Mal ehrlich, die meisten von uns verbinden Kufstein spontan mit dem Kufstein Lied „ Die Perle Tirols“. Dass Kufstein mit seinen 8 Feriendörfern ein abwechslungsreiches Angebot aus Natur, Sport, Sehenswürdigkeiten, Events und Kultur bietet, wusste ich bis kurzem auch nicht. Nach meinem Besuch habe ich umso mehr zu berichten:
Bild oben: Majestätisch thront die Festung über der Stadt und dem Inn
Text & Fotos Lili Reisenbichler
Die Besiedlung Kufstein´s reicht 30.000 Jahre zurück. Bereits im Mittelalter stritten Bayern, Tirol und das Habsburger-Reich um die Stadt. Im Jahr 1205 erstmals urkundlich erwähnt, befand sich die Festung als Schauplatz vieler kriegerischer Auseinandersetzungen häufig im Brennpunkt. Kaiser Maximilian I. ließ 1504 hundert Kilogramm schwere Kanonenkugeln anfertigen, die er zur Verteidigung seiner Trutzburg bei seinen zahlreichen Scharmützeln von den Mauern donnerte. Das Markenzeichen Kufstein`s gehört heute zu den berühmtesten Wahrzeichen Österreichs und thront unübersehbar auf einem Felsen über der Stadt und dem grünen Inn. Vom 31. Juli bis 15. August 2015 wird im Rahmen des Operetten-Sommers auf der Festung die Operette „ Im weißen Rössl“ aufgeführt.
Von meinem Zimmer im Hotel Goldener Löwe, genieße ich am Abend den beeindruckenden Blick auf die beleuchtete Festung. Das Hotel liegt optimal im Zentrum. Nur ein paar Schritte zur Panoramabahn „Kaiser Maximilian“, die mich auf die Festung bringt. Beim Rundgang durch die Gänge, Höfe, Türme, Kasernen, und dem Brunnen, bei dessen Blick in die Tiefe es mich erschauern lässt, bekomme man einen Eindruck über das Leben der Vorfahren dieser Stadt.
Wenn Sie demnächst die Festung besichtigen, unbedingt die Heldenorgel besuchen und anhören. Mit 4.307 Pfeifen und 46 Registern ist sie die größte Frei-Orgel der Welt. Täglich erklingt um 12.00 ihr Spiel über der Stadt und je nachdem wie der Wind steht, kann man das Spiel bis zum „Kaiserlift“ hören. Die Einer-Sessel-Bahn „ Kaiserlift“ wurde nach jahrelangem Stillstand generalsaniert und im Mai wieder in Betrieb genommen. Sie ist die einzige Bergbahn, die in den Wilden Kaiser führt. Oben angekommen eröffnet sich ein herrlicher 360 Grad Panorama-Blick über die Berge, Täler und den Wilden Kaiser. Die Stille hier oben tut gut. Man sagte mir, bei der Leni auf der „ Brentjoch Alm “ gibt es die beste Gerstensuppe und „Kiachl“ mit Sauerkraut oder Preiselbeere. Also nichts wie hin. Die Alm ist klein, urig und spartanisch ausgestattet. Aber was die Leni auf den Tisch bringt schmeckt bärig! Und zum Abschluss ein echter Vogelbeer Schnaps, der hat noch keinem geschadet. Und weiter geht’s auf der Entdeckungstour.
Zum Beispiel in die weltbekannte Glas- Manufaktur Riedel, aus deren Gläsern Sie sicherlich schon den einen oder anderen guten Tropfen getrunken haben. Beim geführten Rundgang – durch die Glashütte kann man direkt oberhalb der Öfen zuschauen, wie die Glasmacher bei Temperaturen um 1000 Grad Celsius mit einer unglaublichen Präzision Mund geblasen verschiedene Glasformen herstellen. Meinen höchsten Respekt an die Glasbläser, die bei diesen Temperaturen neben den glühend heißen Öfen arbeiten. Besichtigung von Montag-Samstag möglich.
