Natur, Klimakrise, Kunst und Kulturgeschichte

„Hello Nature. Wie wollen wir zusammen leben?“ Die große Jahresausstellung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg öffnet bis März 2025 ihre Tore und präsentiert einen wichtigen Perspektivenwechsel.

Der Eingangsbereich zur Ausstellung entführt ins Paradies, wie es im 17. Jahrhundert gesehen wurde.

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg ist das das größte kulturgeschichtliche Museum des deutschen Sprachraums. Die Jahresausstellung „Hello Nature. Wie wollen wir zusammen leben?“ wirft ab Oktober 2024 als weltweit erste Ausstellung einen ökologischen Blick auf die europäische Kulturgeschichte im Dialog von Vergangenheit und Gegenwart. 

Natur und Mensch

Die spannende Ausstellung beleuchtet das komplexe Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Es hinterfragt, was passiert, wenn der Mensch sich als Zentrum der Welt versteht und versucht, die Natur zu beherrschen. Es zeigt die Geschichte dieser Beziehung, die von Ausbeutung, Bedrohung und dem Bestreben nach Bewahrung geprägt ist.

Albrecht Altdorfer „Die Bergung der Leiche des heiligen Florian“, Regensburg um 1520.

Gleichzeitig stellt die Ausstellung die Frage nach zukünftigen Möglichkeiten des Zusammenlebens. Die Sonderausstellung ist in drei Kapitel unterteilt, die einen Bogen von der Sesshaftwerdung bis in die Gegenwart spannen. Sie zeigt, wie die Interaktionen zwischen Menschen und ihrer Umwelt zu tiefgreifenden Veränderungen geführt haben. „Hello Nature“ ist die erste Ausstellung, die einen Perspektivenwechsel zu diesem Thema wagt und am Ende die Natur zu Wort kommen lässt. Die Ausstellungslaufzeit der Jahresausstellung „Hello Nature endet am 02. März 2025.

Leihgaben aus der Schweiz

Zu den Exponaten gehören unter anderem drei hochwertige Leihgaben aus der Schweiz. Die Fischtafel von 1709 aus dem Züricher Rathaus zeigt die im Zürichsee heimischen Fischarten und ihre Schonzeiten. Sie hängt noch heute im Rathaus in Zürich und kommt als Leihgabe ins GNM, dabei scheint es das erste Mal zu sein, dass diese Tafel überhaupt verliehen wird und das Züricher Rathaus verlässt.

Die imposante Züricher Fischtafel von 1709.

Das imposante Werk ist 124 Zentimeter hoch und 240 Zentimeter breit. Es gehört in die erste Sektion der Ausstellung „Beherrschung“, in der thematisiert wird, wie der Mensch die Natur zu beherrschen versucht, dass es aber auch schon im Mittelalter, der frühen Neuzeit und im Barock Regularien gab, die ein Ausbeuten der Natur und Tierwelt zu verhindern suchten und Nachhaltigkeit sichern sollten.

Das Weinmaß, ein aus Erz gegossenes Eichgefäß für die Weinsteuer, stammt aus Basel und dem Jahre 1356. Auf der Außenseite des Gefäßes verweist eine lateinische Inschrift auf das Erdbeben am 18. Oktober 1356, das größte überlieferte Erdbeben nördlich der Alpen. Große Teile der Stadt Basel wurden damals zerstört, ebenso das alte Weinmaß der Stadt. Dass noch im Erdbebenjahr ein neues hergestellt wurde, zeugt von der finanziellen Bedeutung des Weines für die Kasse der Bürgerschaft, die das Geld für den Wiederaufbau benötigte.

Mit dem Weinmaß aus Basel von 1356 wurden Steuern eingenommen für den Wiederaufbau der Stadt.

Das Weinmaß ist eine Leihgabe aus dem Historischen Museum Basel und wird in der zweiten Sektion „Bedrohung“ im Kapitel zu den Menschen bedrohende Naturkatastrophen ausgestellt.

Und ein kleiner Kasten mit Gesteinsproben aus der Schweiz aus den 1970er Jahren enthält acht Gesteinsproben. Das Exponat steht im Zusammenhang mit Darstellungen der sogenannten Urlandschaft der Schweiz, Darstellungen aus den 1860er Jahren, in denen eine Natur ohne den Menschen imaginiert wird. Diese Vorstellung steht im Zusammenhang wissenschaftlicher Forschungen, die im 19. Jahrhundert zu der Erkenntnis kam, dass die Erde deutlich älter als die durch die Bibel suggerierten 6.000 Jahre ist.

Geschichte des Museums

Das Germanische Nationalmuseum besteht seit 1852. Seine Gründung geht maßgeblich auf den fränkischen Adelige und Altertumsfreund Hans Freiherr von und zu Aufseß zurück. Er verfolgte die Absicht, ein wohlgeordnetes Generalrepertorium über das ganze Quellenmaterial für die deutsche Geschichte, Literatur und Kunst anzulegen. Vor dem Hintergrund der gescheiterten politischen Einigung der deutschen Staaten im Jahr 1848 sollte damit die Einheit des germanischen, das heißt deutschsprachigen Kulturraumes dokumentiert werden. Mit der Reichsgründung 1871 wurde das Germanische Nationalmuseum offiziell das Nationalmuseum deutscher Kunst und Kultur.

Die Sammlungen

Heute umfasst der Sammlungsbestand mehr als 1,3 Millionen Objekte. Damit ist das Germanische Nationalmuseum das größte kulturhistorische Museum des deutschen Sprachraums und zählt zu den bedeutendsten Museen der Welt.

So stellte sich Hans Baldung Grien „Die Sintflut“ von 1516 vor.

Das Spektrum der Sammlungen reicht von der Ur- und Frühgeschichte bis zur Kunst und Kultur der Gegenwart. Dem Besucher eröffnet sich eine spannende Zeitreise durch die Jahrhunderte. Höhepunkte sind steinzeitliche Faustkeile, der geheimnisvolle Goldkegel von Ezelsdorf-Buch aus der Bronzezeit, der kostbare mittelalterliche Einband des Codex Aureus, Skulpturen von Veit Stoß und Meisterwerke von Albrecht Dürer. Das Museum zeigt außerdem den sogenannten Behaim Globus, den ältesten erhaltenen Globus der Welt, Astrolabien, Rüstungen und Waffen, es verfügt über eine der bedeutendsten Musikinstrumentensammlungen Europas und seltene barocke Puppenhäuser in der Spielzeugsammlung. Malerei des Expressionismus sowie Designklassiker vom Bauhaus bis heute runden die umfangreiche Präsentation ab. An keinem anderen Ort wird die Kulturgeschichte des deutschen Sprachraums in einer solchen Fülle präsentiert.  Mehrere Sonderausstellungen im Jahr ergänzen und vertiefen die Themen zur Kunst und Kulturgeschichte.

Weitere Informationen gibt es unter: https://www.gnm.de/

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Jörg Berghoff

Autor Kurzvorstellung:

Jörg Berghoff führt als freier Autor und Journalist seit 1998 ein Pressebüro für Tourismus, Kultur und Sport. Als Reisejournalist spezialisiert auf Irland, Großbritannien, Europa und Australien. Studium der Kunstgeschichte und Ethnologie, Winzermeister und Buchhändler.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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