Es muss nicht immer die Toskana sein – denn Umbrien, das grüne Herz Italiens, ist ebenso schön und hat so manche Besonderheit zu bieten.
Allein Gubbio, an den Hängen des Monte Ingino im Apennin gelegen, ist ein wahres Prachtexemplar einer mittelalterlichen Stadt. Reich an historischen und künstlerischen Zeugnissen, gesegnet mit traumhafter Lage in einer Landschaft, die heimische Produkte wie schwarze und weiße Trüffel zu Tage bringt und liebenswerten Menschen, die an alten Traditionen festhalten.
Dass Gubbio die älteste Stadt Umbriens ist, bezeugen die im Stadtmuseum aufbewahrten iguvinischen Bronzetafeln und die Reste des römischen Theaters. Iguvium – so der einstige Name – war ein Stützpunkt auf dem byzantinischen Korridor, der Rom und Ravenna verband. Zur Blüte gelangte Gubbio aber erst zwischen dem 12. Und 15. Jahrhundert unter gräflicher Herrschaft.

Mit Tourismus-Chef Ubaldo Casoli geht es über die steilen Gassen durch die mittelalterliche Ortschaft zunächst hinauf zum majestätischen Priorenpalast (Palazzo die Consoli), der mit seiner imposanten Fassade zu einer der bedeutendsten italienischen Bauten des Mittelalters zählt. An der Piazza Grande, auf halber Höhe des Ortes gelegen, genießt man einen atemberaubenden Blick auf die umgebenden Hügel. Heute birgt der Palast das Stadtmuseum, das auf unterschiedlichen Ebenen die Geschichte der Stadt erzählt. Wer Glück hat, erlebt sie abends sogar mit kulinarischer Begleitung aus den unterschiedlichsten Epochen.
Groß ist die Verlockung sich stundenlang hier aufzuhalten – doch da ruft schon der nächste Höhepunkt: Im wunderschönen Theater der Stadt, die mit ihren rund 32000 Einwohnern übrigens zur Provinz Pesaro in den Marken gehört und somit zum „Land des Herzogs“ zählt, gibt es noch ein Konzert.

Das Orchester von Pesaro gibt sich die Ehre und natürlich wird etwas von Rossini auf dem Programm stehen!
Ubaldo lässt es sich am nächsten Tag – trotz Regens – nicht nehmen, uns die Schönheit seiner Heimatstadt nahe zu bringen.
Die Besichtigung der Kathedrale, deren prächtige Fassade mit den Symbolen der Evangelisten Adler, Löwe, Engel und Stier verziert ist, ist ein Muss. Der einschiffige Innenraum wird von zehn großen Bögen getragen, und beherbergt interessante Kunstwerke von Nucci und Ghepardi sowie auch die Pietät von Dono Doni. Gegenüber der Kathedrale befindet sich der Palazzo Ducale (Herzogspalast) aus der Renaissancezeit, gebaut vom Grafen Federico da Montefalco – einem Schöngeist, der stets nach dem Ideal strebte. Das mit feinster Intarsienarbeit getäfelte Arbeitszimmer des Herzogs ist hier originalgetreu wiederaufgebaut, während sich das eigentliche Original heute im Metropolitan Museum von New York befindet! Bei einem Spaziergang durch die engen gepflasterten Gassen des Zentrums findet man viele Handwerksläden, in denen man typische Produkte aus Keramik, Leder, Eisen, Gold und Stickerei erstehen kann.

Ubaldo zeigt uns aber auch seine Schätze: keine Schönheiten eigentlich…dunkle Knollen, mal groß, mal klein, etwas unförmig: Trüffel!
Giogio, sein Labrador hat den richtigen Riecher für sie! Gott Lob – denn ohne dem blieben die edlen Pilze wohl unter den Steineichen in der Nähe des landwirtschaftlichen Anwesens Ubaldos auf ewig versteckt. Giogio hat heute gar keine Lust aus Tartufo-Suche, denn eigentlich ist er böse mit seinem Herrchen, weil der zwei seiner kleinen Welpen am Morgen an Freunde vergeben hat. Und es regnet! Dennoch: was ein anständiger Trüffel-Hund ist, der sucht und findet eben doch – eigentlich um die aromatischen Knollen schnellstmöglich selbst zu verspeisen. Der erfahrene Trüffeljäger jedoch ist noch schneller und nimmt sie dem braven Finder gegen ein Lob ab.

