Es gibt da ein Land, sagenumwoben und seit alters her bekannt für seinen Reichtum an seltenen Pflanzen und Gewürzen, vor allem aber für ein wertvolles Harz, das es in dieser Menge und Qualität nirgendwo sonst auf der Welt gibt: Weihrauch, das „weiße Gold des Orients“. Regiert wird dieses ferne Land bis heute von einem Sultan, und allein der Klang seines Namens erinnert spontan an Alladin und die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht.
Text + Fotos: (c) Bernhard Bürkle, https://www.facebook.com/bernhard.burkle
Die Rede ist vom Sultanat Oman, jenem Wüstenstaat auf der arabischen Halbinsel, der für Reisende in der Vergangenheit weitgehend tabu war. Auch noch zu Zeiten, als die direkten Nachbarländer, die Vereinigten Arabischen Emirate, längst die Zeichen der Zeit erkannt hatten und neben ihren Öl- auch zunehmend Touristen-Fördertürme in Form gigantischer Luxushotels auf dem Wüstensand errichteten.
Ganz anders im benachbarten Sultanat Oman: Als hätte er das Treiben seiner um Superlative wetteifernden Nachbarn Dubai und Abu Dhabi, den reichsten und aktivsten der sieben Vereinigten Scheichtümer, skeptisch und abwartend aus der Ferne beobachtet, hält sich der in jeder Hinsicht gemäßigte Sultan Qaboos in Sachen Tourismus eher zurück. An mangelnder Finanzkraft dürfte das nicht liegen, ist doch auch der Oman mit dem Schwarzen Gold Erdöl ebenfalls reich gesegnet. Vielmehr setzt man hier auf die Attraktivität unverbauter Naturstrände und intakter, urtümlicher Landschaft schlechthin. Zwar öffnet sich das legendäre Weihrauchland, die Heimat von Sindbad, dem Seefahrer sowie der Königin von Saba, zunehmend für Reisende aus fernen Ländern, doch von Massentourismus ist man – und bleibt man hoffentlich auch – weit entfernt. Was das Reiseland Oman entsprechend auszeichnet ist die spürbare Natürlichkeit, das authentische Flair seiner Städte und Bewohner.
Dabei ist auch dieser Teil der Arabischen Halbinsel mit nicht minder attraktiven Sandstränden gesegnet, die in weiten Teilen bis heute so unberührt daliegen, dass die selten gewordenen Meeresschildkröten wie nirgendwo sonst auf der Welt die Küsten ganzjährig besuchen, um ihre tischtennisballgroßen Eier im warmen Sand zu vergraben. Südlich dieser Regionen reicht der kupferrote Sand der Wahiba-Wüste bis ans Wasser, und der endlose Küstenstreifen zieht sich wie ein einziger, endloser Badestrand mit feinem Sand bis tief hinunter in den Süden. Hier gedeihen die seltenen Weihrauchbäume, denen das Sultanat seinen Reichtum, aber auch permanente Überfälle neidischer Länder aus dem Norden zu verdanken hat. Riesige Befestigungsanlagen, monumentale Forts mit Wachtürmen und Schießscharten, zeugen im ganzen Land von der permanenten Verteidigungsnot dieses stolzen Wüstenvolkes.
Ganz oben im Norden hingegen, an der filigranen Spitze des Landes und mit der Straße von Hormuz fast in Sichtweite zum Iran, zeigt sich eine völlig andere Welt. Glasklar dümpelt hier das blaue Meer zwischen farbig leuchtenden, bizarren Felsen in malerischen Fjorden. Die zerklüftete Bergwelt von Musandam mit den unwirklich schönen Ausläufern des mächtigen Hadjar-Gebirges zählt zu den beeindruckendsten Naturwundern, die unser Planet zu bieten hat. Mit traditionellen Holzschiffen, den arabischen Dhaus, die bis heute wie zu Sindbads Zeiten weitgehend in Handarbeit aus Edelhölzern in der Region Sur gebaut werden, fahren ortskundige Seeleute tagtäglich mit Touristen hinein in dieses Labyrinth und locken pfeifend Delphine an, die neben zahllosen Arten bunter Fische über und unter Wasser faszinieren.
Das Sultanat Oman entwickelt sich – zum Glück sehr verhalten und mit viel Bedacht – zu einer ganz außergewöhnlichen Urlaubs-Destination, in der naturverbundene Wanderer ebenso perfekt die Winterzeit verbringen können wie luxusliebende Strandhotel-Liebhaber. In der Hauptstadt Muscat steigt ganz allmählich die Zahl der Sternehotels, auch Kreuzfahrtschiffe kommen gerne hier vorbei, aber Einkaufstempel, künstliche Skipisten, von Walt Disney inspirierte Vergnügungsparks oder waghalsige Unterwasser-Hotels wird man hier zu Sultan Qaboos‘ Lebzeiten wohl nicht finden.
Als im Jahr 1971 die Scheichs der Nachbarländer beschlossen, sich zum Zwecke der Vereinigung ihrer Königreiche auf neutralem Boden zu versammeln, ließ der damalige Sultan eigens ein palastartiges Hotel nahe seiner Hauptstadt Muscat erbauen, das eines so wichtigen Ereignisses würdig sein sollte. An exponierter Stelle in unberührter Natur, aber doch nahe der Hauptstadt mit dem Flughafen, entstand das Al Bustan Palace Hotel mit herrlicher Gartenanlage und langgezogenem Sandstrand. Zahlreiche Luxus-Suiten angemessener Größe, aber auch Gemächer von normalem Format, allesamt sehr geschmackvoll und mit edelsten Materialien ausgestattet und exquisitem Mobiliar bestückt, sollten die Herrscher und ihre zahlreichen BegleiterInnen nachhaltig beeindrucken. Nach gründlicher Renovierung vor einigen Jahren wird das Hotel Al Bustan heute von Ritz geführt und zählt nach wie vor zu den schönsten Hotelanlagen der Welt. Dass sich ein solches Haus auch hinsichtlich der kulinarischen Verwöhnung seiner internationalen Gäste von höchstem Standard präsentiert, liegt auf der Hand.
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