Lyon – der Löwe auf dem Sprung

Bei strahlendem Septemberwetter habe ich mich in den Löwen Lyon verliebt, im nässelnden Novembergrau, finde ich “die Stadt des Lichts” nicht weniger faszinierend.
Die knapp 500.000-Seelen-Stadt ist Kapitale des Departement Rhône Alpes in Zentralfrankreich. Es heißt, dass durch Lyon nicht nur Rhône und Saône fließen (im Süden der Stadt mündet letztere in erstere), sondern dass der beliebte Beaujolais der dritte Fluss der Stadt sei. Das nächste Beaujolaisdorf liegt nur eine halbe Fahrstunde entfernt, Rhône-Alpes-Wintersportorte sind ganz in der Nähe und drei Stunden südlich liegt das Mittelmeer, wohin die meisten gleich weiterreisen und Lyon rechts liegen lassen – ein kapitaler Fehler! Diese Stadt ist eine Attraktion an sich.
Die malerische, fast komplett intakte Altstadt rechts der Saône mit ihren schönen Plätzen, engen Gassen am Fuße des Hügel der betet: Fourvière und einem Flair, das nur alte Städte haben, gehört seit 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Aber die Schönheit geht auch auf Presqu’île, der Halbinsel weiter, umarmt von Saône und Rhône, mit dem Hügel der arbeitet: Croix-Rousse. Das Besondere an diesem französischen Löwen ist die Faszination des Alltäglichen, seineaußergewöhnlich stark ausgeprägte kulinarische Seite, die einzigartige Lichtkunst und die spektakuläre Illusionsmalerei. Beides hat längst die Grenzen überschritten und wird weltweit erfolgreich eingesetzt.

Liebe auf den zweiten Blick

Erster Eindruck beim Landeanflug sind vier riesige Atommeiler linkerhand. Der zweite Eindruck gefällt mir persönlich besser: Der TGV-Bahnhof von Architekt Santiago Calatrava am Flughafen Saint Exupéry (LYS), benannt nach dem berühmten Lyoner Flieger und Autor Antoine de Saint Exupéry (der Kleine Prinz). Ansonsten ist der Flughafen eher unspektakulär. Seit 2010 gibt es die Tram express, die 15minütig zwischen Stadt und TGV-Bahnhof Flughafen pendelt. Nach gehörigen Verkehrsstau-Erlebnissen beim letzten Besuch, bewege ich mich fortan am liebsten per Metro, Pedes, oder velo’v (preiswertes Fahrradverleih-System!) fort.

Im College Hotel fühle ich mich auf angenehme Art in die Schulzeit zurückversetzt. Das Gesamtinventar trägt den Collegestempel. Der Frühstücksraum ist ein original Klassenzimmer aus der Nachkriegszeit. Ein betagter Herr mit junger Dame entzieht sich meinen Fotoavancen – wahrscheinlich ein Lehrer mit seiner Schülerin beim illegalen Biologieunterricht. Andere Schulbankdrücker lächeln freundlich in die Kamera. Singles, Pärchen, Jungfamilien, allesamt freiwillig im Schulstress, beim französischen Frühstück: Café au lait, Croissant, Baguette Butter, Marmelade, Joghurt und Obst. Während das ungleiche Paar nervös vor dem Hotel raucht, krabbelt drinnen, wo Rauchen verboten ist, ein Baby unter den Bänken und zwischen den Füßen herum. Das ist nicht immer so. Anstelle klein karierter Lehrer, gibt es Tischsets solchen Musters… Echt abgefahren, mitten in der Altstadt aber nichts für Lärmempfindliche. Denn in den Straßen und Kneipen – und davon gibt’s hier jede Menge – ist immer bis spätnachts Betrieb.

Von hier aus kann man gleich ab durch die historische Stadtmitte loslegen, unter Benutzung möglichst vieler Traboules (von trans ambulare, durchgehen), die Straßen miteinander verbinden. Man benutzt Flure von Privathäusern, mit denen die Stadt Abkommen geschlossen hat: Die Hauseigentümer gewähren Durchlass, dafür werden die Reinigungskosten der Treppenhäuser übernommen. So manches architektonische Kleinod ist in diesen Innenhöfen versteckt.

 
 
ONLY LYON
“Nur Lyon!” Das Wortspiel eines findigen Kopfes zur Vermarktung ist keine Worthülse. Diese Stadt ist einzigartig – nicht nur für Asterix und Obelix-Fans… “Wir wissen sofort, dass in der einstigen Hauptstadt der Gallier, in Lugdunum (Hügel des Lichts) die berühmte Schnittwurst für den Spezialitätensack eingekauft wurde und dass sich kein Römer in das krasse Stadtlabyrinth gewagt hat…” Exzellente Beschreibung! Beim Schlendern durch die historische Altstadt, wähne ich an so mancher Stelle einen Römer, der sich irgendwo herumdrückt. Und ein Spezialitätensack ist genau genommen die ganze Stadt. Kulinarisch sowieso, mit seinen rund 200 Restaurants und sehr hohen Qualitätsansprüchen.
 
Auch der namhafte, 1926 geborene Sternekoch Paul Bocuse ist hier beheimatet und verwaltet sein kulinarisches Imperium immer noch mit großer Grandezza. Ein Déjeuner oder Dinner im Restaurant Paul Bocuse am nördlichen Stadtrand an der Saône gelegen, sollte man sich gönnen. Der Maitre, der nach dem Abendmahl gelegentlich noch fürs Foto an den Tisch kommt hält 3 Michelinsterne schon seit fast 50 Jahren. Die Markthalle, leider keine alte, sondern ein moderner Glasklotz trägt seinen Namen und bietet alles an Delikatessen feil, was man sich nur vorstellen kann. Es gehört fast schon zum Guten Ton, sich dort gelegentlich ein paar Austern und einen Trockenen Weißen zu gönnen.


Information:
Office du Tourisme, Lyon
Rhône Alpees, Lyon
ATOUT FRANCE, Frankfurt

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