Eingebettet im Tiroler Inntal, zwischen den Tuxer Alpen und dem Karwendelgebirge, beeindruckt die Silberregion Karwendel nicht nur mit unberührter Natur. Urlauber kommen hier auch in Berührung mit echter Tiroler Kultur und Habsburger Geschichte.
Wer auf der Inntal-Autobahn von Kufstein Richtung Innsbruck fährt, passiert unweigerlich dieses besondere Fleckchen Erde. Ihren wohlklingenden Namen verdankt die Region den reichen Silber- und Kupfervorkommen rund um die Bezirkshauptstadt Schwaz – einst das größte Silberbergwerk Europas und „Mutter aller Bergwerke“.

Im 15. und 16. Jahrhundert prägte der Silberabbau Wirtschaft, Leben und Stadtbild der Region. Schwaz war damals mit bis zu 20.000 Einwohnern die größte Stadt im Habsburgerreich nach Wien. Die Silberminen bescherten nicht nur der Stadt und der Region Reichtum und internationale Bedeutung, sondern auch Handelsfürsten wie der Familie Fugger sowie Kaisern wie Maximilian I. Wohlstand und Macht.
Natur, Kultur und Geschichte: Was die Silberregion Karwendel ausmacht
„Karwendel und Silberregion sind zwar getrennt durch den Inn, werden aber touristisch gemeinsam verwaltet“, sagt Andreas Jenewein, Obmann der Tourismusvereins der Region. „Von Schwaz stammt das Silber und der Karwendel bringt uns das gute Wasser und das wunderschöne Panorama. Bei uns finden Gäste noch das wahre Tirol. Auch wenn wir nicht jeden Tag in der Lederhose rumlaufen. Wir sind mehr das etwas versteckte Tirol, oder auch das besondere Tirol – mit sehr viel Kultur von der Historie bis zur Moderne. Wir stehen für das Echte.“
Wie das aussieht, sagt er auch: „Wenn man abseits der klassischen Urlaubsdestinationen Berührung mit dem echten Tirol ohne klassische Inszenierungen erleben will, geht man in die Kirche, wo wir in die Kirche gehen, und wandert, wo wir auch Wandern gehen.“ Die Gefahr auf Massen von Touristen zu treffen, geht in der Silberregion Karwendel tatsächlich gegen Null. Einheimische trifft man unterwegs aber durchaus.

Die Natur der Silberregion Karwendel ist geprägt von alpinen Landschaften, artenreichen Wäldern und traditionellen Almgebieten wie der Engalm, dem ältesten Almdorf Europas. Über 400 Kilometer Wanderwege bieten Routen für Genusswanderer, Familien und ambitionierte Bergsteiger – von gemütlichen Spaziergängen bis zu anspruchsvollen Bergtouren.


Kulturell ist die Region reich an Schätzen: Historische Dörfer, dank dem damaligen Reichtum prachtvoll ausgestattete Kirchen, das berühmte Silberbergwerk Schwaz, das Benediktiner-Felsenkloster St. Georgenberg, das Wanderhighlight Wolfsklamm und das imposante Schloss Tratzberg warten darauf, entdeckt zu werden. Zahlreiche Wirtshäuser, Hütten und Restaurants bieten traditionelle Tiroler Spezialitäten und lokale Schmankerln, oft mit regionalen Zutaten.
Wandern in der Wolfsklamm: Ein Naturerlebnis der Extraklasse
Eines der beliebtesten Wanderziele der Region ist das imposant auf einem Felsen gelegene Benediktiner-Kloster St. Georgenberg. Der Weg dorthin führt durch die Wolfsklamm, eine der schönsten Schluchten Tirols. Der Einstieg beginnt direkt im Ortszentrum von Stans. Über etwa 350 Stufen, schmale Stege und in den Felsen geschlagene Galerien führt der gut gesicherte Weg etwa anderthalb Stunden steil aufwärts entlang des Stanser Baches, vorbei an tosenden Wasserfällen und schroffen, moosbedeckten Felswänden.







Besonders das Zusammenspiel aus alpiner Kulisse, frischer Gebirgsluft und dem romantischen Märchenwald über der Schlucht macht die Wolfsklamm zu einem Erlebnis, das man als Naturliebhaber nicht versäumen sollte. Am oberen Ende der Schlucht, wo der Weg zum Kloster führt, besteht sogar die Möglichkeit, ein Bad im Stanser Bach zu nehmen.
Spiritualität und Tiroler Gastlichkeit: Das Kloster St. Georgenberg
Das Kloster St. Georgenberg ist ein bedeutender Wallfahrtsort mit über tausendjähriger Geschichte. Hier kann man die kunstvolle Georgskirche mit Fresken und prächtigem Hochaltar besichtigen, spirituelle Ruhe finden oder an Veranstaltungen und Nachtwallfahrten teilnehmen. Exerzitien im Kloster sind möglich, und für Gäste stehen fünf Doppelzimmer und zwei Einzelzimmer zur Verfügung.








„Wir sind ältester Wallfahrtsort Tirols, mit einer mehr als 1000-jährigen Kloster- und Wallfahrtstradition und Heimat der Heiligblut-Reliquie“, erzählt Prior Gottfried stolz. Heute so sagt er, findet man als Gast hier oben „weniger WLAN und mehr Wahrhaftigkeit.“
Im Klostergasthaus werden traditionelle Tiroler Gerichte und gekühlte Getränke serviert. Besonders empfehlenswert sind regionale Speisen wie der Wallfahrts-Suppentopf mit Nudeln, Rindfleisch und Gemüse, Kartoffelteig-Blattln mit Sauerkraut und natürlich die Tiroler Kaspressknödl. Der Rückweg nach Stans erfolgt über einen Pilgerweg, da das Absteigen durch die Klamm aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt ist.

