art schwarzen Spiegel der Stadt, eingelassen sind. Wundersam und aufschlussreich gleichermaßen. Dem Leser erscheint der grauenhafte Alltag zunehmend als Normalität: Leichenberge, die in Leiterwagen abtransportiert und entsorgt werden – Aufräumarbeiten. Wertvolle Uhren, die im Tausch gegen kleine Lebensmittelmengen den Besitzer wechseln; hoch in der Luft balancierende, blinde Seiltänzerinnen, sprechende Katzen… und jene Phase zwischen Traum und Wirklichkeit, die irgendwann enden muss.

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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