Nach der Ernte der schwarzen Trüffel folgen die noch aromatischeren weißen. Streng lizenziert, mit genau vorgeschriebenen Schonzeiten werden die edlen Funde dann weltweit verkauft – meistbietend versteht sich! Der geringere Teil bleibt in der heimischen Küche von Gubbio, ob an heimischen Herden oder in Restaurants. Hier wird das Aroma des weißen Trüffels in allen Arten von Nudelspeisen und natürlich für Soßen verwendet.
Aber da ist noch etwas, was uns der Tourismus-Chef unbedingt näher bringen muss. Und fast wird dabei das Leuchten in seinen Augen noch glänzender als beim Trüffel-Fund.

historischen Kerzenlauf aufgesetzt werden
Ubaldo erzählt vom Corsa dei Ceri, einem Fest zu Ehren des Patrons der Stadt, des Heiligen Ubaldo von Gubbio († 1160 in Gubbio), das jedes Jahr am 15. Mai stattfindet. Dabei tragen drei Mannschaften, alle in historischer Kleidung, jeweils eine fünf Meter hohe und 400 Kilogramm schwere Statue (eine des heiligen Ubaldo, eine des Heiligen Antonius und eine des Heiligen Georg) auf riesigen Holzkerzen stehend, auf den Monte Ingino zur Basilika des Heiligen Ubaldo.Eigentlich würde es auch eine Seilbahn hinauf geben! Die Corsa erfolgt möglichst schnell und mit einem ganz genauen Zeremoniell – wobei der Gewinner allerdings vorher schon fest steht: die Mannschaft, die die Statue des Sankt Ubaldo trägt, muss gewinnen, weil dieser ja der Patron der Stadt ist! Warum dies alles so ist, weiß niemand so ganz genau. Aber Ubaldo Casoli hat diesen schweißtreibenden, ehrenhaften Job über 20 Jahre lang inne gehabt und hätte ihn wohl nie aufgegeben, hätte sein Rücken ihm nichts anderes befohlen. Zu gewinnen gibt es bei für die Teilnehmer freilich nichts, außer dem Staunen tausender Besucher des Festes. Und: es war schon immer so und wird hoffentlich noch lange Jahre aus Tradition so bleiben. So sind die Umbrer nunmal…

Nicht ganz so alt und erst in den letzten Jahren entstanden, ist der Weihnachtsbaum von Gubbio. Nein – der ist nicht so, wie wir ihn kennen. Er ist der größte der Welt und deswegen ins Guiness- Buch der Rekorde eingetragen worden. Der Tannenbaum erstreckt sich über die gesamte Südseite des Berges Ingino. Dafür werden 800 farbige Lichter, die über 20 Kilometer lange elektrische Kabel versorgt werden, in Form eines Weihnachtsbaumes installiert. Um die Großartigkeit des Weihnachtsbaums zu betonen, wird auch eine lebensgroße Weihnachtskrippe am Fuße des Baumes errichtet.
Und natürlich darf der Komet an der Spitze des Berges nicht fehlen! Er leuchtet über Gubbio vom 7. Dezember bis zum 10. Januar und sorgt für ein Glänzen in den Augen von Klein und Groß.
Text und alle Bilder:
Adelheid Wanninger
Foto Weihnachtsbaum:
Tourismusamt Gubbio
Die touristische Route durch das Land des Herzogs erstreckt sich von den Marken bis nach Umbrien und verbindet die Städte Senigallia, Pesaro, Gubbio und Urbino dadurch, dass sie von den Herzögen Montefeltro und Della Rovere als ideelle Städte geprägt wurden. Reich an kunsthistorischen Schätzen – von Bauten bis Gemälden, spiegeln sie die Tiefe der italienischen Renaissance wider.
Infos:
regioneumbria.eu
Anreise:
Flug mit Lufthansa/Air Dolomiti nach Ancona
Per Auto entlang der Ostküste bis Ausfahrt Fano, weiter nach Gubbio
Unterkunft:
Park Hotel Ai Cappuccccini in Gubbio
www.parkhotelaicappuccini.it
oder etwas außerhalb im Castello di Petroia
www.petroia.com
Auskunft:
Servicio Touristico Associato
www.gubbioaltochiascio
info@iat.gubbio.pg.it