Kulinarische Highlights: Wirtshäuser und Spezialitäten in der Silberregion Karwendel
Auch in der Bezirkshauptstadt Schwaz lässt es sich vorzüglich tafeln. Das Traditionsgasthaus Tippeler, das älteste Gasthaus im Ort, bietet authentische Tiroler und österreichische Küche mit Spezialitäten wie Krapfenteller, Tiroler Bauernteller oder Alt-Wiener Zwiebel-Rostbraten – und natürlich dem flaumigen Kaiserschmarrn.




Ein weiteres Lieblingslokal der Einheimischen ist das Gasthaus Einhorn Schaller, bekannt für würzige Graukassuppe mit Schwarzbrotchips, Tiroler Pressknödelsuppe, klassisches Tiroler Gröstl mit Spiegelei und Krautsalat sowie mit Graukäse gefüllte Silberblattl-Krapfen mit Sauerkraut.
Radeln und Entdecken: Schloss Tratzberg und Wallfahrtskapelle Maria Larch
Für Radler bietet die Silberregion Karwendel spannende Ausflugsziele. Das hoch über dem Inntal gelegene Schloss Tratzberg ist von Schwaz aus in einer gemütlichen Radtour in gut einer Stunde erreichbar. Ein weiteres lohnenswertes Ziel ist die Wallfahrtskapelle Maria Larch. Die landschaftlich reizvolle Strecke führt über den Inntalradweg nach Terfens und weiter auf das Gnadenwalder Plateau.



Im 18. Jahrhundert erlebte die Wallfahrt durch zwei Wunderheilungen einen Aufschwung. Auch heute trifft man dort regelmäßig Einheimische, die sich das Quellwasser für daheim abfüllen. Hinter der Kapelle befindet sich ein kleiner Selbstbedienungsladen aus Holz, das „s’Larchladl“, in dem ein einheimischer Bauer seinen Käse anbietet.
Eintauchen in die Geschichte der Silberregion Karwendel in Tirol
Wer gerne in die Geschichte der Silberregion Karwendel in Tirol und die Zeit des Silberabbaus in Schwaz eintauchen möchte, sollte über das Tourismusbüro eine Tour mit dem Stadtführer Anton Prock, Kunsthistoriker und früherer Schuldirektor sowie Autor vieler Bücher über Bürger und Schlösser in Tirol buchen. „Der Abbau von Kupfer und Silber begann etwa ab 1410 und hatte seine Blüte von 1450-1550. Danach wurde der Markt mit Silber aus Amerika überschwemmt, dessen Abbau weniger aufwändig war, als in den Tiroler Bergen“, erzählt er.
Aus der damaligen Zeit überragen zwei prägende Figuren ins Heute: Sigmund der Münzreiche, Herr über die Münzprägung in Hall und Kaiser Maximilian, der als „Reise-Kaiser“ galt und der ab 1490 Tirol übernahm. „Tirol ist eine Geldbörse, in die man nie vergebens greift“, erinnert Anton Prock an eine seiner Aussagen.






Beim Rundgang besichtigt man die Paläste reicher Familien aus dem Stand der Gewerke, wie die Enzenbergs, deren Palais Enzenberg und dessen Weinkeller Gäste mit dem Fremdenführer besichtigen können. Einen Besuch wert ist auch das 1507 von Kaiser Maximilian gegründete Franziskanerkloster. Es gilt als die wohl schönste Bettelordenskirche des Alpenraums und ist eine große Predigerkirche mit beeindruckender Akkustik. Im einzigartigen Kreuzgang lassen sich gut erhaltene Malereien aus dem frühen 16. Jahrhundert bewundern, die das Leben und Leiden Jesu Christi darstellen.
Die Schwazer Pfarrkirche Sankt Maria Himmelfahrt ist auch ein Ausnahmebau, nämlich zwei Kirchen in einer. „In den zwei Hauptschiffen mit jeweils einem Chor wurden früher, getrennt durch eine zwei Meter hohe Bretterwand, die Heilige Messe gefeiert“, erzählt Anton Prock.
Übernachten wie ein Adliger: Schlosshotel Mitterhart
Wer nah an der Silber-Historie und dem echten Tirol bleiben will, sollte als Unterkunft das Schlosshotel Mitterhart in Vomp bei Schwaz wählen. Das Schloss wurde um 1615–1620 von Ritter Hieronymus von Stauber als Adelssitz direkt am Inn erbaut und prägt seit mehr als 400 Jahren das kulturelle und landschaftliche Bild von Vomp und Schwaz.


Heute ist es als Schlosshotel im Besitz der Familie Mair, die Gastfreundschaft und Kulinarik mit historischer Schlossatmosphäre verbindet. Kürzlich wurde das Gemäuer um eine neue Dependance mit modernen Landhaus-Spa-Suiten erweitert.
Fazit: In der Silberregion Karwendel das besondere Tirol erleben
Die Silberregion Karwendel ist das perfekte Ziel für alle, die das echte Tirol abseits des Massentourismus erleben möchten. Hier findet man Natur, Kultur, Geschichte und kulinarische Genüsse – alles eingebettet in eine authentische und herzliche Atmosphäre. Wer auf der Suche nach dem besonderen Urlaub in Tirol ist, sollte die Silberregion Karwendel unbedingt auf seine Reiseliste setzen.

Weitere Infos zur Silberregion Karwendel in Tirol:
https://silberregion-karwendel.com/de
https://www.schlosshotel-mitterhart.com