Der Zauber der Vergangenheit begleitet mich auf jedem Meter durch die schöne Altstadt. Die historischen Gebäude in den engen Gassen mit den vielen Malereien, Brunnen und Kirchen, versetzen mich in eine längst vergangene Zeit auf meinem Weg in das 600 Jahre alte Wirts -und Weinhaus „ Auracher Löchl “ in der historischen Römerhofgasse. Die Gaststuben mit den Jahr hundert alten schwarzen Holzwänden und Tischen könnten sicherlich Bände füllen. Als Gruß aus der Küche kommt das beste Griebenschmalz was ich seit meiner Kindheit gegessen habe. Der saftige Gulasch mit Semmelknödel und die Kalbshaxe haben mich derart überzeugt, dass ich kürzlich mit ein paar Freunden wieder da war. Diesmal ein knuspriges Wiener Schnitzel. Direkt nebenan befindet sich die „Speakeasy Bar „ Stollen 1930 „ mit der weltweit größten Sammlung an Gin Sorten und Eintrag im Guiness Buch der Rekorde. Eine coole Lokation für jung und alt um den Tag ausklingen zu lassen.
Am nächsten geht es nach Erl. Seit dem Mittelalter sind die Passionsspiele ein wesentliches Merkmal der Tiroler Kulturlandschaft. Alle sechs Jahre finden im Passionsspielhaus Erl die Passionsspiele statt, bei denen über 600 Mitwirkende aus der Erler Gemeinde das Leben und Sterben Jesu Christus in eindrucksvollen Bildern vermitteln. 1959 wurde das außergewöhnliche Passionsspielhaus eröffnet, das bis heute nicht beheizbar ist. Es passt sich trotz seiner markanten Architektur der Berglandschaft an und stellt auch akustisch ein Meisterwerk dar.
Die von Intendant, Regisseur und Dirigent Gustav Kuhn 1997 gegründeten „Tiroler Festspiele Erl “ finden seit 1998 jedes Jahr an 25 Juli Tagen statt, und haben auch in diesem Jahr wieder das internationale Musik-Publikum begeistert. Ich hatte das große Privileg dem Meister bei der Probe zuzuhören. Eines ist dabei sicher – in eine Schublade des Musikbetriebs passen die Festspiele nicht. Und genau deshalb ermöglichen sie manch überraschenden Blickwinkel auf vermeintlich bekannte Werke. Und natürlich lässt man so einen Tag gerne beim Abendessen im Gault & Millau Restaurant „ Beim Dresch „ in Erl und nahe des Festspielhauses ausklingen. Die Küchen-Brigade des Tiroler Gasthauses rund um Karl Anker agiert mit viel Liebe zum Detail und hohem regionalem Qualitätsanspruch. Besondere Spezialität des Hauses: Hausgemachtes Eis aus bester Zillertaler Heumilch!
Das nächste Highlight findet bereits vom 20.- 23. August mit dem größten Blumenkorso und dem größten Blumenteppich Österreichs in Ebbs statt. Ca. 40 Wägen tragen Blumenschmuck aus rund 500.000 Blüten- Köpfen, die am Vortag des Festumzuges auf der legendären Steckparty dekoriert werden. Das diesjährige Thema lautet „Biene Maya & Willi“ Am Sonntag, 23. August zieht der 18. Blumenkorso von 13:30 Uhr bis ca. 15:30 Uhr mit der frischgekürten Blumenkönigin Lisa und traditionellen Reiter- und Musikgruppen durch den Ort. Rund um den Blumenkorso gibt es viele weiter Veranstaltungen, wie zum Beispiel das Open-Air Konzert mit der Band „ Die Seer “. Für 2016 hat der beliebte Entertainer und Sänger Hansi Hinterseer zugesagt.
Zum Abschluss meiner Erkundungsreise erlebe ich noch eine Nachtwächterführung durch die Altstadt der Festungsstadt. Mit Umhang, Mütze, Laterne und Hellebarde heißt mich der letzte altertümlich gekleidete Nachtwächter von Kufstein, Harald Löffel, willkommen. „Die ursprüngliche Aufgabe des Nachtwächters war es, die alten Häuser und engen Gassen vor Bränden zu bewahren. Zog er seine Runden, konnten sich die Hausbesitzer beruhigt zu Bett begeben“ erzählt mir Harald. Die nächtliche Tour führt durch die alten engen Straßen rund um den Festungsberg und wieder zurück ins Stadtzentrum. Hier und da hält der Nachtwächter inne und setzt zu einer Geschichte oder Sage an, macht seine Gäste auf Besonderheiten aufmerksam oder lässt sie einfach die nächtliche Stadt erleben und mit anderen Augen sehen, bevor er das Licht seiner Laterne löscht.
Ja es tut sich wirklich viel im Ferienland Kufstein. Und, warum den immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nahe.
Infos:
www. kufstein.com
www.passionsspiele.at
www.goldener-loewe.at